Verblisterung

Abschied vom Medifalter

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Berlin -

Die industrielle Verblisterung steht in Deutschland vor dem Aus. Nachdem bereits Kohl die 7x4-Automaten abgestellt hat, will die Hamburger Körber-Gruppe nun das AvidiaMed-System loswerden. Der Maschinenbaukonzern zieht sich nach mehreren Modellprojekten mit Krankenkassen komplett aus dem Segment zurück. Wenn sich kein Käufer findet, wird das Unternehmen im Herbst abgewickelt.

Derzeit kooperiert AvidiaMed mit der AOK Hessen und dem GesundheitsNetz Osthessen. Ende Juni läuft der Vertrag aus. Das Projekt dient laut AvidiaMed wie die beiden vorherigen Versuche der Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Kassenpatienten bekommen seit Mitte 2011 von mehr als 20 Ärzten im Raum Fulda die Kartensysteme MediFalter verordnet. Teilnehmende Apotheken geben die Blister ab.

Das erste Modellprojekt war vor mehr als zwei Jahren gestartet. Gemeinsam mit der BKK24 sollten Ärzte im Schaumburger Land bei Hannover neun Monate lang den MediFalter verordnen. Parallel dazu wurde das Kartensystem gemeinsam mit der AOK Baden-Württemberg und den Ärzten der Initiative „Gesundes Kinzigtal“ getestet.

Erste Ergebnisse zeigen einem Unternehmenssprecher zufolge, dass Patienten, die regelmäßig eine große Menge an Medikamenten einnehmen müssen, profitieren. Details zu den Resultaten werden aber nicht öffentlich gemacht.

AvidiaMed wurde 2008 von Körber gegründet; parallel kaufte der Konzern den Herstellbetrieb Weimer aus Rastatt. Auch von dieser Firma will sich Körber trennen. Derzeit liefen Gespräche mit Investoren, so der Sprecher. Damit wird das komplette Geschäftsfeld Pharma Services aufgelöst. Bei AvidiaMed sind 24, bei Weimer rund 200 Mitarbeiter beschäftigt.

Offenbar war die Nachfrage nach den Blisterkarten zu gering. Ein Grund für den Rückzug seien die fehlenden gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, so Gerhard Breu, Geschäftsführer von Körber Medipak.

Der Konzern hat sich in den vergangenen zehn Jahren durch mehrere Zukäufe ein Standbein im Bereich Pharmaverpackungen aufgebaut, das in Zukunft im Zentrum stehen soll. Die Sparte Medipak umfasst unter anderem das 2002 erworbene Unternehmen Dividella, ein Schweizer Hersteller von Verpackungsmaschinen. Kurz darauf wurde die ebenfalls aus der Schweiz stammende Firma Rondo gekauft, die die Packungen herstellt.

2011 erwirtschaftete die Gruppe mit insgesamt 9600 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 2 Milliarden Euro. Zum Konzern gehören auch die Sparten Hauni (Tabak-/Zigarettenherstellung), Schleifring (Werkzeugmaschinen) und Process Solutions (Verfahrenstechnik).

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