Nutzen und Risiken abwägen

Dranbleiben: Impfskeptiker überzeugen

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Berlin -

Endlich ist ausreichend Impfstoff vorhanden, sodass Impfwillige nicht mehr wochenlang auf einen Termin warten müssen. Es scheint, als sei die Aufklärung aktuell so umfangreich wie zu keinem Zeitpunkt zuvor. Viele der aktuell noch nicht geimpften Personen hadern mit dem Thema – ein Termin ist noch nicht ausgemacht. Einige lehnen die Impfung konsequent ab. Um im Winter nicht vor einer erneuten Welle zu stehen und in einem wochenlangen Lockdown zu verharren, ist es wichtig, diese Menschen über den Nutzen und die Risiken aufzuklären, auch wenn sich das Beratungsgespräch wie eine endlose Dauerschleife anfühlt.

Es kann anstrengend sein, wenn man bereits vor der Mittagspause den fünften Kund:in davon überzeugen möchte, dass die Impfung die Gene nicht verändert und in Comirnaty und Spikevax auch kein „gefährliches“ Aluminium enthalten ist. Jetzt, wo der Impfstoff in ausreichender Menge vorhanden ist, scheint es so schwierig wie nie, die noch ungeimpften Bürger:innen vom Nutzen der Immunisierung zu überzeugen. Hier die häufigsten Aussagen von skeptischen Kund:innen und wie man sie beantworten kann:

„Der Impfstoff wirkt ja direkt im Zellkern und verändert meine DNA!“

Zumindest bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna trifft diese Aussage nicht zu. Die mRNA kann nicht in den Zellkern eindringen. Sie wird entlang der Ribosomen abgelesen. Die Ribosomen gehören zu den Zellorganellen, die innerhalb der Zelle, aber außerhalb des Zellkerns vorliegen. Hier werden Proteine produziert. Hier entsteht aus der mRNA vereinfacht gesagt das Antigen, welches auf der Zelloberfläche im nächsten Schritt präsentiert wird.

Bei den Vektorimpfstoffen sieht das anders aus. Sie basieren auf für den Menschen ungefährlichen Adeno- oder Schnuofenviren. Sie sind nicht mehr vermehrungsfähig. Das Genom der Vektorimpfstoffe verbleibt ebenso wie das anderer Adenoviren außerhalb der menschlichen DNA im Zellkern infizierter Zellen. Nach aktuellen wissenschaftlichen Stand besteht kein Risiko des Einbaus der Adenovirus-Vektor-DNA in das menschliche Erbgut.

„Die mRNA könnte ja im Körper verbleiben und dort zum Gehirn wandern!“

Nein, denn die mRNA wandert schnell in die Zelle und wird dort „umgeschrieben“. Freie mRNA wird innerhalb weniger Tage abgebaut. Sie können sich nicht anhäufen – was nicht gebraucht wird, wird abgebaut.

„Impfstoffe enthalten Aluminium und das führt zu Brustkrebs und Alzheimer!“

Die bisher zugelassenen Impfstoffe kommen ohne Aluminium oder sonstige sogenannte Adjuvantien aus. Bei einigen Totimpfstoffen ist Aluminium als Wirkverstärker enthalten, jedoch nur in sehr geringen Mengen. Auch Quecksilber wird von einigen Skeptikern in den Vials vermutet, doch auch diese Verbindung ist in keinem der vier Impfstoffe enthalten. Generell steht laut Aussagen des Robert Koch-Institutes (RKI) für alle in Deutschland generell empfohlenen Schutzimpfungen eine quecksilberfreie Variante zur Verfügung.

Aluminium kann in sehr hohen Dosen zu neurotoxischen Wirkungen führen. Der Zusammenhang zwischen Aluminium und Alzheimer wird seit gut 50 Jahren diskutiert. Eine evidenzbasierte Antwort darauf, ob Aluminium tatsächlich Alzheimer auslöst steht aus. Wissenschaftler konnten zeigen, dass verstorbene Alzheimer-Patient:innen erhöhte Aluminiumkonzentrationen im Gehirn aufwiesen. Doch dieser Fakt allein kann nicht als Aussage verwendet werden, dass Aluminium Alzheimer auslöst. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt zu dem Schluss, dass ein kausaler Zusammenhang von Aluminiumaufnahme und dem Auftreten der Alzheimer-Krankheit bisher nicht wissenschaftlich bewiesen werden konnte. Auch die Studienlage zu Brustkrebs und Aluminium ist lückenhaft. Jeder Mensch nimmt täglich geringste Mengen Aluminium zu sich. Bei gesunden Menschen wird der größte Teil des aufgenommenen Metalls über die Nieren ausgeschieden.

„Und was ist mit Langzeitfolgen? Die Impfstoffe wurden doch alle im Turbo zugelassen!“

Ja, die Impfstoffe wurden in einem schnellen Verfahren zugelassen. Das sogenannte „Rolling-Review-Verfahren“ ermöglicht es den Herstellern Dokumente nach und nach einzureichen, sodass die Europäische Arzneimittel-Agentur bereits mit der Prüfung beginnen und es bei Abschluss der Studien besonders schnell gehen kann. Das bezieht sich jedoch nur auf den Zeitraum, der zwischen Einreichung des Antrages und Durchsehen der Dokumente vergeht. Denn jeder Impfstoff muss alle geforderten Dokumente vorlegen. Jedes zugelassene Vakzin kann klinische Studien der Phasen I, II und III vorweisen.

Die Pandemie forderte eine schnelle Zulassung, auf Prüfschritte wurde jedoch nicht verzichtet. Die Hersteller schließen zahlreiche Studien an, beispielsweise zur Erweiterung der Indikation. So wurden die Impfstoffe von Moderna und Biontech nachträglich für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. Die Nachbeobachtungszeit der Proband:innen läuft noch. Und Spätfolgen gibt es bei Impfungen eigentlich keine. Leider muss man sagen eigentlich, denn im Zuge der Pandemie wurde die Diskussion um den Impfstoff Pandemrix neu entfacht. Das Vakzin gegen die Schweinegrippe führte 2009 in einigen Fällen zur Narkolepsie. Doch bei dieser sehr selten aufgetretenen Krankheit im Zusammenhang mit der Impfung handelte es sich nicht um eine Spätfolge, sondern um eine Nebenwirkung. Die Betroffenen zeigten bereits wenige Tage nach der Impfung Symptome. Diese wurden jedoch nicht erkannt oder fehlgedeutet. Nach der Pandemrix-Impfung zeigte etwa jeder 20.000ste Symptome einer Narkolepsie. Innerhakb der zulassungrelevanten Studie wurden jedoch keine 2000 Menschen geimpft.

Bei keinem anderen Impfstoff ist die Proband:innen-Anzahl so groß, wie bei den Corona-Vakzinen. Durch die große Anzahl an Studienteilnehmer:innen können auch seltenere Nebenwirkungen bereits innerhalb der Studien entdeckt werden.

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