„Praxis in Not“

Ärzte: Protesttag am 2. Oktober

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Berlin -

Angesichts der sich verschärfenden wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Haus- und Facharztpraxen startet der Virchowbund mit derzeit neun weiteren Facharztverbänden die Kampagne „Praxis in Not“. Einen ersten Protesttag soll es am 2. Oktober geben.

„Die Situation in den Praxen spitzt sich zu. Wir haben einen enorm gestiegenen Kostendruck durch Inflation, steigende Mieten und Energiepreise. Gleichzeitig stecken wir mitten im Fachkräftemangel. Trotz berechtigter Tarifsteigerungen bei unseren Medizinischen Fachangestellten können wir mit unseren Gehältern oft nicht mit Krankenhäusern und Krankenkassen konkurrieren“, erläutert der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich. Die Streichung der Neupatientenregelung habe ihr Übriges getan: In diesen Tagen würden die Einbußen von teilweise bis zu 10 Prozent für die Praxen sichtbar.

Zusammen mit einer „insuffizienten Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung“, die die Praxen mit den Digitalisierungsvorhaben weitestgehend alleine lasse, verzeichnet der Virchowbund nach Angaben von Heinrich einen Anstieg an vorzeitigen Praxisabgaben, Verkauf an Praxisketten und Investoren sowie eine innere Emigration aus dem Arztberuf.

Proteste über Monate hinweg

„Mit unserer Kampagne ‚Praxis in Not‘ wollen wir nun den Rahmen setzen für regionale und fachspezifische Proteste in den nächsten Wochen und Monaten“, so Heinrich. „Und als ersten Aktionstag schlagen wir den 2. Oktober vor. Dann sollen bundesweit regionale Proteste, Praxisschließungen, Informationsveranstaltungen und regionale Demonstrationen stattfinden.“

Dabei werden den beteiligten Verbänden mit der Kampagne „Praxis in Not“ Hilfestellungen und Materialien an die Hand gegeben, um regionale und fachspezifische Protestveranstaltungen zu organisieren. „Durch das gemeinsame Handeln unter dem Motto ‚Praxis in Not‘ soll deutlich werden: Einzelne Aktionen sind kein regionales Strohfeuer, sondern Teil eines Flächenbrandes“, so Heinrich.

Zu den zentralen Forderungen zählen unter anderem: Die Wiedereinführung der Neupatientenregelung, das Ende der Budgetierung, eine Krankenhausreform, die das Potential des ambulanten Bereichs voll ausschöpfe, mindestens 5000 Medizinstudienplätze mehr pro Jahr und ein klares Bekenntnis von Politik und Kassen zur Freiberuflichkeit der Ärzte in Wort und Tat.

Derzeit beteiligen sich neben dem Virchowbund neun weitere Akteure: Der Verband der Medizinischen Fachangestellten die Verbände der niedergelassenen Chirurgen, der HNO-Ärzte, der Dermatologen, der Orthopäden und Unfallchirurgen, der Gastroenterologen, die Phoniatriker und Pädaudiologen, sowie der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands und der PVS-Verband.

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