Interview Friedemann Schmidt

„An Hinschmeißen habe ich nie gedacht“

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Berlin -

Es war kein leichter Start für Friedemann Schmidt. Noch nicht einmal als ABDA-Präsident im Amt, musste er der Öffentlichkeit erklären, dass die ABDA keine Daten aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) abgezweigt hat. An seinem Aktionstag zur Notdienstpauschale beteiligten sich dann nicht alle Apotheken, die Medien kritisierten das Vorgehen. Im Interview mit APOTHEKE ADHOC zieht Schmidt nach 100 Tagen im Amt eine erste Bilanz.

ADHOC: Wie bewerten Sie die ersten 100 Tage?
SCHMIDT: Sie waren sehr turbulent, im Ganzen bin ich aber recht zufrieden. Als positives Ereignis ist hervorzuheben, dass die Notdienstpauschale nun endlich auf dem Weg ist.

ADHOC: Nach dem ganzen Wirbel um die angebliche Datenklau-Affäre klingt das überraschend positiv...
SCHMIDT: Das war in der der Tat ein unangenehmer Start. Emotional hätte ich persönlich gut darauf verzichten können. In einer solchen verantwortlichen Position kann man sich aber nicht demotivieren lassen. An Hinschmeißen habe ich daher nie gedacht.

ADHOC: Was konnten Sie bislang inhaltlich bewegen?
SCHMIDT: Wir haben damit begonnen, die Kommunikation mit den Mitgliedsorganisationen besser zu gestalten. Ziel ist es, die Vertrauensbildung mit der ABDA zu verbessern. Zweitens arbeiten wir derzeit an einem neuen Leitbild der Apotheker. Erste inhaltliche Ergebnisse unserer neuen Ausrichtung dürften beim Deutschen Apothekertag in Düsseldorf präsentiert werden.

ADHOC. Was genau passiert denn dazu bei der ABDA?
SCHMIDT: Wir arbeiten an drei Bestandteilen. Erstens erstellt eine Arbeitsgruppe ein neues Leitbild des Apothekerberufes, dass patientenorientierter werden soll. Darin sollen auch neue Leistungen und Aufgaben definiert werden. Gleichzeitig entwickelt die Geschäftsführung für diese neuen Aufgaben Ideen für eine neue Vergütungssystematik. Und drittens beschäftigen wir uns mit den dafür notwendigen Änderungen in der Ausbildung der Apotheker. Dazu schauen wir auch auf andere Länder.

ADHOC: Durch Auftritte in den Medien wollten Sie das Image der Apotheker in der Öffentlichkeit verbessern. Für einige Interviews bekamen Sie allerdings Kritik aus den eigenen Reihen...
SCHMIDT: Auch mir ist aufgefallen, dass meine Repräsentation des Berufsstandes in den Medien nicht Allen gefallen hat. Ich stehe aber zu jedem Interview, das ich gegeben habe. Die Apotheker müssen in Kauf nehmen, dass ich als ABDA-Präsident auch über unangenehme Inhalte rede. Insgesamt müssen wir unsere Darstellung in den Medien inhaltlich neu ausrichten.

ADHOC: Und wie?
SCHMIDT: Weniger übers Geld reden. Wir müssen unsere Fixierung auf wirtschaftliche Themen beschränken. Dadurch hat in den Medien, aber auch in der Öffentlichkeit eine Übersättigung stattgefunden. Ein Apotheker ist in erster Linie ein Heilberufler. Warum reden wir dann nicht auch erst immer über seine Qualitäten? Wir dürfen nicht immer nur über unsere ökonomischen Probleme sprechen.

ADHOC: Auch der Aktionstag zur Notdienstpauschale ging in den Medien nach hinten los.
SCHMIDT: Der Zeitpunkt war etwas unglücklich, weil kurz zuvor bekannt geworden war, dass es einen Entwurf gibt. Allerdings stehen wir nach wie vor hinter der Aktion: Erst wenn die Notdienstpauschale im Bundesgesetzblatt steht, ist sie in trockenen Tüchern. Auch heute werben wir noch bei Abgeordneten dafür, das Gesetz zu verabschieden.

ADHOC: Ein weiterer Schock in den ersten 100 Tagen dürfte der Verlust ihres Pressesprechers gewesen sein.
SCHMIDT: Natürlich habe ich es bedauert, dass Florian Martius es vorzieht, sich selbstständig zu machen. Gerade in der Datenklau-Affäre hatten wir sehr gut und eng zusammen gearbeitet. Der von Martius eingeschlagene Kurs soll aber auch mit seinem Nachfolger fortgeführt werden.

ADHOC: Welchen Kurs meinen Sie?
SCHMIDT: Wir müssen den Kontakt zu den großen überregionalen Medien verbessern. Während regionale Zeitungen oft relativ sachgerecht über uns berichten, sehen uns die Großen oft als Branche oder Lobbygruppe. Wir wollen mit den Journalisten vom Spiegel, der Süddeutschen Zeitung, der Wirtschaftswoche und dem Stern ein Vertrauensverhältnis aufbauen.

ADHOC: Wann kommt denn der oder die Neue?
SCHMIDT: Wir führen derzeit Auswahlgespräche. Einige der Kandidaten sind jedoch fest angestellt, aufgrund von Kündigungsfristen werden wir daher vor Mitte des Jahres keinen neuen Leiter der Pressestelle präsentieren können.

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