Kommissionierautomaten

Mehr Zeit fürs Wesentliche: Rufer-Apotheke kriegt den 4000. Rowa

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Berlin -

Den 10.000. Kommissionierer konnte Rowa bereits im Mai feiern, jetzt kommt die nächste Marke: 4000 Automaten hat das Unternehmen mittlerweile in Deutschland installiert. Das Jubiläumsgerät steht seit dieser Woche in der Rufer-Apotheke von Jörg Hillgruber im schleswig-holsteinischen Lauenburg. Für die Hillgrubers – Vater, Mutter, Sohn sind allesamt Pharmazeuten – ist es nicht nur ein Automat, sondern Teil ihrer Strategie, ihren Betrieb für die Zukunft zu wappnen.

Das Gesundheitswesen wird immer digitaler – und das muss man für sich zu nutzen wissen, sagt Justus Hillgruber: „Es ist sehr charmant, Prozesse, die regelmäßig vorkommen und manchmal hinten runterfallen, zu automatisieren. Mit Maschinen geht das weitaus schneller, einfacher und sicherer.“ Rechtliche Anforderungen und technische Möglichkeiten gingen dabei oft Hand in Hand, beispielsweise wenn die Ausbuchung aus Securpharm vom Kommissionierer mit übernommen wird. „Wir haben uns gefragt, wo es mit unserer Apotheke hingeht, und welche Abläufe es künftig geben wird.“

Für die Hillgrubers ist die Investition in den Rowa damit eine Investition in die Zukunft ihres Betriebs – die größte von denen, die sich derzeit und in naher Zukunft tätigen will. Auch technische Helfer wie eine automatisches Kompressionsstrumpfmessgerät oder eine Etikettiermaschine sind im Gespräch. Die Etikettiermaschine wäre ein Zusatzmodul für den Rowa und insbesondere deshalb nützlich, weil die Rufer-Apotheke in der Heimversorgung engagiert ist. „So wollen wir vor allem zeitaufwendige Prozesse durch Maschinen automatisieren und so effizienter arbeiten.“

Besonderen Wert legt Hillgruber darauf, dabei nicht nur ans Jetzt zu denken, sondern den Blick auch auf die Zukunft zu richten. „Wir müssen digitaler denken, da gehört auch das E-Rezept dazu“, sagt er. „Muss ich die Daten per Hand eingeben oder können sie automatisch ausgelesen werden? Unsere Vision ist das zweite, also dass Rezeptdaten automatisch von der Warenwirtschaft ausgelesen und an den Kommissionierer weitergegeben werden.“ Das würde nicht nur massiv Zeit sparen, sondern auch die Fehler- und Retax-Gefahr verringern. „Es sind maximal noch zwei kleine Schritte, bis das möglich ist, und die Firmen werden das mit Sicherheit irgendwann umsetzen.“

Dass ein Kommissionierer hermuss, war den Hillgrubers schon länger bewusst. Seit 2015 betreiben sie die Rufer-Apotheke, Vater Jörg Hillgruber hatte zeitgleich noch drei andere Apotheken in der unmittelbaren Umgebung, die er 2017 und Ende Juni 2020 schloss, um alles in der jetzigen Apotheke zu bündeln. Das hatte einige Vorteile bei der Lagerhaltung – es war alles immer an einem Ort, Patienten mussten nicht mehr wegen einzelner Präparate in andere Apotheken geschickt werden. Der Nachteil: „Das Lager war irgendwann zu klein, die Schubladen platzten aus allen Nähten und irgendwann wird es nervig, weil man zig Übervorratsstellen hat und viel laufen, suchen und hinterherräumen muss. Also haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir unser Lager besser führen können.“ Sein Vater sei vorher eigentlich kein Fan von Kommissionierern gewesen – aber nur, weil es die Funktionen, die er wollte – beispielsweise eine automatische Einpflegung der Verfalldaten – früher noch nicht gab. „Das ging lange nicht, ist jetzt aber möglich“, sagt Hillgruber.

Also ging es am 11. September los – zuerst musste das Lager verlegt werden, denn der Kommissionierer wurde im laufenden Betrieb eingebaut. „Glücklicherweise haben wir sehr viel Platz im Verkaufsraum, sodass wir da weniger Probleme hatten als andere Apotheken.“ Die Zwischenlösung war deshalb denkbar einfach: Ein Teil des Verkaufsraumes wurde abgehängt, dann kamen die Tischler, bauten die Schubladen in großen Segmenten aus, stellten sie auf Rollen und schoben sie in den abgesperrten Bereich. Von dort aus wurden dann die Arzneimittel geholt. „Das war erstaunlich entspannt, tatsächlich war der Laufweg sogar kürzer. Nur bin ich am Anfang immer erst einmal intuitiv in die falsche Richtung gelaufen.“ Nachdem die Trockenbauer an der Decke nachgeholfen und die Klimaanlage verlegt und die Elektriker die nötigen Anschlüsse eingerichtet hatten, kamen die Rowa-Techniker am Dienstag. Innerhalb weniger Tage war der Automat eingebaut. Das Feintuning findet am Montag statt, am Dienstag soll die Warenwirtschaft angebunden werden und nach ein paar Tagen Puffer folgt am Freitag die Schulung. Start für das neue Gerät ist dann der Montag darauf.

Damit sind die Hillgrubers stolze Besitzer des 4000. Rowa-Kommissionierers in Deutschland. Die restlichen gut 10.000 verteilen sich auf 53 Länder auf der ganzen Welt – darunter sogar der Vatikan. „Alle Apotheken schwärmen dabei von einem wesentlichen Vorteil: Zeit. Zeit für die Beratung der Kunden, Zeit neue Geschäftsbereiche oder Beratungsangebote aufzubauen. Zeit für die Personalentwicklung und das Qualitätsmanagement. Und auch ganz wesentlich: mehr Zeit für sich und die Familie“, sagt Björn Schleheuser, Vertriebsdirektor Zentraleuropa bei BD Rowa. Insgesamt zeige die Erfahrung aus 4000 installierten Anlagen, dass Apotheken mit einem Kommissionierautomaten und vollautomatischer Einlagerung 86 Tage Zeit im Jahr im Vergleich zur Arbeit mit Schüben sparen und ihre Arbeitszeit sowie die ihres Personals in der qualifizierten Beratung einsetzen können. Genau darauf hofft auch Hillgruber. „Wie groß die Zeiteinsparung tatsächlich sein wird, ist sehr schwer einzuschätzen. Ich glaube aber nicht, dass das ein Arbeitsplatzvernichter ist, sondern dass er einfach ein angenehmeres Arbeiten ermöglicht.“

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