Abrechnungskriminalität

KKH fahndet nach Rezeptbetrügern

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Mit falsch abgerechneten Rezepten haben Apotheken die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) im vergangenen Jahr um fast 112.000 Euro betrogen. Dies geht aus internen Zahlen der Kasse hervor. Insgesamt 54 Betrugsfälle deckte das zehnköpfige Ermittlerteam der KKH auf. „Die üblichen Fälle sind noch immer so genannte Luftrezepte, wenn Arzt und Apotheker gemeinsame Sache machen“, sagte ein Mitarbeiter der Abrechnungsstelle gegenüber APOTHEKE ADHOC. Häufig seien auch Versicherte an den Betrügereien beteiligt, die für die Abrechnung teurer Medikamente ihre Versichertenkarte zur Verfügung stellten und dafür Ware aus dem Freiwahlsortiment erhielten.

„Die Grenzen zwischen versehentlichen Abrechnungsfehlern und Betrug sind fließend“, sagte der KKH-Mitarbeiter. Die reguläre Rezeptprüfung übernimmt für die KKH die Leipziger Firma Interforum; etwa 3000 Apotheken werden jeden Monat von dem externen Dienstleister angeschrieben. Die wirklich harten Nüsse übermittelt Interforum an die interne Prüfstelle der KKH.

Doch die Pharmazeuten sind bei weitem nicht das größte Problem der Kasse. Insgesamt beklagt die KKH 1000 Betrugsfälle im Jahr 2008. Der Schaden: Mehr als eine Million Euro. Mit 279 Fällen stehen die Krankengymnasten und Physiotherapeuten laut KKH-Statistik an der Spitze der Betrugsliste. 233 Fälle entfielen auf Ärzte, 105 Fälle auf die häusliche Pflege. Apotheken und Optiker (je 54 Fälle) sowie Zahnärzte (52 Fälle) und der Hilfsmittelbereich (48 Fälle) gerieten dagegen seltener ins Visier der Rechnungsprüfer.

Besonders viele Fälle sind laut einer von der KKH beauftragten Untersuchung der Universität Hannover im Saarland aufgetreten. Das hat laut KKH weniger mit der Kriminalität der Saarländer zu tun als mit dem Erfolg der Ermittlungsbehörden: Im Saarland gibt es für den Abrechnungsbetrug eine eigene Abteilung bei der Polizei. Der Leiter der Studie, Professor Dr. Bernd-Dieter Meier, geht von einem Dunkelfeld von 95 Prozent im gesamten Gesundheitsbereich aus.

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