Sieben Testzentren an der Playa de Palma

Deutscher Apotheker testet am Ballermann

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Berlin -

Mallorca gilt nicht umsonst als 17. Bundesland: Der Ballermann ist nach wie vor fest in deutscher Hand. Und das bringt Probleme mit sich. Bereits vergangenes Jahr war der exzessive Partytourismus an der Playa de Palma als mutmaßlicher Treiber des Infektionsgeschehens in die Kritik geraten. Das Testangebot hingegen ließ bisher zu wünschen übrig. Ein Apotheker aus Aachen ist deshalb nun zur Stelle: Ganze sieben Testzentren hat er in den vergangenen beiden Monaten direkt am Strand aufgebaut.

„Deutsche Touristen wollen sich im Urlaub möglichst wenig unnötig bewegen“, sagt Dr. Milad Khosravani nicht ganz ernst gemeint. „Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass sie direkt vom Hotel ins Testzentrum fallen können.“ Bisher war die Testinfrastruktur am Touristen-Hotspot nämlich bestenfalls suboptimal: Es habe lediglich zwei bis drei Testzentren gegeben, die noch dazu einige Straßen hinter der Strandpromenade lagen – die musste man erst einmal finden. Also hat er sich zusammen mit lokalen Partnern ins Zeug gelegt und sieben Testzentren aufgebaut, die sich wie eine Perlenkette in der ersten Reihe an der berühmten Strandpromenade entlangziehen.

Die Idee sei durch die Verbindung zu einem Lieferanten gekommen, von dem Khosravani die Schnelltests bezieht, die er auch in Deutschland verwendet. Dessen Kontakte nach Mallorca machten es möglich, das nötige Know-how und Personal für den Betrieb aufzutreiben – denn der ist gar nicht so einfach. „In Spanien ein Testzentrum zu eröffnen, ist um einiges anspruchsvoller als in Deutschland“, sagt der Inhaber der Karolinger-Apotheke in Aachen. Die Vorschriften, Genehmigungsverfahren und Kontrollen seien sehr viel strikter als hierzulande, wo nicht umsonst in den vergangenen Wochen über zahlreiche zwielichtige Testzentrumsbetreiber debattiert wurde.

Khosravani kann sich so etwas nicht erlauben, die spanischen Behörden legen strenge Maßstäbe an. „Die sind da knallhart. Jedes Testzentrum muss einen verantwortlichen Arzt vorweisen, der in Spanien registriert sein muss. Es kann also auch kein deutscher Arzt sein. Ist er mal nicht vor Ort, kann er sich maximal durch eine Krankenschwester vertreten lassen“, erklärt er. Er selbst – Khosravani war hierzulande einer der Vorreiter bei Schnelltests in Apotheken – habe nicht einmal die Schulungen für die Angestellten der Zentren durchführen dürfen, obwohl er die Erfahrung hat und das explizit angeboten hatte.

Auch sei es nicht möglich, ein Testcenter einfach zu eröffnen, nur weil man sich an die baulichen und prozessualen Vorschriften hält. Stattdessen schicken die örtlichen Behörden Prüfer vorbei, die jedes Zentrum abnehmen, bevor es den Betrieb aufnehmen darf. „Das ist ungefähr so wie hier in Deutschland mit der Bauaufsicht“, sagt er. Eingerichtet wurden die Zentren in Ladenlokalen, aus denen zuvor von Sonnencreme bis Luftmatratzen allerlei Sachen des Strandbedarfs verkauft wurden – nicht in Bars oder Clubs, wie er betont. Im Mai, als noch kaum Touristen da waren, habe er mit zwei Testzentren begonnen und dann im Juni schrittweise hochskaliert. Die Angestellten in den Testzentren seien allesamt Einheimische, im Schnitt sechs pro Zentrum. „Es ist gar nicht leicht, da bei der Verlockung durch Sonne, Strand und Meer zu arbeiten.“

Die Preise seien ebenso reguliert, maximal 30 Euro dürfen private Anbieter für einen Schnelltest nehmen. Hohe Auflagen und regulierte Preise – nicht zuletzt deshalb sei die Testinfrastruktur nicht nur auf Mallorca, sondern allgemein in Spanien schlechter als in Deutschland, sagt Khosravani. Gewinn machen kann er mit den Testzentren vor allem durch den hohen Durchlauf. Und der ist ihm angesichts der Touristenmassen ziemlich sicher: „Wir machen derzeit 250 bis 350 Test pro Station und Tag – und die Tendenz ist konstant steigend“, sagt er. „Es sind nicht nur deutsche Touristen, die zu uns kommen. Allerdings kommen kaum Einheimische.“

Die Abläufe in den Zentren seien letztlich genauso wie in Deutschland. Die Terminbuchung läuft seit kurzem über No-Q, zuvor hatte Khosravani mit einem spanischen Pendant gearbeitet. Die Ergebnisse erhalten die Getesteten per E-Mail oder als Ausdruck vor Ort. Geöffnet haben die Testzentren sieben Tage die Woche von 10 bis 21 Uhr. Es sei besonders wichtig, ein möglichst niedrigschwelliges Angebot zu schaffen, das die meisten Touristen auch spontan nutzen können, betont er. „Deshalb haben wir uns als Standorte auch die ganzen Ballermänner ausgesucht“, so Khosravani. „Sich testen zu lassen, geht jetzt viel schneller und einfacher als zuvor. So wollen wir möglichst viel dazu beitragen, dass sich weniger Menschen im Urlaub infizieren.“

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