Appell an die Bürger

Spahn: Mehr Infektionen über Corona-App melden

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Berlin -

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat dazu aufgerufen, mehr nachgewiesene Infektionen über die Corona-Warn-App zu teilen. Er sei aber weiter dagegen, die Anwendung verpflichtend zu machen, sagte Spahn am Samstag bei einem virtuellen Kongress der Kommunalpolitischen Vereinigung von CDU und CSU.

Derzeit haben nach seinen Worten 22 Millionen Menschen in Deutschland die App installiert, 18 bis 20 Millionen Menschen nutzen sie tatsächlich. Mittlerweile seien mehr als zwei Millionen Laborergebnisse über die App übermittelt worden. Jeder Zwang führe zu einer sehr kontroversen Debatte mit dem Risiko, dass man an Akzeptanz verliere, warnte er.

Zugleich wundere ihn, wie bereitwillig die Menschen in Deutschland und Europa Gesundheitsdaten in den Angeboten der Internetgiganten teilten. „Das ist wirklich Überwachungskapitalismus, die machen Kohle mit unseren Daten“, sagte Spahn. Im Überwachungsstaat China würden inzwischen von jedem Neugeborenen die Gen-Daten ausgelesen, sagte er. Kein Verständnis habe er aber, wenn es in Deutschland schon erbitterte Diskussionen gebe, wenn anonymisierte Daten für die Forschung zusammengeführt werden sollten.

Entwickler arbeiteten an Verbesserungen. So solle die App öfter als nur täglich aktualisiert werden. Die Nutzer sollten zudem vom System aktiv ermuntert werden, Infektionen zu melden. Spahn sprach in diesem Zusammenhang von „Nudging“. Unter diesem Begriff versteht man eine Methode, bei der versucht wird, das Verhalten von Menschen auf vorhersagbare Weise – ohne Verbote oder Gebote – zu beeinflussen. Als Hilfestellung dient in diesem Beispiel die Corona Warn-App.

Er rätsele weiter, wo er sich selbst mit dem Coronavirus angesteckt habe, sagte Spahn. Er gehöre zu den inzwischen 75 Prozent der positiv Getesteten, bei denen sich der Infektionsweg nicht habe nachvollziehen lassen. Alle Kontakte hätten sich als falsche Spur erwiesen. Er wertete dies auch als Beispiel dafür, dass eine Verstärkung der Nachverfolgung in Gesundheitsämtern allein nicht die Lösung sei.

Vor gut zwei Wochen wurde die Corona-Warn-App um zwei Funktionen erweitert. Zum einen können Positiv-Getestete freiwillig in einer Art Tagebuch Krankheitssymptome eintragen, um die Warnung von Kontakten noch präziser umsetzen zu können. Außerdem wird die App über die Grenzen Deutschlands hinaus in etlichen europäischen Ländern funktionieren.

Durch die zusätzlichen Angaben soll die Risikoberechnung der App verbessert werden. Diese ermittelt für Kontaktpersonen von Infizierten, wie hoch ihr Ansteckungsrisiko ist. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Dr. Lothar Wieler, sagte: Je mehr wir über die Symptome wissen und den Zeitraum der Symptome kennen, desto genauer können wir die Warnungen in der App einstellen.“

 

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