Eine einzige Dosis, lebenslanger Schutz: Forschende des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) haben eine neue Impfstofftechnologie entwickelt, die künftig gegen gefährliche Krankheitserreger schützen könnte. Dabei fokussierten sie sich auf die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Respiratorische Synzytialvirus (RSV), das schwere Atemwegserkrankungen verursacht. Der Clou: Bereits eine einzige Dosis könnte für einen dauerhaften Schutz sorgen und Auffrischimpfungen überflüssig machen.
Die Technologie wurde auf Basis des Maus-Zytomegalie-Virus (MCMV) entwickelt, die eine dauerhafte Immunisierung gegen gefährliche Krankheitserreger ermöglichen könnte. Im Rahmen des Projekts Viva-Vek-2 wird aktuell ein Impfstoffkandidat gegen RSV entwickelt und auf Wirksamkeit und Verträglichkeit geprüft. Dass bereits eine einzige Dosis ausreichen könnte, um lebenslangen Schutz zu bieten, ist dabei ein enormer Vorteil.
Das MCMV dient als Träger-Virus, das ausgewählte Antigene eines Krankheitserregers in den Körper schleust und eine langanhaltende Aktivierung des Immunsystems bewirkt. Laut den Forschenden ist das Träger-Virus für den Menschen ungefährlich, da es sich nicht im menschlichen Körper vermehren kann. Mittels genetischer Methoden haben sie ein RSV-spezifisches Gen in den MCMV-Vektor integriert, um eine verstärkte Immunantwort und höhere Sicherheit zu gewährleisten. Ziel ist es, die Schutzwirkung und Verträglichkeit des Impfstoffs im Großtiermodell zu testen, bevor in etwa drei Jahren klinische Studien am Menschen beginnen könnten.
RSV ist ein weltweit verbreiteter Erreger, der schwere Atemwegserkrankungen verursachen kann. Aktuell zugelassene Impfstoffe verlieren innerhalb weniger Jahre deutlich an Wirksamkeit. „Die seit 2023 zugelassenen proteinbasierten Impfstoffe gegen RSV sind zwar wirksam, doch zeigen erste Studien, dass die Schutzwirkung bereits nach drei Jahren auf unter 50 Prozent sinkt“, so Prof. Luka Cicin-Sain, Leiter der Abteilung Virale Immunologie am HZI. „Die Dauer der Schutzwirkung eines Impfstoffs ist aber ein bedeutendes Kriterium“, erklärt er. Denn: „Wird eine Impfung nicht vervollständigt oder rechtzeitig aufgefrischt, etwa weil die Menschen sich nicht erneut impfen lassen möchten oder es in ihrem Alltag schlicht vergessen, besteht das Risiko, dass kein ausreichender Schutz vorhanden ist.“
Eine einmalige Impfung mit dauerhafter Schutzwirkung wäre also in vielerlei Hinsicht ein „echter Gamechanger“, so der Experte. „Es könnte nicht nur die Gesundheitsversorgung revolutionieren, sondern auch die Belastung des Gesundheitssystems durch wiederholte Impfkampagnen reduzieren, auch mit Blick auf zukünftige Pandemien.“
Neben Viva-Vek-2 verfolgt das HZI auch andere ambitionierte Projekte: So wurde 2024 am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) eine weitere GO-Bio-Initiative gestartet, die der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen bei sexuell übertragbaren Krankheiten dient. Ziel ist die Gründung eines Spin-offs, das auf die Entwicklung neuer Wirkstoffe spezialisiert ist. Solche Förderungen sind essenziell, um innovative Ansätze wie die MCMV-Impfstofftechnologie aus der Forschung in die praktische Anwendung zu überführen und langfristig medizinische Herausforderungen zu bewältigen.
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