Versorgung der Impfzentren

10 Millionen Euro: NRW setzt auf Apotheken

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Berlin -

Bei der Versorgung der Impfzentren setzt nicht nur Schleswig-Holstein auf pharmazeutischen Sachverstand. Auch in Nordrhein-Westfalen sollen Apothekenmitarbeiter die Aufbereitung des Impfstoffs übernehmen. Rund 10 Millionen Euro will das Land dafür zur Verfügung stellen.

Konkret sollen die Apotheken die Rekonstitution und die Vereinzelung des Impfstoffes übernehmen. Dies geht aus einer Vorlage des NRW-Finanzministeriums für den Haushalts- und Finanzausschuss hervor. Insbesondere steril herstellenden Apotheken wird hier eine Schlüsselrolle eingeräumt: Sie sollen für die Verarbeitung des Impfstoffes zur gebrauchsfertigen Anwendung sowie das Aufziehen auf Spritzen verantwortlich sein.

Rund 10 Millionen Euro will das Land dafür zur Verfügung stellen, zu diesem Ergebnis kommt das Finanzministerium in einer überschlägigen Bewertung nach Rücksprache mit Apothekerkammern und -verbänden.

Damit sind die Apotheken einer der größeren Ausgabenposten. Für die Verimpfung selbst sind für die kommenden sechs Monate rund 65 Millionen Euro eingeplant: Größter Block ist die Einrichtung der geplanten 53 Impfzentren – ein Zentrum je Kreis beziehungsweise kreisfreier Stadt. Der laufende Betrieb schlägt dann mit durchschnittlich 400.000 Euro pro Monat zu Buche, von denen das Land die Hälfte übernehmen muss. Neben der Miete sind hier Kosten für das Personal eingestellt – also Ärzte, Medizinische Fachangestellte und Mitarbeiter der Verwaltung, etwa zum Terminmanagement. Außerdem umfasst der Posten die Aufwendungen für persönliche Schutzausrüstung, Security und Kühlmöglichkeiten sowie den Fahrservice für die mobilen Teams. Weitere Kosten entstehen durch die Einbindung der niedergelassenen Praxen, die Arzthaftung sowie Informationsmaterialien.

Für Beschaffung und Logistik – also Transport- und Lagerkosten bei Sicherstellung einer lückenlosen Kühlkette sind nach Erkenntnissen aus Markterkundungen rund 10 Millionen Euro veranschlagt: Alleine die Lagerung bei -70 °C beziehungsweise bei 2 bis 8 °C nach Zubereitung kostet demnach 3 Millionen Euro. Die übrigen Kosten entfallen auf die Logistik allgemein, zum Beispiel den Transport im Land, die Ein- und Auslagerung sowie das Warenmanagement.

Für das Impfzubehör rechnet das Land auf Basis bereits eingeholter Angebote mit Kosten von 5,3 Mio. Euro. Hier geht es um 18 Millionen Spritzen à 1 ml zur Verimpfung mit einem Stückpreisc von 10 Cent brutto, dazu kommen 3,6 Millionen Spritzen à 2 oder 3 ml zur gebrauchsfertigen Herstellung der Impfung à 2,4 Cent. Benötigt werden außerdem 21,6 Millionen Kanülen zur gebrauchsfertigen Herstellung der Impfung sowie zur Verimpfung à 2,4 Cent sowie 1,8 Millionen Sicherheitskanülen zur Entnahme der Einzeldosen aus Mehrdosenbehältnissen à 16 Cent.

Für die wissenschaftliche Begleitung und Dokumentation hat das Land eine Million Euro veranschlagt, weitere 10 Millionen Euro wurden für aktuell nicht planbare Ausgaben eingestellt. „Da Erfahrungen für eine derartige Massenimpfung fehlen, ist davon auszugehen, dass zusätzliche Ausgaben entstehen, die derzeit noch nicht bekannt und daher nicht planbar sind. Damit bei Eintritt eines unvorhergesehenen und ungeplanten Ereignisses unverzüglich reagiert werden kann und dazu auch entsprechende Mittel bereitstehen, wird eine entsprechende Vorsorge benötigt“, heißt es in der Aufstellung.

Generell weist das Ministerium darauf hin, dass der ermittelte Bedarf nicht abschließend ist, da die Beantwortung von Detailfragen durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sowie die Impfstoffhersteller noch ausstünden, die konkrete Umsetzung der Impfung abzuwarten bleibe und sich wegen des besonderen Charakters der anstehenden Massenimpfung jederzeit Änderungs- und Aktualisierungsbedarf ergeben könne. Insgesamt würden zum jetzigen Zeitpunkt in einer ersten Tranche rund 100 Millionen Euro benötigt.

Die Planungen von Bund und Ländern sehen vor, dass der Bund die Impfdosen beschafft und sie an feste Lager in jedem Bundesland verteilt, in NRW soll es maximal zwölf solcher zentralen Lieferstellen geben. Im Gegenzug sind die Länder verpflichtet, das notwendige Impfzubehör zu beschaffen und die Impfung zu organisieren. Neben den Impfzentren sollen mobile Teams aufgebaut werden, die insbesondere in Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommen sollen. Die Kosten für Lagerung und Logistik gehen laut Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz vom 6. November vollständig zulasten der Länder. Die Kosten für die Einrichtung und den Betrieb von Impfzentren werden hälftig von den Ländern und von den Krankenkassen getragen.

 

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