Die Liebig-Apotheke in Hausen feierte in dieser Woche ihr 40-jähriges Bestehen – und Apothekerin Heike Krammel erinnert sich: 1985 sei die Apotheke in dem Ort, der damals schon fast zu klein gewesen sei für eine eigene Apotheke, von Birgit Alhäuser gegründet worden. Krammel stieg 1990 mit ein – gemeinsam mit ihrer Partnerin leitete sie die Apotheke als OHG. „Es war die kleinste OHG Deutschlands“, sagt sie scherzhaft.
Krammel kommt nicht aus der Gegend. Studiert hat die heute 62-Jährige in Erlangen. „Nach dem Examen wollte ich mich selbstständig machen“, erzählt sie. Den Einstieg fand sie über eine Urlaubsvertretung bei der Gründerin der Liebig-Apotheke. Der Apothekenalltag war damals noch ein anderer. „Wir hatten eine Registrierkasse und keinen Computer – das wirkt heute wie aus einer Apotheke vor 200 Jahren, dabei ist das gerade mal 40 Jahre her“, sagt sie.
2013 expandierte die kleine OHG: Krammel übernahm die Center-Apotheke in einem Nachbarort – der Filialverbund wurde in der OHG weitergeführt. Die OHG musste sich zudem auf die Suche nach neuen Räumen für die ursprüngliche Liebig-Apotheke in Hausen machen, denn der Mietvertrag lief aus. Neue, passende Räumlichkeiten in dem kleinen Dorf zu finden, stellte sich als Herausforderung heraus, erinnert sich Krammel. Schließlich könne man nicht jedes Gebäude in eine Apotheke umbauen. Doch ihre Suche war von Erfolg gekrönt: 2015 zog die Liebig-Apotheke in ihre heutigen Räume in Hausen. Im selben Jahr ging ihre langjährige Kollegin und Partnerin Alhäuser in den Ruhestand.
Auch die Center-Apotheke sollte umziehen: 2021 wurde sie ebenfalls unter dem Namen Liebig-Apotheke im Nachbarort Heroldsbach in ihren neuen Räumen wiedereröffnet – diesmal in neuer Trägerschaft gemeinsam mit Apothekerin Susanne König, die zuvor als Filialleiterin in der Center-Apotheke tätig war. Heute besteht das Team aus zwölf bis 14 Personen, das teils in Teilzeit angestellt ist. Dazu kommen zwei Apothekerinnen sowie die beiden Inhaberinnen.
„Ich mache meinen Job ganz oder gar nicht“, betont Krammel. Online könne man zwar heute alles bestellen – aber die Beratung und den persönlichen Kontakt, den eine Apotheke bietet, könne der Online-Handel nicht ersetzen. Für sie bedeutet Apotheke mehr als Logistik: „Wir beraten, wir lotsen Menschen durchs Gesundheitswesen – das kann keine Online-Apotheke leisten.“
„Wir müssen da sein, erklären, begleiten – das ist unsere Rolle“, sagt Krammel. Mit Blick auf die aktuelle Schließungswelle und die wirtschaftliche Schieflage vieler Betriebe ergänzt sie: „Und uns sollte man nicht erst vermissen, wenn wir verschwunden sind.“
Die finanziellen Herausforderungen seien heute wegen der enorm gestiegenden Betriebs und Personalkosten groß: „Man braucht heute den dreifachen Umsatz, um das Gleiche herauszubekommen wie früher.“ Investitionen in Digitalisierung und moderne Ausstattung seien unverzichtbar. „Man muss eine moderne Apotheke übergeben können – nur so hat die Präsenzapotheke eine Zukunft.“
Einen Plan B zu haben, sei wichtig: „Jammern bringt nichts – entweder man wird politisch aktiv oder man sorgt selbst für Alternativen.“ Zu lange Vertragslaufzeiten schließt sie nicht mehr ab. „Man muss flexibel bleiben – schließlich haften wir mit unserem Privatvermögen.“
„Ich hoffe, dass ich auch in 20 Jahren noch wohnortnah in eine Apotheke gehen kann“, wünscht sich die Apothekerin.