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Nach dem DAT ist vor dem DAT

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Berlin -

Mit dem Presslufthammer zielen die Kassenärzte auf das fest betonierte Rückgrat der Apotheker, während Jens Spahn gegen Hermann Gröhe antritt, beide am liebsten nicht über die Pille danach reden wollen und die SPD deshalb in den Koalitionsknast steckt. Derweil brettern Arzneidrohnen über die Nordsee, im ARD-Tatort mordet munter ein Klinikapotheker und die Apotheken Umschau nimmt die digitale Welt ins Visier.

„Mord ist die beste Medizin“ versprach der Tatort aus Münster und startete bereits am Sonntagabend die neue Woche. Ein Klinikapotheker meuchelte einen Kollegen und eine Ärztin gleich mit. Das hatte allerdings mit bösem Zyto-Handel zu tun und nicht mit Entlassrezepten. Den diesbezüglichen Vorstoß der Apotheker unter Federführung des ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt fand man bei der KBV derart anmaßend, dass Vorstand Regina Feldmann endgültig der Geduldsfaden riss. Die Ärzte machen auf Catenaccio.

Geradezu rastlos ist hingegen Jens Spahn (CDU). Da wird nicht nur beim DAT Dampf-geplaudert, sondern auch noch in der Folgewoche. Frisch gekürt zum Kandidaten der Jungen Union für Merkels CDU-Präsidium gab Spahn eine Kostprobe seines Eifers. In Interviews. Pressegesprächen. Als Preisträger und Veranstaltungsgast. Spahn überall. Nur auf die Pille danach hatte er ebenso wenig Lust wie seine Fraktionskollegen.

Die SPD, eingekerkert im Merkel’schen Koalitionsgefängnis, lässt sich daher ihre eigenen PiDaNa-Positionen von der Opposition um die Ohren debattieren. Pille danach = Notfall? Nicht für die Sozialdemokraten. Die lassen sich alle Zeit der Welt. Vielleicht wollen sie nicht nur die Apotheker für „blöd“ erklären, wie die Linke mutmaßt, sondern auch den Rest der Nation.

Bei der Präsentation des Arzneiverordnungsreports kündigt SPD-Fraktionsvize Professor Dr. Karl Lauterbach schon ein neues Spargesetz an. Dagegen verspricht Michael Hennrich (CDU) den Selbstmedikationsherstellern vom BAH, dass es für unter 18-jährige OTC wieder auf Rezept geben solle.

Mal sehen, ob aus dem Retaxverbot etwas wird, das er schon im Mai den Apothekern zugesagt hatte. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will die Notdienste von Ärzten, Apothekern und Kliniken neu und besser und überhaupt organsieren. Das Ganze gibt’s dann mit vielen anderen Themen verpackt im Versorgungsstärkungsgesetz. Und das erblickt in Kürze das Licht der parlamentarischen Welt.

Wenn auch bislang dazu nicht allzu viel aus dem BMG zu hören ist, so dann wenigstens ein paar gute Ideen zur Bewältigung der Ebola-Krise. Da werden händeringend Ärzte und Apotheker gesucht. Womöglich wollte Gröhe der eifrigen Kabinettskollegin Ursula von der Leyen (CDU) in nichts nachstehen auf der Suche nach mildtätigen Freiwilligen. Bei der Bundeswehr hatte ihr Aufruf 2000 Freiwillige bewegt. Mal schauen, wie viele Apotheker und Ärzte sich melden.

Die Zukunft im Visier hat seit einiger Zeit die DHL. Sie testet nun den Drohnenflug vom Festland zur Insel Juist. Nur Orkanböen können die wichtigen Arzneimittellieferungen an die Seehund-Apotheke verhindern, heißt es. Das Aus für die ansonsten liefernde Pferdekutsche ist deshalb aber nicht in Sicht. Den Blick nach vorn richtet auch der Wort & Bild Verlag. Die Apotheken Umschau kommt mit „Elixier“ auf die iPads des Landes. Das Ganze natürlich nur im Konzert mit den Apothekern. Umschau-Chef Dr. Hartmut Becker glaubt fest daran, dass hier demnächst ein Markt entsteht: „Wir werden alle digitaler!“

Gar nicht digital ist die Fehlersuche bei Hexal. Der Ibuprofen-Saft für Kinder ist mit Mikroorganismen belastet. Und der Fehler in der laufenden Woche immer noch nicht gefunden. Keine Gefahr für Kinder habe bestanden. Gut. Aber die Gefahr für die starke Apothekenmarke durch den Skandal ist noch nicht gebannt.

Nicht anders geht es der omnipräsenten Marke Almased. Deren „Vitalkost“ wird von der Verbraucherzentrale wegen wettbewerbswidriger Werbung vor Gericht gezerrt. Da werde zu viel versprochen, was nicht gehalten werden könne. Wenigstens sind weder Almased noch Hexal von dem jüngsten Arznei-Klau betroffen. Hospira sucht nach verloren gegangenen Packungen seines Präparats Retacrit.

Als zweites Rechenzentrum entert AvP die Clearingstellen der Apotheker. Und Linda zieht mit einer AMTS-Datenbank vorbei. Die ABDA verschläft derweil den von der internationalen Apotheker-Organisation FIP initiierten „Weltapothekertag“ am 25. September. Man erfreut sich am neuen Logo, an sich selbst und daran, dass Spahn mit sich selbst beschäftigt ist. Noch. Denn nach dem DAT ist vor dem DAT.

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