Infektionskrankheiten

Ebola: Ärzte und Apotheker gesucht

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Berlin/Koblenz -

Bundesregierung, Rotes Kreuz und Bundesärztekammer (BÄK) haben im Kampf gegen die Ebola-Epidemie medizinisches Personal in Deutschland um Unterstützung in Westafrika gebeten. „Wir benötigen dringend freiwillige Helfer für den Aufbau der Krankenstationen“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in Berlin. Die Ebola-Epidemie gefährde nicht nur die Sicherheit und Stabilität in der Region, sondern nehme globale Dimensionen an.

Man wisse um die Risiken eines solchen Einsatzes von Helfern in der Region. Freiwillige würden finanziell abgesichert. Im Notfall würden Helfer nach Deutschland zurückgeholt, sagte Gröhe. Die Bundesregierung unterstütze das Deutsche Rote Kreuz sowohl finanziell als auch logistisch beim Aufbau eines mobilen Krankenhauses und einer Behandlungsstation für Ebola-Kranke in der Krisenregion.

Zugleich machte Gröhe klar, dass in Deutschland kein Grund zur Sorge bestehe. Das Gesundheitssystem sei gut aufgestellt, Flughäfen seien vorbereitet. Bei allen bisherigen Verdachtsfällen hätten Bund und Länder gut zusammengearbeitet. In allen Fällen sei in kürzester Zeit eine Infektion ausgeschlossen worden.

DRK-Präsident Rudolf Seiters bat um Unterstützung – auch zur Entlastung von Kollegen vor Ort. Es werde dringend Personal benötigt, um den Ausbruch von internationaler Tragweite einzudämmen. Besonders gebraucht würden Ärzte, Physiotherapeuten, Hebammen, Pfleger, Pharmazeuten, Labor- und Röntgenfachkräfte.

BÄK-Präsident Professor Dr. Frank Montgomery warnte, man stehe medizinisch gesehen vor einer globalen Katastrophe, wenn es nicht gelinge, die Epidemie einzudämmen. Es müsse auch zum Schutz der eigenen Bevölkerung alles unternommen werden, dass sich die Krankheit nicht ausbreite.

Rund 2000 Freiwillige meldeten sich nach dem Aufruf von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Sie sei „bewegt und überwältigt“ von der Resonanz der Soldaten und Zivilisten der Bundeswehr, sagte die Ministerin. Jetzt müsse geklärt werden, welche Berufe die Interessenten hätten und wie ihr Impfstatus sei. Benötigt würden Ärzte, Pfleger, Techniker und Logistiker.

Das Bundesentwicklungsministerium würdigte die Zusagen von Freiwilligen aus der Bundeswehr. Dass sich nach dem Aufruf von der Verteidigungsministerin so viele Menschen gemeldet haben, sei ein „bemerkenswertes Zeichen“, betonte der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Silberhorn (CSU). Die Opposition warf der Bundesregierung in der Debatte allerdings Untätigkeit vor.

Das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr betrachtet den Kampf gegen die Epidemie als große Herausforderung: „Es ist eine Ausnahmesituation, ganz klar“, sagte Oberstarzt Johannes Backus, Leiter der Task Force Ebola beim Kommando Sanitätsdienst.

Eine Transportmaschine der Bundeswehr ist am Donnerstag vom Flughafen Köln/Bonn zu einem ersten Ebola-Hilfsflug nach Westafrika gestartet. Die Maschine hatte nach Angaben eines Luftwaffen-Sprechers rund fünf Tonnen Material wie etwa Stiefel, Handschuhe, Mundschutze und Desinfektionsmittel an Bord. Der Airbus
soll die Hilfsgüter nach Dakar bringen. In der senegalesischen Hauptstadt plant die Bundeswehr einen Lufttransportstützpunkt. Von dort aus soll später eine Luftbrücke nach Monrovia in Liberia eingerichtet werden.

Von München aus wird am Montag (29. September) ein Flugzeug 45 Tonnen Hilfsgüter nach Liberia bringen, wie die Hilfsorganisation Humedica in Kaufbeuren mitteilte. Die Hilfslieferung basiere auf einer Bedarfsliste des Gesundheitsministeriums von Liberia. Geplant ist laut Backus, später von dort aus eine Luftbrücke nach Monrovia in Liberia einzurichten.

Vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York appellierte US-Präsident Barack Obama eindringlich an die Welt, geschlossen gegen Ebola zu kämpfen. Das Virus könne Hunderttausende Menschen töten, schreckliches Leid erzeugen, ganze Volkswirtschaften destabilisieren und sich rasant über Grenzen ausbreiten, sagte er.

Am Donnerstag soll es dazu bei den UN ein Spitzentreffen geben. Die Ebola-Epidemie wird am Rande der Vollversammlung auch Thema einer Konferenz der Außenminister aus den sieben wichtigsten Industrienationen (G7) sein. Deutschland hat dort den Vorsitz inne. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in Westafrika 6263 Ebola-Patienten registriert, 2917 davon sind gestorben. Am stärksten betroffen sei Liberia mit 1677 Todesfällen, gefolgt von Guinea (635) und Sierra Leone (597).

Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Allein bis November werde die Zahl der Infizierten auf mehr als 20.000 steigen, ergab eine Untersuchung der WHO und des Imperial College. Die US-Seuchenkontrollbehörde CDC zeichnet ein noch düsteres Bild. Sie geht allein in den am schwersten betroffenen Ländern Sierra Leone und Liberia von 21.000 Ebola-Fällen bereits bis Ende September aus. Während sich die Situation in Sierra Leone und offenbar auch in Liberia weiter verschärfe, scheine sich die Lage in Guinea zumindest vorübergehend stabilisiert zu haben.

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