Fehlerhafte Warenwirtschaft

Gütetermin vor Gericht: Apotheker streitet mit Noventi

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Berlin -

Ein Inhaber hat nach 19 Monaten katastrophaler Prokas-Nutzung gegenüber Noventi den Vertragsrücktritt erklärt. Diesen will das Softwarehaus nicht hinnehmen. Bei den ständigen Ausfällen handele es sich um Anwenderfehler. Vor Gericht steht morgen zunächst ein Gütetermin an.

Zum Jahresbeginn 2021 sei es an der Zeit für einen Wechsel gewesen: von ADG auf Prokas. „Ich war nicht hundertprozentig glücklich bei ADG und habe mich durch die Awinta-AT1-Kassen inspirieren lassen, die ich also optisch sehr schön fand“, sagt der Inhaber, der namentlich nicht genannt werden will. Allerdings sei das System kaum vollumfänglich in Betrieb genommen worden, da habe es schon die ersten Ausfälle gegeben. „Mir war nicht klar, dass dies ein äußerst anfälliges System ist. Es hat eine Vielzahl technischer Probleme gegeben – ob im Backoffice oder in der Kassensystematik. Sämtliche Komponenten waren betroffen.“

Der Fingerprint funktionierte nicht reibungslos. Der Rezeptscanner fiel ständig aus oder projizierte ein falsches Bild. Noventi habe darauf hingewiesen, sich im Störungsfall über das Eintippen eines Passwortes im Kassensystem anzumelden beziehungsweise das Rezept manuell eingeben zu können. „Das sind keine zufriedenstellenden Lösungsansätze. Die liegen hier neben der Sache. Ich bezahle ja dafür, dass es einfacher geht.“

Dies seien nur zwei kleine Beispiel, die Fehlerhistorie sei allerdings sehr lang. Das Team von Awinta habe auf Nachfrage außerdem erklärt, nicht in der Lage zu sein, geforderte Hashcodes zu erstellen. „Es war ein einziger Krampf, sich ständig mit diesen Ausfällen konfrontiert zu sehen.“

Nachbesserungen fehlgeschlagen

Immer wieder habe er zur Störungsbehebung aufgefordert, „aber das passierte nicht“. „Die Nachbesserungen sind in meinen Augen fehlgeschlagen.“ Hin und wieder habe es kleinere Lichtblicke gegeben, aber nie von Nachhaltigkeit. Die Gegenseite habe außerdem erklärt, es handele sich um Anwenderfehler. Diesen Vorwurf weist der Inhaber entschieden von sich: „Ich kann von uns aus keinen Bedienfehler erkennen.“

Zudem habe er mehrfach eine Prüfung der Treiber vorgeschlagen. „Möglicherweise“, so mutmaßt er, „haben die irgendwelche Softwarekonflikte ausgelöst. Aber das interessierte niemanden. Die Antworten ließen eher verlauten, man sei zu blöd – nicht wörtlich, selbstverständlich nicht – aber das, was man den Zeilen entnehmen konnte, bedeutete nicht viel mehr.“

Rücktritt vom Kaufvertrag

Also habe er das System aufgrund der ständigen Fehler loswerden wollen. „Nach 19 Monaten mehrfacher und unbehobener Mängelanzeigen habe ich den Rücktritt vom Kaufvertrag erklärt.“ Postwendet sei vom Anwalt ein Schreiben eingegangen, dass dies nicht gerechtfertigt sei, der Rücktritt nicht hingenommen werde und der Apotheker weiterhin im Vertrag sei. Dies will der Inhaber sich nicht gefallen lassen und geht gerichtlich gegen das Softwarehaus vor. Bereits am Dienstag sei ein erster Termin zur Erörterung der Sache vorgesehen.

„Ich musste die Reißleine ziehen. Es ging einfach nicht mehr. Das war auch dem Personal nicht mehr zuzumuten, diese ständigen Ausfälle hinnehmen zu müssen. Besserung zeichnete sich nicht ab.“ Er ist nun zu Pharmatechnik gewechselt und gibt an, sehr zufrieden zu sein. „Wir arbeiten wieder mit Freude.“

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