Nachfolger in Oelde gefunden

Zum 80. Geburtstag: Apotheker durfte in Ruhestand gehen

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Berlin -

Schon vor sechs Jahren flehte Apothekeninhaber Herman Meyer: „Bitte lasst mich in Rente gehen!“ Jetzt hat sich dieser langersehnte Wunsch erfüllt: Bereits zum 1. August hat Yakup Deniz die Meyers-Apotheke im nordrhein-westfälischen Oelde übernommen.

Eigentlich schwirrten Meyer ganz andere berufliche Pläne im Kopf herum: „Mein Herz schlug immer für den Journalismus.“ Bis heute gibt es in der kleinen Stadt Oelde eine selbstständige Lokalzeitung, mit deren Berichterstattung Meyer groß geworden ist. Sein Bruder hat damals diesen Weg gewählt. „Auslandskorrespondent fürs Fernsehen – das hätte ich mir sehr gut vorstellen können.“

Aber nach dem Abitur stand plötzlich die elterliche Apotheke da, die keinen Nachfolger hatte. Meyer wog ab: „Die Taube auf dem Dach oder den Spatz in der Hand? Da habe ich mich für den Spatz entschieden.“

Erst Vorexamen, dann Studium

Die damalige Ausbildungsordnung sah für angehende Pharmaziestudent:innen nach dem Abitur zunächst ein zweijähriges Praktikum in einer Apotheke vor. Nach bestandener Abschlussprüfung, dem Vorexamen, war man als anschließend ernannter Apothekerassistent befähigt, das Studium zu beginnen. „Ich musste allerdings noch ein Jahr warten. Es hat damals schon so etwas wie den heutigen Numerus Clausus (NC) gegeben. Die Zeit habe ich genutzt und als Vorexaminierter in anderen Apotheken gearbeitet.“

Nach seiner Approbation im Juni 1971 ist Meyer schließlich in den elterlichen Betrieb mit eingestiegen. Ein warmer Übergang für alle Beteiligten sollte geschaffen werden, weshalb Meyer für etwa zweieinhalb Jahre noch unter seinem Vater arbeitete. Danach stand der Übernahme nichts mehr im Weg – seit dem 1. Januar 1974 war Herman Meyer Inhaber. Nur ein paar Monate hätten ihm zum 50-jährigen Jubiläum gefehlt.

Lange Suche hat sich gelohnt

Dabei wollte er schon viel früher in Rente gehen, 2017 bat er inständig darum. Allerdings war die Übergabe lange nicht geklärt. Seit Jahren suchte Meyer nach einem geeigneten Nachfolger. „Vielleicht habe ich das in der ersten Zeit nicht mit der notwenigen Intensität getan, wie zuletzt. Dass ich endlich Erfolg hatte, ist einem Glücksfall zu verdanken.“

Yakup Deniz habe er über einen Makler kennengelernt, den er wiederum schon seit längerer Zeit aus der eigenen Branche kenne. „Im pharmazeutischen Leben läuft man sich immer mal über den Weg.“ Im Frühjahr habe dieser ihn nach seiner Nachfolge gefragt. Meyer musste mitteilen, dass noch nichts in Sicht ist. „Eine Woche später waren die ersten Kontakte da und haben schließlich zum Erfolg geführt.“

Wertvolles Geschenk

Zuvor habe Meyer seinen Mitarbeiter:innen ein Versprechen gegeben: „Diese Mietvertragsperiode erfülle ich noch.“ Das wäre bis 2026 gewesen. Aber dann wäre endgültig Schluss gewesen. „Ich bin heilfroh, dass es nicht so weit gekommen ist.“

Man könne sagen, es war ein Geburtstagsgeschenk, denn Hermann Meyer ist am 3. August 80 Jahre alt geworden. Seine Apotheke führt fortan Yakup Deniz weiter. „Ich habe mit Herrn Deniz jemanden gefunden, der meine Richtung schätzt und die Bindung zu Patient:innen in den Vordergrund stellt, um langfristig erfolgreich zu sein. Ich bin in der Tat sehr zufrieden mit meinem Nachfolger.“

Ende gut – alles gut

Pläne für die Zukunft hat der ehemalige Inhaber viele: „Urlaub machen und mich mehr um Fotografie kümmern. Etwas intensiver also, nicht nur Schnappschüsse, sondern ich möchte mich auch mal an Naturfotografien versuchen. Das muss ich aber erst noch erlernen. Ich habe ein paar Hobbies – allzu viel Langeweile werde ich nicht bekommen.“

Abschied wurde selbstverständlich noch gefeiert: Herman Meyer hat das ganze Team zu sich eingeladen – auf einem kleinen Umtrunk und einen leckeren Imbiss. „Dann und wann werde ich sie sicher besuchen und bei einer Tasse Kaffee mit den Kolleg:innen über alte und neue Zeiten schwatzen.“ Ein lachendes und ein weinendes Auge wiegt mit, aber Herman Meyer bestätigt, glücklich zu sein: „Das lachende Auge überwiegt.“

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