Pharmalobby

BAH/BPI: Zweiter Anlauf für Verbändefusion

, Uhr
Berlin -

Die beiden Pharmaverbände BAH und BPI nehmen einen neuen Anlauf für eine Fusion.

Mit der Zielsetzung die Interessen der in Deutschland tätigen pharmazeutischen Unternehmen noch wirkungsvoller zu vertreten, führen die beiden Branchenverbände Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) erneut Gespräche mit der Zielsetzung eines Zusammenschlusses.

Den Verhandlungsteams unter der Leitung der beiden Vorstandsvorsitzenden Jörg Wieczorek und Dr. Hans-Georg Feldmeier sei es gelungen, in wesentlichen Fragestellungen Einigkeit zu erzielen, hieß es. Entscheidend für die guten Verhandlungsfortschritte sei eine klare gemeinsame Zielsetzung und die konstruktive Verhandlungsatmosphäre.

„Wir möchten die unterschiedlichen Stärken der beiden Verbände so zusammenführen, dass daraus ein wahrnehmbarer Mehrwert für die in beiden Verbänden organisierten Unternehmen entsteht“, betont Wieczorek. „Die vertrauensvolle und konstruktive Auseinandersetzung auf Augenhöhe in allen relevanten Themen einer solchen Fusion ist die Basis für den dynamischen Fortschritt der Gespräche“, ergänzt Feldmeier. Zielsetzung sei ein erfolgreicher Abschluss der Gespräche bis Jahresmitte und ein organisatorischer Vollzug der Fusion zum Jahresstart 2024.

Erster Anlauf abgeblasen

Es ist bereits der zweite Anlauf, nachdem erste Verhandlungen vor drei Jahren ohne Erfolg blieben. Dabei schienen sogar die oft heiklen Fragen des Personaltableaus bereits geklärt zu sein: Die derzeitigen Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen (BPI) und Dr. Hubertus Cranz (BAH) sollten den Verband gemeinsam leiten. Die rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BPI in Berlin und gut 50 Teammitglieder des BAH in Berlin und Bonn sollten übernommen werden. Im März 2020 wurde die Fusion nach dreimonatigen Gesprächen überraschend abgeblasen.

Kommt es jetzt zur Fusion, wären mehr als 90 Prozent der in Deutschland tätigen Hersteller unter einem Dach vereint. Alleine der BAH vertritt die Interessen von rund 400 Mitgliedsunternehmen, die in Deutschland circa 80.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen, und ist damit nach eigenen Angaben der mitgliederstärkste Branchenverband der Arzneimittelindustrie in Deutschland. Im BPI sind 270 Hersteller mit 78.000 Mitarbeitern organisiert.

Neben den beiden Verbänden vertritt der VFA die Interessen der forschenden Arzneinmittelhersteller und Pro Generika die Interessen der Generikahersteller. Inhaltlich kommen sich diese beiden Verbände naturgemäß nur selten in die Quere.

Verbände in Konkurrenz

Dagegen treten sich BPI und BAH mitunter auf die Füße: 1989 hatten die beiden Verbände ein Abkommen geschlossen, mit dem dem BAH die Zuständigkeit für den Bereich der Selbstmedikation zugesprochen wurde. Doch infolge der Streichung von OTC-Medikamenten aus der Erstattung dehnte der BAH 2003 seine Aktivitäten auch auf den Bereich der rezeptpflichtigen Arzneimittel aus, mit Ausnahme der patentgeschützten Präparate. Seitdem hat der BAH seine Mitgliederbasis ausgebaut. Der BPI musste dagegen in den vergangenen 15 Jahren einen Mitgliederschwund hinnehmen – statt 300 sind derzeit rund 270 Firmen vertreten.

Im BPI sind zahlreiche Mittelständler wie Bionorica, Cheplapharm, Desitin, Symbiopharm, Verla und Wörwag. In letzter Zeit sind außerdem verschiedene Cannabisfirmen hinzugekommen. Beim BAH sind dagegen große OTC-Hersteller wie Bayer, Haleon, Beiersdorf, Dr. Theiss, Galderma, Hermes, Klosterfrau, Merz, Omega, P&G, Pfizer, Pierre Fabre, Queisser, Reckitt Benckiser und Stada an Bord, aber auch Mittelständler wie Infectopharm, Sidroga und Weber & Weber. Manchen Firmen sind sogar in beiden Verbänden Mitglied. Die Generikahersteller sind teilweise auch noch bei Pro Generika.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
China verunsichert Unternehmen
Neue Engpässe wegen Anti-Spionagegesetz?
Mehr aus Ressort
Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN
Mit der Ampel am Basar
Positionierung erinnere an „einstige Übermacht“ der Krankenkassen
Ostdeutsche Ärzte attackieren AOK
Anlaufstellen ausbauen, Tabus abbauen
Lauterbach will Suizide verhindern

APOTHEKE ADHOC Debatte