Rx-Versandverbot

Die DocMorris-Grafik der FAZ

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Berlin -

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) macht sich in ihrer Wochenausgabe weiter für den Versandhandel mit Arzneimitteln stark. Ihre aktuelle Wochengrafik widmet das Blatt den Apothekern und dem geplanten Rx-Versandverbot. Damit keine Missverständnisse über die Positionierung der FAZ zu diesem Thema aufkommen, ist das Apotheken-A in grün dargestellt.

Unter dem Titel „Medikamente für Milliarden“ führt die FAZ in das Thema ein: „Versandapotheken machen den Kauf von Arzneimitteln einfacher und günstiger. Ist es damit nun bald schon wieder vorbei?“ Dann erinnert die Zeitung an den 8. Juni 2000. Für alle, denen das Datum nicht geläufig ist, erklärt die FAZ, dass an diesem Tag DocMorris in den Niederlanden die Arbeit aufgenommen hat.

Der maßgebliche Vorteil im Versandhandel liegt laut FAZ in den OTC-Rabatten, der Nachteil in der Dauer der Zustellung – Versand sei nichts für dringende Fälle. Es folgt eine Grafik über die Umsatzentwicklung im Versandhandel, sinkend im Rx-Markt, bei deutlichen Zuwächsen im OTC-Geschäft zwischen 2011 und 2015.

Dass es den Apotheken nicht schlecht geht, soll die zentrale Grafik veranschaulichen. Demnach hat sich der Gesamtumsatz von Apotheken seit 1995 mehr als verdoppelt, von 22,1 auf 47,8 Milliarden Euro. Angegeben wird zusätzlich der Umsatzanteil von Rx- und OTC-Medikamenten sowie freiverkäuflichen Produkten. Eine Unterscheidung in Arzneimittelkosten und Apothekenhonorar spart sich die Zeitung dagegen.

Dann widmet sich die FAZ dem EuGH-Urteil: Vom Apothekenumsatz zeigt ein Pfeil auf das Aktenzeichen C-148/15. „Im Oktober 2016 urteilte der Europäische Gerichtshof: DocMorris darf in Deutschland auch verschreibungspflichtige Arzneimittel günstiger anbieten.“ Damit wäre die Zur Rose-Tochter in der Wochengrafik dann zum zweiten Mal erwähnt, obwohl in Luxemburg alle EU-Versender von der Preisbindung freigesprochen wurden.

Die Debatte über das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Rx-Versandverbot wird so zusammengefasst: „Die Apotheker sind erbost, und so plant die Politik nun, den Versandhandel für diese Mittel ganz zu verbieten. Sonst droht angeblich ein Apothekensterben in Deutschland.“

Aus Sicht des EuGH hat die Preisbindung keinen bewiesenen Einfluss auf die Apothekendichte. Die FAZ hat auch hierzu eine Statistik gefunden: 25 Apotheken gebe es hierzulande je 100.000 Einwohner. „Die Griechen haben 87, die Dänen 6.“ Fazit der FAZ: „Von einem Engpass der Versorgung sind wir in Deutschland noch weit entfernt.“ Unter dem Strich bleibt für die Zeitung die Befürchtung: „Für die Patienten wird es wohl nicht günstiger, sondern wieder teurer.“ Hierzu gibt es keine Statistik.

Der Spiegel hatte sich bereits am Wochenende in seiner aktuellen Ausgabe über die Lobby der Apotheker ausgelassen: „Kaum eine Berufsgruppe tritt so aggressiv auf wie die deutschen Apotheker“, heißt es im Beitrag. „Nun sind die Sozialdemokraten vor ihnen eingeknickt.“ Die SPD scheint, das geplante Rx-Versandverbot nun doch mit zu tragen.

Die „von der ABDA verbreitete Geschichte vom Apothekensterben“ ist laut Spiegel kein starkes Argument. Zwar sei die Anzahl der Apotheken in den vergangenen Jahren gesunken, das wäre aber eigentlich ein Argument für den Versandhandel und nicht dagegen, so das Magazin.

Ausgewogener verläuft die Debatte in der FAZ im Bereich der Leserbriefe. Hier liefern sicher Befürworter des Rx-Versandverbots und Apothekenkritiker einen regen Schlagabtausch. Manchmal mit vertauschten Rollen: Zuletzt hat ein Apotheker und ehemaliger PTA-Lehrer seine Kollegen kritisiert.

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