Tarifverhandlungen

Corona-Bonus für MFA: Spahn antwortet nicht

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Berlin -

Die Medizinischen Fachangestellten (MFA) in den Arztpraxen wollen mehr Geld. Während die Ärzte durchaus Anerkennung zeigten, stelle sich die Politik taub. Mehrere Schreiben an Gesundheitsminister Jens Spahn  (CDU) mit der Forderung nach einem Corona-Bonus seien unbeantwortet geblieben.

Rund 400.000 MFA gibt es in Deutschland, sie stehen nach Angaben ihrer Gewerkschaft in der Corona-Krise an vorderster Front. Trotzdem werde ihre Arbeit von Politik und Krankenkassen nicht ausreichend anerkannt. Forderungen nach einem Bonus – analog zum Pflegepersonal in den Kliniken – seien nicht nur nicht erfüllt, sondern noch nicht einmal beantwortet worden. Es könne nicht sein, dass weder die Gesundheitspolitiker des Bundestages noch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Schreiben reagierten, so Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe.

Gleich zu Beginn der Pandemie hatte die Berufsvertretung auf die fehlende Schutzausrüstung und den Arbeitsschutz von MFA hingewiesen. Um die Aufnahme in die Nationale Teststrategie und einen Corona-Sonderbonus aus staatlichen Mitteln ging es in einem gemeinsamen Schreiben mit den Spitzenverbänden der Ärzte und Zahnärzte – BÄK, KBV, BZÄK, KZBV – im Sommer. Und in allen Briefen sei auf die fehlende Wertschätzung der Leistungen von MFA im „Schutzwall vor den Kliniken“ hingewiesen worden.

Gerade angesichts der großen Herausforderungen bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie komme es auf jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter im ambulanten Bereich an, so die Gewerkschaft. In den Arztpraxen würden sechs von sieben Corona-Infektionen diagnostiziert, die Patienten überwacht und behandelt.

„Erster Ansprechpartner in den Praxen und am Telefon sind die MFA, sie müssen sich genauso wie Ärztinnen und Ärzte mit fast täglich wechselnden Vorgaben auseinandersetzen und der verunsicherten Bevölkerung Halt bieten. Gerade sie bekommen in der Corona-Krise als erste die Frustration vieler Menschen zu spüren“, erklärte Erik Bodendieck, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands AAA (Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten) und Präsident der Sächsischen Landesärztekammer. Dass sie sich dennoch mit viel Kraft und Leidenschaft ihren Aufgaben widmeten, sei gerade in diesen schwierigen Zeiten besonders hervorzuheben.

Mehrfach hatten die Tarifpartner in ihren Schreiben auch eine Gegenfinanzierung von Tarifsteigerungen für MFA analog dem Pflegekräften im stationären Bereich eingefordert. Doch auch hier gab es keine Reaktion – stattdessen wird nun ohne Unterstützung über die nächste Tarifrunde verhandelt. Die letzte Einigung gab es im April 2019; die zweite Anpassungsstufe trat im April in Kraft. Die Belastungen der Corona-Krise spielten dabei noch keine Rolle.

In Berlin trafen sich in dieser Woche die Tarifvertragsparteien, um die Eckpunkte festzulegen und die Forderungen auf der einen und die Angebote auf der anderen Seite auszutauschen. Beide Seiten hätten erklärt, dass sie den Spagat zwischen der minimalen Steigerung der Vergütung im vertragsärztlichen Bereich und der Wertschätzung für die Mitarbeiter in den Arztpraxen bewältigen wollten. Die nächste Sitzung ist am 8. Dezember.

 

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