Kreidezähne

Mineralisationsstörung: Wenn Kinderzähne bröckeln

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Berlin -

Wenn Kinder unter einer Störung der Zahnschmelzbildung leiden, spricht man von sogenannten Kreidezähnen. Durch die zerfurchte Oberfläche sind die Zähne besonders kariesanfällig, eine intensive Zahnpflege und Kariesprophylaxe ist unumgänglich.

2018 litten im Durchschnitt schon zehn bis fünfzehn Prozent der Kinder an MIH, bei den 12-Jährigen lag die Quote laut der 5. Deutsche Mundgesundheitsstudie sogar bei über 30 Prozent. Die sogenannte Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) ist eine Strukturanomalie des Zahnschmelzes, die auf eine Mineralisationsstörung zurückzuführen ist. Zahnärzt:innen sehen darin eine neue Volkskrankheit.

Symptome

Häufig sind die Schneidezähne und Backenzähne von der mangelnden Mineralisation betroffen. Die Zähne verfärben sich weiß-gelblich, auch bräunliche Flecken sind möglich. Es können einzelne Höcker aber auch die gesamte Zahnoberfläche betroffen sein. Bei schwereren Formen können die Zähne regelrecht absplittern.

Durch die raue, zerfurchte bis poröse Oberfläche sind die „Kreidezähne“ besonders kariesanfällig, es sammelt sich mehr Zahnbelag, der zusätzlich schlechter zu entfernen ist. Hinzu kommt eine extreme Schmerzempfindlichkeit, vor allem auf Hitze und Kälte aber auch auf Zähneputzen. Das bedeutet eine eingeschränkte Lebensqualität für die Betroffenen und die daraus resultierende mangelnde Zahn- und Mundhygiene erhöht das Kariesrisiko zusätzlich.

Ursachen

Eine präzise Ursache gilt noch immer als ungeklärt, mehrere Faktoren scheinen aber in Frage zu kommen – wahrscheinlich handelt es sich um ein Zusammenspiel. Dazu zählen Weichmacher aus Kunststoffen, die mit der Nahrung aufgenommen werden, wie Bisphenol A, aber auch Infektionskrankheiten, Antibiotikagaben, Windpocken, chronische Erkrankungen der Atemwege oder ein Vitamin-D-Mangel.

Nur bezüglich des Entstehungszeitraum sind sich Forschende sicher, dieser liegt zwischen dem achten Monat der Schwangerschaft und dem vierten Lebensjahr des Kindes.

Prophylaxe statt Prävention

Eine Prävention ist also nicht wirksam möglich, bei Verdacht oder Auftreten der Symptomatik sollten Eltern mit ihren Kindern aber unverzüglich eine Zahnärzt:in aufsuchen. Eine intensive Kariesprophylaxe ist entscheidend.

Viele Zahnärzt:innen empfehlen dafür hochkonzentrierte Fluorid-Gele mit dem die Zähne eingepinselt werden. Alternativ kann auch ein Zahnschutzgel mit Hydroxylapatit angewendet werden. Bei regelmäßiger Anwendung kann dadurch eine Schutzschicht zur Schmerzempfindlichkeitsreduktion und Schutz vor Karies gebildet werden. Dazu wird das Gel nach dem Zähneputzen mit einer Bürste oder dem Finger aufgetragen. Die weitere Verteilung kann auch mit der Zunge erfolgen. Ohne Ausspülen muss das Gel über Nacht einwirken.

Alternativ kann auch eine Zahnmilch genutzt werden. Zweimal täglich angewendet kann die Lösung die Oberfläche der Zähne glatter machen, sodass sich Bakterien schlechter anlagern können.

Achtung: Eine Überdosierung mit Fluorid kann zu einer Fluorose führen. Diese äußert sich durch weiße Schmelzflecken auf den Zähnen und ist laut Zahnärzt:innen ein eher optisches Problem.

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