Bisherige Friedenspflicht „lächerlich“

Freie Apothekerschaft: Sofortiger Retax-Stopp!

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Berlin -

Als ob die Apotheken nicht schon genug mit einer Überflut an Vorgaben und Bürokratie zu kämpfen hätten, macht die Sorge um mögliche Retaxtionen beim E-Rezept vielen Inhaber:innen zusätzlich zu schaffen. Die Freie Apothekerschaft fordert daher einen sofortigen Retax-Stopp.

Krankenkassen würden zunehmend „ihre Krallen ausfahren“, heißt es, und zu ihren Gunsten ausnutzen, „dass es technisch noch sehr bei der Abwicklung des E-Rezepts hapert“. Schuld an vielen Herausforderungen des E-Rezepts sei vorrangig die Gematik, „die trotz der Schutzfunktion des Referenzvalidators falsch ausgestellte Verordnungen weiterleitet und nicht aufhält“.

Das empört auch Daniela Hänel, Erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. „Hier ist umgehend der Gesetzgeber und das Bundesgesundheitsministerium gefordert. Es kann nicht sein, dass wir mit allen Rechten und Pflichten die Bevölkerung versorgen müssen und von der Regierung, von der wir einen staatlichen Auftrag erhalten haben, nicht vor den Retaxationen geschützt werden“, so Hänel. Sie fordert: „Solange das E-Rezept nicht zu 100 Prozent ohne Probleme 24/7 funktioniert, dürfen die Apotheken vor Ort nicht retaxiert werden, denn weder die 95 Krankenkassen noch Herr Lauterbach sind die Problemlöser. WIR versorgen die Bevölkerung und wahren den verantwortlichen Politikern das Gesicht!“

„Absolut lächerlich“

Wird Charge des Arzneimittels nicht übermittelt, verzichten die Kassen inzwischen auf eine Retax. Diese Friedenspflicht hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) aber auch nur bis zum 29. Februar mit dem GKV-Spitzenverband ausgehandelt. „Aus Sicht der Freien Apothekerschaft kann man das nicht als Erfolg einer Vereinbarung werten.“

Hänel findet das „absolut lächerlich“. „Wir werden hier wieder einmal mit zusätzlicher Arbeit überzogen, für die wir in keiner Weise verantwortlich sind. Und das ohne Vergütung. Aber das Diktat der Krankenkassen wird ja vom Bundesgesundheitsministerium unterstützt.“ Apotheken sei eine Korrektur des Vorgangs meist verboten, obwohl der Patient mit dem richtigen Wirkstoff versorgt wurde. „Insofern fordern wir die sofortige Abschaffung der Retaxation“, so die Freie Apothekerschaft.

Zudem sei Haftung bisher gänzlich ungeklärt. „Es kann nicht sein, dass wir Umsatzausfälle hinnehmen müssen, wenn die Telematik Infrastruktur (TI) nicht funktioniert. Da wird es von der Gematik billigend in Kauf genommen, dass die Versorgung der Patienten nicht machbar ist, weil Wartungsarbeiten die TI stundenlang lahmlegen und damit E-Rezepte nicht bearbeitet werden können. Da interessiert plötzlich die Mutter mit dem fiebernden Kind nicht mehr, die muss dann nämlich wieder in die Praxis, um sich ein Papierrezept ausstellen zu lassen. Das Bundesgesundheitsministerium selbst verhindert somit die ordnungsgemäße Versorgung der Patienten“, so Hänel weiter.

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