Corona treibt Versandhandel

Umfrage: Einkaufsbummel war gestern

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Berlin -

Der Einkaufsbummel gehört für viele Menschen seit Corona zur Vergangenheit: 50 Prozent der europäischen und 30 Prozent der deutschen Großstädter kaufen heute weniger im stationären Einzelhandel ein als vor dem Ausbruch der Krise, so das Ergebnis der Studie „Lockdown, Shake Up: The New Normal for Shopping in Europe“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Profitiert hat der Versandhandel.

„Auch nachdem die strengen Distanzregeln in Folge von Covid-19 gelockert wurden, verzichten viele Konsumenten auf ausgedehnte Einkaufstouren. Dagegen bleibt die Online-Nachfrage auf hohem Niveau. Das gilt insbesondere für Produkte des täglichen Bedarfs“, kommentiert Dr. Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter.

Vor allem im Lebensmittelbereich seien Einkäufe im Netz stark gestiegen: Europäische Verbraucher haben in der Krise deutlich mehr Nahrungsmittel online bestellt. Fast ein Viertel der Deutschen (22 Prozent) und rund ein Drittel der Franzosen, Spanier und Italiener kaufte während der Pandemie Dinge des täglichen Bedarfs in erster Linie online ein. Jeder zweite deutsche Städter (52 Prozent), der Lebensmittel online bestellt, kauft heute mehr Lebensmittel im Netz ein als vor Corona. Und die große Mehrheit von 82 Prozent möchte dies auch in diesem Umfang beibehalten.

„Corona hat dem Online-Lebensmittelhandel endgültig zum Durchbruch verholfen. Verbraucher schätzen nicht nur den Komfort und die Sicherheit des E-Commerce, sondern arbeiten häufiger von zu Hause und können die Lieferung besser in Empfang nehmen. Mögliche Skepsis, dass online bestellte Lebensmittel qualitativ minderwertig sind, hat sich nicht bestätigt“, so Wulff.

Aber auch der stationäre Einzelhandel kann laut Wulff einiges tun, um Kunden in die Läden zurückzuholen und ihnen ein angenehmes und vor allem sicheres Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Bereits vor dem Ausbruch der Krise schätzten die europäischen Kunden Technologie im physischen Geschäft. Eine der wichtigsten Innovationen, um das Kundenerlebnis zu verbessern, ist dabei der automatische Checkout, den 34 Prozent der europäischen Verbraucher gutheißen. Auf Platz 2 der beliebten Laden-Technologien steht der Versand persönlicher Angebote auf das Smartphone des Kunden, sobald dieser das Geschäft betritt (29 Prozent Zustimmung).

„Durch die Angst vor einer Ansteckung ist die Nachfrage nach einem kontaktlosen Einkaufserlebnis stark gestiegen. Selbst unter deutschen Verbrauchern, die mobile Angebote im europäischen Vergleich eher zögerlich annehmen, erfreut sich das kontaktlose Bezahlen seit Beginn der Pandemie großer Beliebtheit. Für Händler sind automatisierte Checkouts und ein berührungsloser Bezahlvorgang längst kein Nice-to-have mehr, sondern ein Muss.“

Rund zwei Drittel der deutschen Stadtbewohner geben an, dass sie sich in Folge von Covid-19 stärker auf ihre Gesundheit,
Fitness und Ernährung konzentrieren wollen. „Diese Entwicklung gibt Händlern die Chance, ihr Sortiment an Gesundheitsprodukten zu erweitern und sich damit vom Wettbewerb abzuheben. Dafür sollten sie auch ihre Marketingkanäle und -formate entsprechend neu justieren. Denn insbesondere über soziale Medien und eine Zusammenarbeit mit Influencern, die Gesundheitsprodukte authentisch repräsentieren, lassen sich Aufmerksamkeit und Umsatz steigern“, so Wulff.

Und eine weitere Tendenz habe die Corona-Krise verfestigt: den bewussten Konsum. „Die Zeit des Lockdowns war auch eine Zeit der Reflektion: Viele Verbraucher haben gemerkt, dass sie viel weniger benötigen als gedacht. Folglich werden sie in Zukunft bewusster konsumieren – und preissensibler“, so das Fazit von Wulff.

Knapp 6200 Stadtbewohner aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, Schweden und den Niederlanden wurden vor dem Ausbruch der Pandemie befragt; weitere 3400 nach dem Ausbruch der Krise. Unter den Befragten waren rund 500 deutsche Konsumenten aus Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt.

 

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