Lange Nacht des Impfens

Apotheke: 255 Impfungen in drei Stunden

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Berlin -

Viele Apotheken beteiligten sich jetzt im Oktober an der „Langen Nacht des Impfens“. Allein in Hamburg haben neun Apotheken an der Aktion teilgenommen, darunter die EEZ-Apotheke im Stadtteil Osdorf. Hier war die Nacht ein voller Erfolg – 255 Impfungen wurden in der Zeit von 20 bis 23 Uhr durchgeführt. In Dresden geht es heute erst los – und mit 35 Terminen. Doch Apotheker Damian Brockmann ist trotzdem zufrieden: „Damit sind wir dann auch an der Schmerzgrenze.“

Für das Team der EEZ-Apotheke im Hamburger Stadteil Osdorf war die Aktion ein voller Erfolg. 255 Impfungen konnte Apothekerin Dr. Antonia Glatzel im Alleingang durchführen. „Ich habe die Apotheke noch nie so voll gesehen“, berichtet sie. Ihre Kolleginnen und Kollegen waren währenddessen mit der Organisation und Abwicklung beschäftigt. „Sie haben das Rezeptebedrucken und die Dokumentation übernommen, Corona-Impfstoffe aufgezogen, Vaxigrip- und Efluelda-Nachschub aus dem Kühlschrank geholt.“

Die Kundschaft meldete sich für die entsprechende Impfung bei zwei Kolleginnen und Kollegen an und erhielt einen Fragebogen. Da die Nachfrage so hoch war, mussten sich die Impfbereiten dann in einer Warteschlange anstellen. Nach und nach wurden dann die Impfungen durchgeführt. „Wir wollten erst zu zweit vorgehen“, berichtet Glatzel, aber es war so viel los, dass es uns nicht möglich war, eine zweite Warteschlange zu bilden.“

Neben der Grippeimpfung impfte sie auch gegen Corona – hier wäre sogar noch Luft nach oben gewesen. „Ich habe so lange geimpft, bis unser Corona-Impfstoff leer war.“ Gegen 22 Uhr musste sie Interessierte deshalb zwar nach Hause schicken. „Mit ihnen konnten wir aber Termine noch in dieser Woche vereinbaren.“ Von 20 bis 23 Uhr impfte die Apothekerin durch.

Die Apotheke befindet sich im Elbe Einkaufszentrum. Im Vorfeld machte das Team hier durch Plakate, aber auch durch interne Werbung auf die Aktion aufmerksam. Den großen Ansturm, mit dem die Apothekerin nicht gerechnet hat, erklärt sie sich auch durch das Aufgreifen des Themas durch lokale Medien. „Die Menschen waren super dankbar, wir haben ganz tolles Feedback bekommen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Nachfrage nach Coronaimpfungen noch so groß ist“, erklärt Glatzel. Die stellvertretende Apothekenleiterin freut sich bereits auf die nächste lange Nacht des Impfens.

Erst die Masse macht’s

Auch die City-Apotheke am Goldenen Reiter in Dresden nimmt an der Aktion Teil, allerdings erst heute. Zwischen 16 und 19 Uhr werden heute 35 Termine gemeistert. „Mit dem was wir dafür bekommen, ist das erst ab hoher Zahl lohnenswert“, berichtet Damian Brockmann, der die Termine heute als Apotheker betreut.

Dabei geht es nicht erst heute in der City-Apotheke los mit dem Impfen. „Das ist jetzt die vierte Woche in Folge“, sagt Brockmann. Bei den 35 Terminen in drei Stunden sei man bereits an der Schmerzgrenze des möglichen, damit es nicht in „Massenabfertigung“ ausartet. In der Apotheke von. Inhaberin Dr. Katja Scarlett Daub werden die Aufgaben aufgeteilt: Der Apotheker übernimmt die Anamnese und das Impfen, ein:e PTA Empfang, die Nachbetreuung und beispielsweise das Melden an das Robert-Koch-Institut. Durch zwei Beratungsräume könne dann heute Abend mit zwei bis drei Angestellten effizient gearbeitet werden, so Brockmann.

Vor allem Corona-Impfungen

Verimpft werden vor allem Corona-Impfstoffe: Da Grippeschutzimpfungen auch in Einzeldosen abgepackt werden, übernehmen dies auch die Praxen vielfach, Corona lohne sich nur, wenn es fünf bis sechs Impfwillige gleichzeitig gebe. Durch die Impftermine in den Apotheken sei das gut zu managen – „es gibt in Dresden auch nur noch sechs Apotheken, die überhaupt impfen“. Erste Anfragen gab es bereits im August, Dresden kämpfte dort bereits mit einer Welle von Infizierungen, auch Pflegeheime waren betroffen. „Die Kinder und angehörigen kamen dann direkt und wollten eine Schutzimpfung.“

Kampf mit den Arztpraxen

„Es ist auch eigentlich noch zu früh für Grippeschutzimpfungen“, meint Brockmann zudem und verweist auf die kurze Wirksamkeit des Impfschutzes, der dann zur Grippe-Hochsaison bereits abgelaufen wäre. „Das ist ein echtes Problem. Für Apotheken ist es eine schwierige Situation: Die Ärzte finden das nicht gut, wenn die Apotheken das Impfen sozusagen abgraben. Hier ist regelrecht ein Kampf darum ausgebrochen, wer zuerst impft.“ Werde zu früh gegen Grippe geimpft, hätten die Patient:innen doch aber gar nichts davon, gibt der Apotheker zu bedenken. „Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Wir wollen den Patienten helfen.“

„Wir hätten auch schon 20 bis 30 Leute mehr impfen können“, sagt Brockmann, das sei aus seiner Sicht aber ethisch schwierig gewesen. Teilweise hätten die Ärzte in der Stadt schon im September Termine sechs Wochen im Voraus zum Impfen gegeben, „damit die Patienten gesichert sind“, vermutet Brockmann. Apotheken sollten das auch so machen.

Außerdem ist ihm aufgefallen, dass viele Jüngere für Grippeschutzimpfungen anfragen; die Älteren gehen vermutlich eher zum Arzt. „Außerdem sprechen wir mit unserer Online-Buchung sicher auch eher die Jüngeren an. Die Apotheke ist da moderner.“ Für die kommende Saison müsse das unbedingt bei der Impfstoffbestellung berücksichtigt werden. Probleme gebe es bisher keine: „Corminaty wird gut vertragen bisher. Wir bekommen auch oft schnell und niederschwellig Feedback. Die Kunden kommen manchmal am nächsten Tag vorbei und berichten, wie es ihnen nach der Impfung ergangen ist. Beim Arzt macht man das eher selten.“

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