Pharm-CHF-Studie

ABDA: 8700 Euro pro Patient

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Berlin -

Die ABDA geht mit guten Vorsätzen ins neue Jahr: Mehr Geld und mehr Anerkennung will die Standesvertretung für die Apotheker erwirken. In den ersten beiden Jahren seiner Amtszeit ist ABDA-Präsident Friedemann Schmidt der erhoffte Befreiungsschlag nicht gelungen: Allen Ankündigungen zum Trotz steckt der Berufsstand nach wie vor fest in den Niederungen des Alltags. Nicht nur das Mendelssohn-Palais ist eine Dauerbaustelle. Eine ABDA-Studie, die die Apotheker in der politischen Diskussion stärken sollte, droht zum Rohrkrepierer zu werden.

Die sogenannte Pharm-CHF-Studie (Pharmacy-based interdisciplinary Program for Patients with Chronic Heart Failure) läuft seit Oktober 2012. Untersucht werden soll, ob bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz durch eine intensivere Betreuung über einen Zeitraum von 12 bis 30 Monaten die Compliance verbessert und Mortalität und Morbidität gesenkt werden können.

Im Saarland sowie in Rheinland Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Bayern sollten sich jeweils 300 Apotheken und ebenso viele Arztpraxen beteiligen. Für die Apotheken ist eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro zum Start und 50 Euro je Quartal und Patient vorgesehen. Die Ärzte erhalten etwa 300 Euro für die Gesamtstudiendauer, da sie die Kontrollgruppe betreuen.

Nach den ursprünglichen Plänen sollten 2060 Studienteilnehmer ab 65 Jahren rekrutiert werden. Doch dem Vernehmen nach haben sich bislang erst 180 Patienten eingeschrieben. Professor Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer Pharmazie bei der ABDA und einer der beiden Projektleiter, hat daher die Ziele drastisch nach unten korrigiert: 300 bis 350 Patienten sollen jetzt in die Studie eingeschlossen werden – was nach den bisherigen Erfahrungen auch noch als optimistisch angesehen werden kann.

Entsprechend groß war die Ernüchterung bei allen Beteiligten über die schlechte Resonanz. Von einer guten Idee und einem „Projektmanagement à la Jägerstraße“ ist hinter vorgehaltener Hand die Rede.

Hauptproblem ist, dass sich die Kosten kaum senken lassen. 3,25 Millionen Euro waren seinerzeit veranschlagt und bewilligt worden: 1,8 Millionen Euro sollte die ABDA selbst aufbringen, 500.000 Euro sollten von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe, jeweils 400.000 Euro von der Apotheker-Stiftung Nordrhein sowie der Lesmüller-Stiftung aus Bayern kommen. 150.000 Euro waren seitens der Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung (FI) vorgesehen.

Laut Beschluss der jüngsten ABDA-Mitgliederversammlung soll das Projekt trotz aller Probleme zum Abschluss gebracht werden – mit einem reduzierten Budget von 2,4 bis 2,6 Millionen Euro. Die für die ABDA vorgesehenen 1,8 Millionen Euro sollen dabei verbraucht werden, der Betrag der Stiftungen wird auf 600.000 bis 800.000 Euro reduziert.

Anders ausgedrückt: Sollte die Studie ursprünglich knapp 1600 Euro je Patient kosten, fallen nun zwischen 6800 und 8700 Euro an. Gleichzeitig sinken Repräsentativität und Aussagekraft massiv.

Die ABDA hatte stets betont, dass sich die Kosten für die Studie nicht auf die Beiträge der Mitgliedsorganisationen auswirken sollen, sondern dass die Mittel aus dem ABDA-Vermögen entnommen werden. „Die Vermögensverwaltung hat nichts mit dem Vereinshaushalt zu tun“, hatte Schmidt zuletzt bei der Debatte um die Zukunft des Apothekerhauses klar gemacht.

Die Studie war von Anfang an umstritten: Bei einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC gaben 2012 47 Prozent der Teilnehmer an, das Projekt koste lediglich Geld und bringe nichts. Weitere 9 Prozent befürchteten, dass die Ergebnisse den Apothekern schaden könnten. 42 Prozent der 237 Teilnehmer fanden, dass die Studie eine gute Idee sei: Sie stärke die Apotheker als Heilberufler.

Schon vor einem Jahr hatte der saarländische Kammerpräsident Manfred Saar eingeräumt, dass die Studie weit von ihren Zielen entfernt sei: Besonders bei Hausärzten sei es schwierig, passende Patienten zu finden. Schwerkranke könnten nicht teilnehmen, wenn die Lebenserwartung zu kurz für die Studiendauer sei, so Saar. Auch der wöchentliche Apothekenbesuch gestalte sich für manche Probanden schwieriger als angenommen.

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