Standespolitik

Politik und Kassen: ABDA muss sich verändern

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Berlin -

Beim „Forum Gesundheitspolitik“ des Großhändlers Gehe geriet die ABDA gestern ins Kreuzfeuer von Politik und Krankenkassen. Im Kern drehte sich die Kritik um die Lobbyarbeit der Verbände und Kammern: Diese begrenzt sich aus Sicht von Koalitions- und Oppositionspolitikern auf eine stetige Abwehrhaltung. Zukunftsmodelle, mit denen die pharmazeutischen Kompetenzen der Apotheker gestärkt werden könnten, würden vernachlässigt. Auch Dr. Herbert Rebscher, Chef der DAK Gesundheit, warf den Apothekern vor, sich ihre Probleme größtenteils selbst zu schaffen.

Der CDU-Gesundheitsexperte Michael Hennrich bemängelte, dass die Apotheker sich zu sehr auf die Abwehr längst etablierter Strukturen konzentrierten: „Ich würde mir wünschen, dass die Apotheker die Rabattverträge als gutes Sparinstrument akzeptieren.“ Die Verbände sollten den „ständigen Abwehrkampf“ beenden, nach vorne schauen und konstruktive Vorschläge vorbringen. Wie schon bei der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) sei die Union offen für Vorschläge.

Für die kommende Legislaturperiode erwartet der CDU-Politiker nicht viele Neuerungen im Arzneimittelbereich. Daher rät er den Apothekern: „Wir haben einen guten Rahmen gesetzt. Nutzen Sie die Chance und bringen Sie eigene Ideen vor, wie ihre Kompetenzen in neuen Dienstleistungen umgesetzt werden können.“ Hinsichtlich des ABDA/KBV-Modells stellte Hennrich enttäuscht fest: „Nachdem das Medikationsmanagement von Medco/Celesio gescheitert ist, hat sich das Thema offenbar auch für die Apotheker erledigt.“

Auch Jens Spahn (CDU) fordert, dass die Apotheker in die Zukunft blicken: „Akzeptieren Sie den Versandhandel und lassen sie uns auf andere Dienstleistungen jenseits der Abgabe konzentrieren.“ Als Beispiele nannte Spahn die Ernährungsberatung oder die Förderung der Compliance.

Auch die Oppositionspolitikerinnen Birgitt Bender (Grüne) und Dr. Carola Reimann (SPD) forderten neue Konzepte: Bender bezeichnete die Apothekerverbände als „unterbelichtet“, was die Entwicklung neuer Versorgungskonzepte betrifft. Auch Reimann will, dass die Apotheker „liefern“, um die Versorgung von Chronikern zu verbessern.

DAK-Chef Rebscher nutzte die Chance und stimmte in die Generalkritik an den Standesorganisationen der Apotheker ein: „Ihre Diskussionen und Probleme werden von Ihrer Berufsgruppe veranlasst.“ So seien es beispielsweise Apotheker gewesen, die den Versandhandel hochgezogen und „neue Distributionswege“ etabliert hätten.

Manche von den Apothekerverbänden vorgebrachten Probleme existieren aus seiner Sicht eigentlich nicht: „Der Versandhandel wird die wohnortnahe Apotheken auch in 20 Jahren nicht gefährden und höchstens 3 Prozent Marktanteil haben.“

Auch für die Forderung der Pharmazeuten zur Offenlegung der Konditionen aus Rabattverträgen hat der Kassenchef wenig Verständnis. Schließlich würde eine Veröffentlichung das „gesamte System“ gefährden. „Ich würde mir wünschen, dass die ABDA ihrer Basis mitteilt, dass die Rabatte nicht offen gelegt werden können“, so Rebscher.

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