Impfstoff-Vereinbarung

Impfstoffe: Mindestens 7 Millionen Euro mehr

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Berlin -

Die Zusammensetzung des saisonalen Grippeimpfstoffes ist bekannt und Ärzte im Nordosten der Republik bestellen die prognostizierten Vakzine. Der Apothekerverband Brandenburg zeigt sich zufrieden und kontert dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), der sich kritisch zur geschlossenen Vereinbarung zwischen AOK Nordost und Apothekerverein geäußert hatte.

Die Region Nordost – bestehend aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern – war bundesweit die erste, die für die Impfsaison 2018/2019 eine Vereinbarung zu quadrivalenten Impfstoffen ausgehandelt hat. Federführend waren dabei die AOK Nordost und der Berliner Apothekerverein. Impfstoffvereinbarungen werden bereits seit 2011 geschlossen.

„Das Verfahren hat sich bewährt und bildet insbesondere für die Pharmaindustrie eine verlässliche Grundlage. Die Hersteller können somit sehr frühzeitig mit der Produktion starten“, so Thomas Baumgart, Geschäftsführer des Apothekerverbandes Brandenburg. Die Vereinbarung zwischen Kasse und Verband sei die Grundlage für das Vorbestell-System. So könne man eine verlässliche und wirtschaftliche Versorgung der Versicherten organisieren.

In der kommenden Saison werden jedoch Mehrkosten von voraussichtlich 7 Millionen Euro auf die Kassen zukommen. Für die tetravalenten Impfstoffe fielen 6,65 Euro pro Dosis an. Für den Vierfach-Impfstoff der kommenden Saison konnte man sich im Regelfall auf einen Preis von 10,95 Euro einigen. „Die Krankenkassen in Nordost haben sich frühzeitig dafür entschieden, deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen, um einen adäquaten Impfschutz für die Patienten zu gewährleisten“, so die Leiterin-Arzneimittelversorgung der AOK Nordost, Susanne Dolfen.

Das Vorbestell-Verfahren laufe laut Apothekerverband Brandenburg „reibungslos“. Die kritischen Äußerungen des BPI „bezeichnen die Apothekerverbände und Krankenkassen gleichermaßen als Panikmache“ und Patienten würden „grundlos verunsichert“.

Ärzte könnten Grippeimpfstoffe aller am Markt befindlichen Hersteller verordnen. Die Kassen werden „auch für andere Impfsfoffverordnungen der Ärzte problemlos die Kosten übernehmen“ auch wenn ein besonders wirtschaftlicher Preis vereinbart wurde.

Laut BPI nimmt die neue Impfstoffvereinbarung direkten Einfluss auf die Patientenversorgung. Diese „Versorgungssteuerung durch die Hintertür“ verurteile man aufs Schärfste: „Was die Krankenkassen als ‚Mittel einer effizienten Arzneimitteltherapie‘ bezeichnen, widerspricht dem politischen Willen“, so Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender BPI-Hauptgeschäftsführer. Die AOK riskiere sehenden Auges Versorgungsengpässe für die Patienten. „Folgen, für die sie die Verantwortung zu tragen haben wird.“ Mit der Vereinbarung umgehe die AOK bestehendes Recht.

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