In einer aktuellen Studie zeigte Semaglutid eine Reduktion des Alkoholkonsums bei Menschen mit Alkoholgebrauchsstörung. Teilnehmer tranken im Durchschnitt weniger Alkohol, insbesondere an schweren Trinktagen. Aber die Studie hat ihre Grenzen.
Laut der Forschenden ist Alkoholkonsum eine der führenden vermeidbaren Ursachen für Morbidität und Mortalität und verursacht jährlich schätzungsweise 2,6 Millionen Todesfälle weltweit. Weniger als zehn Prozent der Menschen mit Alkoholgebrauchsstörung nehmen eine Behandlung in Anspruch, und nur etwa zwei Prozent erhalten eine medikamentöse Therapie. Laut der Wissenschaftler:innen gibt es Hinweise darauf, dass GLP-1-Rezeptor-Agonisten den Alkoholkonsum reduzieren können. Ziel der Studie war es deshalb, die Wirksamkeit von Semaglutid bei Alkoholgebrauchsstörung zu untersuchen.
Die Phase-2-Studie wurde doppelblind, randomisiert und placebokontrolliert durchgeführt. Zwischen September 2022 und Februar 2024 wurden 48 Erwachsene mit Alkoholgebrauchsstörung in den USA untersucht. Eine Gruppe erhielt wöchentlich subkutanes Semaglutid in steigender Dosierung von 0,25 bis 1,0 Milligramm, die andere ein Placebo. Die Dosierung konnte je nach Verträglichkeit angepasst werden. Der primäre Endpunkt war die Menge an konsumiertem Alkohol, sekundäre Endpunkte umfassten das Trinkverhalten und Alkoholverlangen sowie den Zigarettenkonsum bei Rauchern.
Der Wirkstoff reduzierte die konsumierte Alkoholmenge deutlich. Die Teilnehmenden tranken im Durchschnitt rund 25 Prozent weniger Alkohol pro Trinktag als die Placebo-Gruppe. Besonders auffällig war die Reduktion schwerer Trinktage, die um etwa 30 Prozent stärker ausfiel als in der Placebo-Gruppe. Die Anzahl der Trinktage insgesamt änderte sich jedoch kaum.
In einer Untergruppe von Raucherinnen und Rauchern zeigte sich eine deutlich stärkere Reduktion des täglichen Zigarettenkonsums bei Semaglutid. Die Teilnehmenden rauchten im Durchschnitt rund zehn Prozent weniger Zigaretten pro Tag als die Placebo-Gruppe. Dieser Effekt zeigte sich insbesondere im Verlauf der Wochen fünf bis acht der Behandlung.
Die Teilnehmenden berichteten überwiegend über milde Nebenwirkungen wie Übelkeit. Schwerwiegende Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Alkohol wurden nicht beobachtet. Zusätzlich verlor die Semaglutid-Gruppe im Durchschnitt etwa fünf Prozent ihres Körpergewichts. Dieser Effekt könnte für Menschen mit Übergewicht vorteilhaft sein, erfordert aber weitere Untersuchungen für normal- oder untergewichtige Personen.
Die Studie umfasste nur 48 Personen und dauerte lediglich neun Wochen. Daher sind die Ergebnisse noch nicht als endgültig zu betrachten, betonen die Forschenden. Zwar reduziere der GLP-1-Agonist die Trinkmenge, hatte aber keinen Einfluss auf die Anzahl der Tage ohne Alkohol. Das deutet darauf hin, dass das Medikament besonders für Menschen geeignet sein könnte, die ihren Konsum verringern wollen, ohne vollständig abstinent zu leben.
Deshalb empfehlen die Wissenschaftler:innen größere Studien mit höheren Dosierungen und längerer Dauer, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Semaglutid besser beurteilen zu können. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von GLP-1-Rezeptor-Agonisten könnte die Behandlung von Alkoholgebrauchsstörungen dadurch erleichtert werden.
Die Studie wurde unter dem Titel „Once-Weekly Semaglutide in Adults With Alcohol Use Disorder: A Randomized Clinical Trial“ bei Jama Psychiatry veröffentlicht. Daran beteiligt waren unter anderem Wissenschaftler:innen der Yale School of Medicine und des Centre for Addiction and Mental Health in Kanada.
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