„Jetzt suche ich eine feste Anstellung“

Nachzahlungen & Verträge: Apotheker kämpft mit Schließung

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Berlin -

Abdulrahim Hamoud führt seit fast zehn Jahren die Lorsbacher Apotheke in Hofheim. Im Sommer des vergangenen Jahres führte eine Straßensperrung, die rund acht Monate andauerte, zu erheblichen Umsatzeinbußen. Doch mit der Aufhebung der Sperrung war die Pechsträhne nicht zu Ende: Der wirtschaftlich angeschlagene Apotheker musste feststellen, dass viele seiner Kunden in der Zwischenzeit anderweitig versorgt wurden. So sah sich Hamoud Anfang September gezwungen, seine Apotheke endgültig zu schließen.

„Leider haben viele Kunden während der achtmonatigen Schließung andere Wege gefunden und sind nicht zurückgekommen“, sagt Hamoud. „Ich wollte nicht schließen, aber ich hatte keine andere Wahl.“ Doch nach dieser schweren Entscheidung gibt es für den Inhaber keine Erleichterung.

Nachzahlung an den Großhändler

Bereits Anfang des Jahres gab es Schwierigkeiten mit dem Begleichen der Rechnungen, erinnert sich der Apotheker. Im Juli kam es zu weiteren Problemen, als eine Rechnung schließlich nicht bezahlt werden konnte. Der Großhändler reagierte schnell und verlangte die Räumung des Lagers. Phoenix schickte bereits in der folgenden Woche Mitarbeiter, um die Medikamente abzuholen.

„Die Medikamente wurden einfach aus den Schubladen genommen und in Kisten geworfen, ohne gescannt zu werden“, berichtet Hamoud. Später erhielt er über ein Anwaltsbüro eine Rechnung, die nicht mit dem Warenwert im System übereinstimmte. Der Lagerwert hätte rund 48.600 Euro betragen müssen, Phoenix gab jedoch an, dass nur Waren im Wert von knapp 35.100 Euro zurückgenommen werden konnten. Darüber hinaus bestehe noch eine Restforderung aus Warenlieferungen in Höhe von 19.300 Euro. Zusätzlich musste die Apotheke Verzugszinsen in Höhe von 1100 Euro sowie Rechtsanwaltskosten in Höhe von knapp 1100 Euro tragen. Der Gesamtbetrag belief sich damit auf ganze 21.500 Euro, die der Apotheker innerhalb einer Woche zu begleichen hatte.

Um den Betrag zurückzuzahlen, musste sich der Apotheker Geld leihen. Nachdem die Bestellungen Phoenix eingestellt wurden, versuchte Hamoud, einen anderen Großhändler zu finden, der bereit war, ihn zu beliefern. Ohne Erfolg: „Ich konnte niemanden finden, der bereit war, mich für den letzten Monat zu beliefern“, sagt er. Phoenix hatte ihm Artikel im Wert von 2600 Euro zurückgegeben, die nicht zurückgenommen werden konnten. Diese seien gegebenenfalls noch verkaufsfähig, hieß es vom Großhändler.

Phoenix wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorgängen äußern: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu Geschäftsabläufen in der konkreten Zusammenarbeit mit einzelnen Kunden keine öffentliche Stellungnahme abgeben können. Der Kunde kann sich jedoch direkt an den zuständigen Ansprechpartner des Vertriebs wenden, um die Angelegenheit zu klären“, so eine Sprecherin.

Softwareverträge laufen weiter

Auch nach Begleichung der Rechnung bleibt Hamouds Situation angespannt: Er muss seine Verträge mit dem Softwareanbieter Pharmatechnik weiter bedienen. Bis April 2026 ist er zu monatlichen Zahlungen verpflichtet.

„In Fällen von Veränderungen, wie etwa einer Schließung, prüfen wir jeden Fall sorgfältig und bewerten die jeweilige Situation individuell. Unser Ziel ist es, in diesen Prozessen stets eine partnerschaftliche Lösung zu finden, die den Interessen beider Seiten gerecht wird“, erklärt Pharmatechnik auf Anfrage. Dabei orientiere man sich an den bestehenden Vereinbarungen sowie den spezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Kunden. „Es liegt uns am Herzen, auch in herausfordernden Situationen eine konstruktive und faire Vorgehensweise zu gewährleisten, um eine bestmögliche Lösung zu erzielen“, so der Sprecher. Zu laufenden Fällen könne man aber keine konkreteren Auskünfte geben.

„Ich habe zehn Jahre in der Apotheke gearbeitet und bin dankbar, dass es sie so lange gegeben hat“, sagt Hamoud. „Die Schließung war das K.o. für mich.“ Der Apotheker sucht nun eine Festanstellung in einer Apotheke in der Nähe, denn viele Apotheken, vor allem in ländlichen Regionen, suchen Personal. In die Industrie möchte er nicht wechseln: „Ich liebe meinen Beruf, vor allem die Beratung und die Gespräche mit den Kunden“, sagt Hamoud.

Kein Nachfolger

Für die Lorsbach-Apotheke in Hofheim konnte Hamoud keinen Nachfolger finden. Die Stadt bot sogar Unterstützung an, um die Nachfolge attraktiver zu machen, doch für Hamoud gab es kein Geld. Am 1. September wurde die Apotheke für immer geschlossen. „Das ist sehr traurig, denn Dorfapotheken haben eine enge Beziehung zu ihren Kunden“, sagt der Apotheker. Immerhin haben die vier Angestellten inzwischen fast alle eine neue Stelle gefunden.

Ursprünglich sollte die Apotheke bereits am 1. August schließen, doch Hamoud ließ sie freiwillig einen Monat länger geöffnet, in der Hoffnung, doch noch einen Nachfolger zu finden. Die Lage der Apotheke war eigentlich gar nicht so schlecht: In Lorsbach soll bald ein neues Wohngebiet und ein kleines Einkaufszentrum entstehen. Was Hamoud jedoch fehlte, war Kapital. „Jetzt suche ich eine feste Anstellung“, sagt er.

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