Hart aber Fair

Spahn trifft Glaeske bei Plasberg

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Berlin -

Eine Provokation nach der anderen: Die Schlagzeilen beherrscht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) derzeit wie kein anderer Minister der neuen GroKo. Jetzt tritt er erstmals in neuer Funktion in einer Talk-Show auf: „Eine Grippewelle wie jetzt und schon laufen die Wartezimmer über“, lautet heute Abend um 21 Uhr die Vorlage für den verbalen Schlagabtausch bei „Hart aber Fair“ mit Frank Plasberg.

Neben Spahn garantieren auch die anderen Teilnehmer eine muntere Diskussion: Professor Dr. Gerd Glaeske, Gesundheitswissenschaftler und Apotheker und Professor an der Uni Bremen, sitzt neben Spahn ebenso auf dem Podium wie der Cheflobbyist der Kassenärzte, Dr. Andreas Gassen, und Annette Dowideit von „Die Welt“ mit dem Spezialgebiet Gesundheit und Pflege. Dr. Christoph Lanzendörder, Facharzt für Innere Medizin, diskutiert ebenfalls mit. Er ist seit 1971 SPD-Mitglied und seit 1976 Mitglied des Stadtrats seiner Heimatstadt Bassum, Landkreis Diepholz. Dort leitet er die SPD-Stadtratsfraktion. Lanzendörfer publiziert über Pharmakologie, speziell Psychopharmakologie, Psychosomatik und Innere Medizin und betreibt eine Gemeinschaftspraxis.

Immer wieder wird beklagt, dass gesetzlich Versicherte länger auf Termine etwa beim Facharzt warten müssen, weil die Behandlung von Privatpatienten höher vergütet wird. Die SPD hatte daher eine einheitliche Gebührenordnung gefordert, konnte sich damit in den Koalitionsverhandlungen nicht durchsetzen. Spahn hatte das Thema gleich zu Beginn seiner Amtszeit auf die Agenda gesetzt. Bei der Amtsübernahme im Ministerium sagte er, wie schnell man einen Termin beim Arzt bekomme, sei das große Aufregerthema. Aus Sicht der gesetzlich Krankenversicherten gehöre es „zu Recht“ auf die Tagesordnung. Eine echte Zwei-Klassen-Medizin gebe es aber nicht.

Spahn ist häufiger Gast in der Talk-Runde „Hart aber Fair“. Zuletzt war er dort im November zu den gescheiterten Jamaika-Sondierungen sehen. Damals postulierte der jetzige GroKo-Minister: „Mich irritiert, dass offenbar nur noch CDU und CSU regieren wollen, in diesem Land! Notfalls regieren wir alleine.“

Bei der Verkürzung der Wartezeiten setzt Spahn auch auf neue digitale Angebote: „Bei vielen Arztbesuchen geht's um kurze, abklärende Gespräche“, sagte der CDU-Politiker der Bild am Sonntag (BamS). Kleine Fragen ließen sich aber auch online in wenigen Minuten unkompliziert klären. „Die Wartezimmer würden deutlich leerer, und es wäre mehr Zeit für die aufwendigeren Fälle.“ Die freie Arztwahl wolle er ausdrücklich erhalten. Jeder Patient sollte sich aber fragen, ob ein Arztbesuch wirklich nötig sei, gerade an Wochenenden. „Die Rückenschmerzen, die man seit drei Wochen hat, sind kein Fall für den Notdienst“, erklärte Spahn.

Verstärken will der Minister Forschungsprogramme und die europäische Kooperation für den Kampf gegen bisher nicht heilbare Demenz. „Wenn wir die Daten von Millionen Demenzkranken in Europa anonymisiert zusammenführen und auswerten könnten, würden wir bestimmt neue Erkenntnisse erlangen.“ Eine Stellschraube seien auch Preise neuer Arzneimittel, die für Anbieter so sein müssten, dass sich Forschung lohne. „Ich wünsche mir, dass wir die Demenz besiegen können.“

Wie im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbart, will Spahn die wöchentlichen Sprechzeiten von Ärzten für Kassenpatienten ausweiten, damit gesetzlich Versicherte schneller an Termine kommen. Um Ärzte dahin zu locken, wo sie dringend gebraucht werden, sollten Regionen mit zu wenigen Medizinern attraktiver gemacht werden. Dazu gehöre auch, überversorgte Stadtteile für Arzt-Neuzulassungen zu sperren.

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