Zyto-Verträge

Barmer schimpft über Gröhe

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Berlin -

Gerade erst hat die Barmer GEK zusammen mit TK und KKH eine groß angelegte Ausschreibung gestartet, da will die Bundesregierung exklusive Zyto-Verträge komplett verbieten. Entsprechend verärgert ist man bei der Kasse: Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zementierten die Intransparenz im System, heißt es aus Hamburg.

Mit dem Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung in der GKV“ (AM-VSG) will Gröhe nicht nur mehr 100 Millionen Euro mehr für Rezepturen und BtM-Rezepte ausgeben, sondern auch die umstrittenen Verträge im Bereich der Zytostatika-Versorgung verbieten.

Barmer-Chef Dr. Christoph Straub sieht das kritisch. Er ist vom Konzept der Ausschreibung überzeugt: „Wer den Krankenkassen die Möglichkeit nimmt, mit Apotheken exklusive Verträge zur individuellen Versorgung Krebskranker mit Zytostatika abzuschließen, verhindert Qualitätsverbesserungen in diesem sensiblen Versorgungsbereich.“ Zusammen mit anderen großen Ersatzkassen hatte die Barmer vor wenigen Tagen ihre Ausschreibung gestartet.

Nach eigenen Angaben zahlt die Barmer derzeit jährlich rund 400 Millionen Euro für Zytostatika. Einsparungen von bis zu 20 Prozent hält Straub in diesem Bereich für möglich – bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität. So müsse eine Apotheke beispielsweise innerhalb von maximal zwei Stunden nach Eingang einer Anforderung das Arzneimittel liefern.

Das bisherige Versorgungsgeschehen findet Straub weitgehend intransparent und dadurch anfällig für Korruption. Zudem kämen mögliche Wirtschaftlichkeitsreserven, die der Apotheker generiere, nicht der Versichertengemeinschaft zu Gute.

Dass die Politik die freie Wahl der Apotheke wieder herstellen möchte, hält man bei der Barmer für ein Scheinargument: Die Apothekenwahl liege auch ohne Ausschreibungen gar nicht beim Patienten, sondern ausschließlich beim behandelnden Arzt, so Straub. Zudem habe nur ein Prozent der Apotheken in Deutschland eine Berechtigung zur Herstellung von Zytostatika.

Trotz der berichteten Probleme aus der Praxis und der gemeinsamen Warnung von Apotheker- und Ärzteverbänden will man die Risiken der Ausschreibungen bei der Barmer nicht sehen: „Es gibt gute Gründe für Ausschreibungen in diesem Versorgungsbereich. Sie laufen alle darauf hinaus, die Versorgung Krebskranker besser zu machen“, so Straub. Gröhe wird sein Gesetz am kommenden Mittwoch ins Kabinett einbringen. Danach steht das parlamentarische Verfahren an. Noch ist also nichts entschieden.

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