Influenza-Impfstoffe

Spenden gegen Krankenkassen

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Berlin -

Wenn in Deutschland Spenden für Arzneimittel gesammelt werden, wird meistens Kindern in Entwicklungsländern geholfen. So engagieren sich beispielsweise die Rotary Clubs für Polioimpfungen. In Magdeburg hat ein solcher Verein nun Geld gespendet, um Kinder mit dem Grippeimpfstoff Fluenz zu versorgen. Initiator der Aktion ist der Magdeburger Kinderarzt Dr. Gunther Rosch, der darauf aufmerksam machen will, dass die Krankenkassen diesen Impfstoff nicht erstatten.

3000 Euro stellte der Magdeburger Rotary Club „Otto von Guericke“ für Grippeimpfstoffe zur Verfügung. Mit dem Geld konnten 130 Impfdosen erworben werden. Eine Impfdose Fluenz kostet rund 23 Euro und ist damit etwa doppelt so teuer wie herkömmliche Impfstoffe. Die meisten Krankenkassen erstatten Fluenz nicht.

Die von den Spendengeldern gekauften Impfdosen reichten natürlich nicht für alle Kinder, erklärt Gosch. „Ziel der Aktion ist es, Aufmerksamkeit für diesen Missstand zu erregen.“ Mit den durch die Spende finanzierten Impfdosen immunisiert der Kinderarzt in seiner Praxis alle Patienten, bei denen eine Impfung angezeigt ist und die dies wünschen.

Es sei ein gesundheitspolitischer Skandal, dass die Kassen den deutlich breiter wirkenden Impfstoff Fluenz nicht zahlten, kritisiert Gosch. Die Vakzine wirke schneller und länger als andere Impfstoffe und auch gegen genetisch veränderte Formen der Viren. In Studien sei der Mehrwert nachgewiesen worden, betont der Kinderarzt. In den USA sei der Impfstoff bereits seit 2003 und auch für Erwachsene zugelassen.

Der Impfstoff stammt aus einer Magdeburger Apotheke, die die Vakzine direkt bei AstraZeneca bestellt hat. Dass es sich um Spendengelder handele, habe der Konzern nicht gewusst, sagt der Apotheker. Einen Rabatt habe es daher auch nicht gegeben – man habe neutral bleiben wollen. Als Beitrag zu der Aktion hat der Apotheker seine Handelsspanne gespendet – als einer von vielen anonymen Spendern möchte er namentlich nicht genannt werden.

Die Ausschreibungen der Kassen stoßen auch bei dem Pharmazeuten auf Kritik: In Sachsen-Anhalt sind bereits vor drei Jahren die ersten Rabattverträge über Impfstoffe abgeschlossen worden, und seitdem kritisieren Ärzte und Apotheker das System. Dass Patienten wie jetzt bei Fluenz komplett vom Fortschritt abgeschnitten seien, sei nur die Spitze des Eisbergs, so der Apotheker. Auch in den Ausschreibungen für die kommenden zwei Jahre sei der Impfstoff nicht berücksichtigt worden.

Die Barmer erstattet Fluenz inzwischen für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Die Kasse bezieht sich dabei auf eine Mitteilung des Robert-Koch-Instituts. Darin heißt es, Studien hätten für Kinder unter sieben Jahren eine bessere Schutzwirkung im Vergleich zu Totimpfstoffen nachgewiesen. Es könne jedoch nicht beurteilt werden, bis zu welchem Alter ein relevanter Wirksamkeitsvorteil bestehe.

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