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Honorierung der Wahrheit

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Berlin -

Zum 1. April startet das ABDA/KBV-Modell, um etwaige Scherz-Missverständnisse zu umschiffen, wurde das Projekt schon in dieser Woche vorgestellt. Ein anderes wird im Sommer verschwinden: Vivesco wurde abgewählt. Und die Kettenfreunde in der EU begleichen alte Rechnungen – eine Abrechnung der Woche.

Am Wahltag selbst gibt es keine Wahlwerbung mehr, das ist wenigstens hierzulande demokratische Gepflogenheit. Aber wenn es eng wird, kann man schon mal 75 grade sein lassen: Für Alphega wurde bis zuletzt eindringlich geworben und die Abstimmung selbst entsprach nicht allen Kriterien einer freien und geheimen Wahl. Die deutliche Mehrheit steht jedenfalls und Vivesco kann sich auf den Friedhof neben Dedendo legen. Die Herausforderung für Alliance nach dem Sieg wird sein, dass das Wahlrecht im Markt ein direktes ist.

90 Prozent sind dagegen eine solide Mehrheit. So viele Apotheker haben laut Wala das Rundum-Sorglos-Paket der neu gestalteten Packungen bestellt. Dumm nur, dass die Opposition in Sachen Depotvertrag schon wieder den Untersuchungsausschuss – sprich: das Bundeskartellamt – angerufen hat. Sorgenfalten trotz Gesichtspflege.

Die ABDA fragt sich derweil weiter die großen Fragen: Wo kommen die Apotheker her, wo gehen sie hin? Wer sie sind, wissen sie offenbar schon, zumindest die ABDA: Die gleichnamige Imagekampagne startet im Mai, die Apotheker können sich ihre eigenen Plakate konfigurieren. Dafür gibt es – na klar – eine Onlineplattform mit Zugangscode.

Die andere große Plattform ist vorübergehend geschlossen: Über das Leitbild wird derzeit offline diskutiert, zuletzt in den Arbeitsgruppen. Die mussten ihre Mappen und Sticks jetzt abliefern, damit der Konvent vorbereitet werden kann. Der verspricht Spannung im April: „The Convent“ ist ein Teenager-Horrorfilm mit Zombi-Nonnen. Wird in der Kritik eher als Satire eingestuft.

Noch reichlich Arbeit steht für die ABDA in Sachen Honorierung an. Das Medikationsmanagement scheint der richtige Weg zu sein, selbst bei den Kassen gibt es Sympathien. Aber die wollen natürlich auch mehr Leistung sehen, bevor sie das Apothekenhonorar überhaupt angucken.

Da sind die Sachsen und Thüringer mit ihrer SGB-Patchworkfamilie schon weiter: Kassen, Ärzte und Apotheker haben zusammen ein Kind, sie nennen es ARMIN. Alle sind stolz: die Versorgung wird besser, die Honorare sind nicht so schlecht und vielleicht sparen die Kassen am Ende trotzdem. Dass Schritt 1 eher eine Rabattvertragserfüllungsprämie ist, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier etwas Gutes auf die Beine gestellt wird.

Erschütternd ist dagegen das Ausmaß des Omeprazol-Skandals. Rund 600.000 gefälschten Packungen im Wert von knapp 15 Millionen Euro sollen im Umlauf gewesen sein. Das dürfte deutlich mehr sein, als so manches Präparat mit chronischen Lieferengpässen vorweisen kann. Und beides ist alles andere als lustig.

Der EuGH-Spruch war schon hartes Brot für die Kettenfans: Die Mitgliedstaaten sollten selbst über das angemessene Niveau der Arzneimittelversorgung entscheiden dürfen und nicht nur die EU-Kommission. Zum Glück haben die Eurokraten jetzt Staaten vor der Flinte, die aus Brüsseler Sicht am besten gar nichts mehr selber entscheiden sollen. Vermutlich ist es den meisten Griechen aktuell sogar egal, wer ihre Apotheke betreibt. Aber die Apothekenketten-Lösung ist damals wie heute keine, wenn nicht einmal Arzneimittel zur Verfügung stehen.

Was sonst noch geschah in dieser Woche: Das Sorgerecht für Awinta ist geklärt, was sicherlich für alle Beteiligten gut ist. Der DocMorris-Bus steht in der Garage, hat aber noch eine Zulassung. Und bei OTC dürfen sich die Apotheken auf den Erstattungspreis beziehen, solange dieser nicht als Empfehlung verstanden wird, verstanden?

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