Zyto-Pfusch

Bottrop: Alte Apotheke vor dem Verkauf?

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Berlin -

Die Alte Apotheke in Bottrop steht anscheinend kurz vor einem Eigentümerwechsel. Wie aus dem regionalen Umfeld zu vernehmen ist, soll der mutmaßliche Tatort eines der größten Medizinskandale der Nachkriegsgeschichte an eine Apothekerin aus dem nahe gelegenen Soest verkauft werden. Damit würde die Familie von Apotheker Peter S. nach 130 Jahren einen Schlussstrich ziehen.

Von dem angeblichen Eigentümerwechsel weiß man bisher weder bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, noch beim zuständigen Gesundheitsamt der Stadt Bottrop etwas. Das sei aber nicht ungewöhnlich, heißt es. Erst die endgültige Übertragung müsse gemeldet werden. Ist noch kein Vertrag unterschrieben, wisse man in der Regel auch noch nichts.

In der Alten Apotheke will man sich nicht zu dem Gerücht äußern – noch nicht. Auch in der Apotheke der angeblichen neuen Besitzerin verrät man noch nichts. Eine mit den Vorgängen vertraute Person beteuert jedoch, dass es sich um eine verlässliche Quelle handele. Der mutmaßliche Pfusch-Apotheker Peter S. hatte die Apotheke vor einem Jahr an seine Mutter übergeben, nachdem er im Herbst 2016 festgenommen worden war. Doris S. hatte die Apotheke schon einmal geführt, aber 2009 an ihren Sohn übergeben.

Die Apothekerin steht allerdings selbst im Fadenkreuz: Wie das Gesundheitsamt Bottrop auf Nachfrage bestätigte, prüft es einen Entzug ihrer Betriebserlaubnis. Immer wieder kamen im Laufe des Verfahrens nämlich Vorwürfe auf, sie habe von den Machenschaften ihres Sohnes gewusst oder sei sogar eingeweiht gewesen. In einem Keller des Hauses, in dem die Apotheke untergebracht ist, wurden größere Mengen Medikamente sowie Lieferscheine gefunden. Der Kellerraum gehörte nicht zur Apotheke, sondern den Eltern des Angeklagten. Allerdings sind bisher keinerlei handfeste Indizien für die Behauptung aufgetaucht, die Mutter könnte in den Skandal involviert sein. „Wir schauen nach Anhaltspunkten dafür, haben aber nichts, das irgendwie rechtfertigen würde, ihr die Betriebserlaubnis zu entziehen“, sagte ein Sprecher der Behörde.

Ein Zusammenhang zum angeblichen Verkauf ist daher eher unwahrscheinlich. Vermutlich geht es der Familie eher darum, einen Schlussstrich zu ziehen. Zwar gehörte die Apotheke zu den größeren Betrieben der Stadt; S. hatte außerdem um sie herum Ärztehäuser aufgebaut. Doch aus den Schlagzeilen kommen Inhaberin und Mitarbeiter nicht, solange der Prozess noch läuft.

Verkauft Doris S. die Alte Apotheke, würden vier Generationen Familienbetrieb ein Ende finden. 1864 gründete sie der Pharmazeut Josef Hartmann als erste Apotheke des damals nur gut 4000 Einwohner großen Bottrop. Nach einem Eigentümerwechsel wurde sie 1886 erneut verkauft, diesmal an den Vorfahren der heutigen Inhaberin. Wie die Tageszeitung „Der Westen“ berichtete, erhielt sie nach der Gründung einer zweiten Apotheke in Bottrop 1899 ihren heutigen Namen Alte Apotheke.

Der Vater des inhaftierten Peter S. hatte einem Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) zufolge nach seiner Promotion Anfang 1968 begonnen in der Apotheke zu arbeiten. Gut ein Jahr später heiratete er die Tochter des damaligen Besitzers, die heutige Inhaberin. Ihr gemeinsamer Sohn war es, der nicht nur das Geschäft weiterführte, sondern auch als Fachapotheker für Onkologie mit der Herstellung von Zytostatika in der Alten Apotheke begann.

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