Kahlschlag des Gesundheitssystems

Apotheke sammelt Unterschriften gegen Krankenhausschließungen

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Berlin -

Im Ruhrpott gibt es Ärger und Sorgen: Denn im Essener Norden sollen gleich zwei Krankenhäuser geschlossen werden. Wie ein Großteil der Bevölkerung ist auch Apotheker Alexander Bonmann gegen die Schließungen. Deshalb hat er sich mit seiner Apotheke am Stoppenberg an einer Sammelaktion für Unterschriften beteiligt.

Die Gesundheitsversorgung ist vielerorts knapp: Neben dem Fachärztemangel tragen auch Krankenhausschließungen wie die in Essen dazu bei. Eigentlich gibt es im Norden der Stadt drei Krankenhäuser – sie alle gehören der Contila-Gruppe an. Doch nun sollen zwei der drei Krankenhäuser geschlossen werden.

„Die Idee war ursprünglich mal die Kräfte zu bündeln und das zentrale Krankenhaus umzubauen“, erklärt Bonmann. Doch da habe es schon die ersten Diskussionen gegeben: Denn eine Kirche hätte für die Pläne weichen müssen, was bei vielen Essenern für Zündstoff sorgte. „Fortschreitend hat man dann gemerkt, dass bestimmte Förderungen nicht mehr angezapft werden können“, erläutert der Apotheker. „Man hatte sich wohl mehr erhofft.“ Daraufhin sollten zunächst alle drei Standorte verkauft werden.

Schließung von zwei Standorten geplant

Viel Hin und Her mit vielen Diskussionen. „Der aktuelle Stand ist nun, dass zwei der drei Krankenhäuser geschlossen werden sollen.“ Konkret handelt es sich dabei um das Marienhospital und das St. Vincenz-Krankenhaus. Letzteres befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Bonmanns Apotheke. „Das Krankenhaus mit der schlechtesten Anbindung soll nun gehalten werden“, meint er. Viele Essener haben sich deshalb zusammengetan – sie wollen gemeinsam versuchen die anderen Standorte zu retten und den „geplanten Kahlschlag des Gesundheitssystems“ zu verhindern.

Unterschriften sollen Krankenhäuser retten

Dazu wurden Unterschriftenlisten vorbereitet, die in vielen Geschäften im Essener Norden ausgelegt wurden. Bis vergangene Woche konnten sich die Anwohner dort eintragen. Die Apotheke am Stoppenberg beteiligte sich ebenfalls an der Aktion und koordinierte zudem die Listen vieler anderer Einzelhandelsgeschäfte im Umkreis als zentrale Sammelstelle. Nun wurden die Listen an den Träger des Krankenhauses überreicht. „Wir haben jetzt auf das Thema aufmerksam gemacht und es auf die politische Ebene gebracht. Nun müssen wir abwarten“, meint Bonmann.

Auch in der Apotheke seien die Schließlungen selbstverständlich oft Thema gewesen. „Viele Kunden machten sich direkt Luft, als sie die Listen ausliegen sahen.“ Bonmann findet das verständlich: „Bis zum nächsten Krankenhaus wären es zwar nur etwa 13 Kilometer – mitten im Ruhrpott bedeutet das jedoch eine Fahrt von rund 45 Minuten“, erläutert er. Im Ernstfall eine ziemlich lange Dauer, für die rund 200.000 im Einzugsgebiet lebenden Bürger, um Hilfe zu erhalten. Von einer „ortsnahen Versorgung“ könne nicht mehr die Rede sein. Vor allem viele ältere Menschen seien daher besorgt, aber auch die mittlere Altersgruppe habe eine besondere Bindung zu den beiden Krankenhäusern – „viele von ihnen sind dort geboren.“

Bonmann sah sich als Apotheker in der Verantwortung ebenfalls zu handeln und sich an der Aktion zu beteiligen. „Auch wenn man vielleicht als Apotheke nicht direkt mit den Krankenhäusern zu tun hat, so greift doch letztlich alles ineinander“, erklärt er. Die Folgen seien nicht nur für die Beschäftigen der Krankenhäuser spürbar, sondern auch für die niedergelassenen Ärzte mit Praxen in den Stadtteilen. Denn viele umliegende Ärzte kooperieren mit den Kliniken. Falls diese wegbrechen, sei unklar was aus den Praxen werde. Zudem herrsche auch in Essen ein Fachärztemangel. Nun bleibt abzuwarten, ob und was die Unterschriftenaktion bewirken konnte.

 

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