Corona-Impfung in Arztpraxen

Honorar und Logistik: Preis will endlich Klarheit

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Berlin -

Wenn die Corona-Impfungen endlich in der Fläche in Hausartpraxen durchgeführt werden, sind auch die Apotheken gefragt. Doch noch sind viele Fragen ungeklärt – insbesondere die Honorierung. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), fordert eine schnelle Klärung sowie eine Einbindung von Apotheken in laufende Modellprojekte. Beim Aufbau der Teststellen durch Apotheken in NRW beklagt Preis die zu hohen Eintrittshürden für Apotheken.

Bund und Länder peilen aktuell die Woche ab dem 19. April an. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist optimistisch, dass es „unfassbar schnell“ vorangehen wird mit dem Impfen, wenn die eingespielte Infrastruktur aus Großhändlern, Apotheken und Praxen erst einmal loslegt.

Davon ist auch Preis überzeugt. Allerdings müssten jetzt schnell zentrale Fragen beantwortet werden: „Wie die Apotheken honoriert werden sollen, ist noch immer nicht klar.“ Für die Ärzt:innen ist dies bereits geklärt: Sie erhalten laut Verordnung 20 Euro für die Impfung, 35 Euro, wenn sie den Patienten aufsuchen.

Und dann ist da noch die Frage des Impfstoffs: Zunächst war geplant, dass alle Praxen in NRW mit 100 Dosen Impfstoff von AstraZeneca beliefert werden, was aber aufgrund der Verfügbarkeit wieder kassiert wurde. Preis erwartet deshalb, dass viele Ärzte zunächst den Impfstoff von Biontech verimpfen werden. „Wenn die Praxen mit der Rekonstitution nicht klarkommen und dabei von den Apotheken unterstützt werden müssen, muss sichergestellt werden, dass es auch dafür eine angemessene Honorierung gibt“, fordert der Verbandschef. Dazu habe er aber bislang ebenso wenig gehört wie zu den konkreten Lagerbedingungen in den Apotheken.

Damit der Start in der Fläche reibungslos abläuft, sollten die Apotheken Preis zufolge schon jetzt bei den Pilotprojekten stärker eingebunden werden. Die teilnehmenden Praxen würden bislang aus den Impfzentren oder direkt aus dem Depot beliefert. „Diese Prozesse müssen sich einspielen, deshalb sollten die Apotheken so früh wie möglich eingebunden werden“, fordert Preis.

Die andere große Baustelle ist der Aufbau der Teststellen. In NRW können sich Apotheken erst seit Kurzem beauftragen lassen. Per Verordnung der Landesregierung ist festgelegt, dass es eine Anschubfinanzierung in Höhe von 1000 Euro gibt sowie einen monatlichen Zuschuss in gleicher Höhe.

Damit wird die Vergütung deutlich attraktiver als in der bundesweit gültigen Verordnung vorgesehen: 6 Euro pro Test und 12 Euro für die Durchführung können die Apotheken abrechnen. In anderen Bundesländern wurde statt pauschalem Zuschuss das Honorar erhöht. Die Abda verlangt noch die Klarstellung, dass es sich dabei um einen Nettowert handelt und die testenden Apotheken nicht auch noch Mehrwertsteuer abführen müssen.

Dennoch zögern viele Apotheken auch in NRW, selbst die Durchführung der Bürgertests anzubieten. Grund sind die umfassenden Anforderungen an den Betrieb. Mindestens 20 Stunden pro Woche müssen die Apotheken ihren Service anbieten, auch am Wochenende. „In der viel zu detaillierten Reglementierung sehen wir aktuell das größte Hindernis“, so Preis. „Diese Eintrittshürde ist für viele Apotheken zu hoch. Denn der Bedarf ist sehr stark von der Lage abhängig“, so der Verbandschef. Der AVNR sucht das Gespräch mit der Politik, um hier mehr Flexibilität zu ermöglichen. Wichtig sei außerdem, dass die unteren Gesundheitsbehörden eine Liste mit allen Teststellen veröffentlichen, damit die Bürger:innen wissen, an wen sie sich wenden können – und an wen nicht.

Aus den Apothekenteams erreicht Preis nach eigenen Angaben immer wieder die Forderung, dass die Mitarbeiter:innen vor Inbetriebnahme des Testzentrums selbst geimpft werden möchten. Das wurde zwar mit der überarbeiteten Impfverordnung im Grunde ermöglicht, allerdings fehlt auch hier der Impfstoff. Seitdem AstraZeneca auch für Ältere empfohlen ist, wird mit dem verfügbaren Impfstoff zunächst die Prio-Gruppe 1 geimpft, Apothekenteams mit Testzentrum sind in Gruppe 2.

 

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