Medikamentenmissbrauch

Prince: Überdosis durch Fentanyl

, Uhr
Berlin -

Der Popsänger Prince ist offenbar an einer Opioid-Vergiftung gestorben. Eine versehentliche Überdosis Fentanyl soll laut Aussage der Gerichtsmediziner für den Tod verantwortlich sein. Außerdem habe der Sänger sich regelmäßig mit weiteren Opiaten eingedeckt, heißt es weiter. Die Rede ist von Dilaudid (Hydromorphon). Beide Stoffe besitzen ein sehr hohes Suchtpotenzial.

Opioid-Analgetika imitieren im Körper die Wirkung von Endorphinen und Enkephalinen, hemmen die Schmerzweiterleitung und inhibieren direkt das Schmerzempfingen im limbischen System und im Thalamus des Gehirns. Die Muttersubstanz Morphin wurde ursprünglich pflanzlich aus dem Schlafmohn gewonnen und seit Jahrzehnten zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt. Das enorm hohe Suchtpotenzial macht die Gruppe der Opioid-Analgetika aber zu problematischen Arzneimitteln.

Fentanyl ist ein synthetisch hergestelltes Morphin-Derivat. Strukturell unterscheidet es sich von seiner Muttersubstanz deutlich – das typische pentacyclische Morphin-Ringsystem ist aufgebrochen. Fentanyl wird zur Behandlung starker Schmerzen verwendet – meist wird es in Form von Pflastern, Injektionslösungen oder Buccaltabletten etwa für Krebspatienten und bei Narkosen verwendet.

Fentanyl gilt als besonders stark wirksam – es übertrifft die Wirkung von Morphin um den Faktor 120. Allerdings ist es dadurch auch deutlich gefährlicher. Schon geringe Überdosierungen können schwere Störungen des zentralen Nervensystems hervorrufen, was mit Bewusstseinsstörungen und Somnolenz einhergeht. Lebensbedrohlich ist die zentral hervorgerufene Atemdepression – auch der US-Sänger soll auf diese Weise verstorben sein.

Das Abhängigkeitspotenzial von Fentanyl ist sehr hoch – durch die starke Wirkung und den schnellen Wirkeintritt wird es häufig missbräuchlich verwendet. Auch Prince soll nach Angaben seines Arztes vor Auftritten regelmäßig Fentanyl-Tabletten konsumiert haben. Medizinisch soll der Wirkstoff nur nach strenger Indikationsstellung bei chronischen Schmerzen angewendet werden. Illegal wird Fentanyl unter anderem zum Strecken von Heroin oder Kokain verwendet. Der Wirkstoff ist außerdem Ausgangssubstanz zur Herstellung von Designerdrogen, die als äußerst gefährlich gelten.

Auch Hydromorphon ist ein stark wirkendes Opioid, welches medizinisch zur Behandlung starker und stärkster Schmerzen angewendet wird. Die Wirkung tritt deutlich langsamer ein als die von Fentanyl und hält etwas länger an. Hydromorphon besitzt eine stark euphorisierende Wirkung, da die Substanz – anders als andere Morphin-Derivate – eine rein agonistische Wirkung an den Rezeptoren besitzt.

Praktisch alle Opiat-Abhängige leiden unter Nebenwirkungen. Dazu zählen Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen, die auf die peripheren Wirkungen der Opioide zurückgehen. Opioid-Rezeptoren sind nicht nur im Gehirn, sondern auch im Darm zu finden. Durch die Opioide wird die Darmperistaltik negativ beeinflusst.

Im vergangenen Jahr war in Kanada über stark erhöhte Zahlen von Todesfällen berichtet worden, die mit dem illegalen Konsum von Fentanyl in Verbindung gebracht werden. Das Vancouver Coastal Health Center hatte daraufhin eine Kampagne gestartet, die in Kneipen und Nachtclubs vor dem Gebrauch des Opioids warnen soll.

Die Fentanyl-Drogen scheinen in Wellen in die Partyszene eingeführt zu werden. Mit Aufklebern in den Toilettenräumen sollen die Partygänger für die Gefahren sensibilisiert werden. Auf seiner Website gibt das Center außerdem Hinweise, wie Überdosierungen erkannt und schnell behandelt werden können.

Seit 2009 wurden in der Region Vancouver 655 Todesfälle gezählt, die mit Fentanyl in Zusammenhang stehen. Bei 25 Prozent aller Drogentoten spielte das Opioid eine Rolle. Die Behörden gehen davon aus, dass Fentanyl vor allem als Zusatzstoff in Tabletten oder Pulver eingebracht wird. Die Konsumenten wissen daher oft nicht, dass sie das stark wirksame Opioid zu sich nehmen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte