Großhandel

Trümper: Es gibt keine schwarzen Kassen

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Berlin -

Phagro-Chef Dr. Thomas Trümper hat Behauptungen widersprochen, der Großhandel erhalte von den Arzneimittelherstellern Rabatte und Skonti in nennenswerten Umfang: „Es gibt keine schwarzen Kassen“, so Trümper im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC. Rabatte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel verstießen gegen das Gesetz und „es gibt auch keine“. In sehr geringem Ausmaß gebe es Herstellerskonti. Trümper: „Da schwirren aber Vorstellungen in der Welt herum, die nicht stimmen.“

Mit seinen Aussagen reagierte der Phagro-Chef unter anderem auf Jörg Geller, Geschäftsführer des Arzneimittel-Importeurs Kohlpharma: „Natürlich bekommt der Großhandel Rabatte und Skonti von Herstellern“, hatte Geller kürzlich einen APOTHEKE ADHOC-Beitrag zu den Phagro-Forderungen kommentiert. Man müsse solchen Aussagen mit Fakten entgegentreten, sagte Trümper. Daher müsse man Folgendes feststellen: „Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln darf es per Gesetz keine Rabatte von den Herstellern an den Großhandel geben und es gibt auch keine. Alles andere wäre ungesetzlich. Über Rabatte brauchen wir uns also gar nicht zu unterhalten.“

Es könne allerdings „individuelle Skonti“ der Hersteller geben. Skonti würden bezahlt für die „individuellen Zahlungskonditionen zwischen einem Großhändler und einem Hersteller“. Diese unterschieden sich erheblich vom bekannten Geschäft zwischen Großhandel und Apotheken. Trümper: „Viele wissen nicht, dass über 90 Prozent aller Hersteller von Rx-Arzneimitteln mit dem Großhandel über Lastschriftverfahren abrechnen. Das heißt, wenn die Ware beim Hersteller den Hof verlässt, bucht dieser den Wert sofort vom Konto des Großhändlers ab. Die Ware ist oftmals noch nicht beim Großhändler angekommen, da ist das Konto bereits belastet und die Ware bezahlt.“

Dafür, dass Großhändler nicht auf die Rechnung warteten und sofort abgebucht werden könne, zahlten Hersteller Skonti. „Das ist eine Vergütung für die Erreichung eines vorfristigen Zahlungsziels“, so Trümper. Die jeweilige Skonto-Größenordnung liege dabei deutlich unter den im Apothekenmarkt kursierenden Größenordnungen. Trümper: „Davon sind wir weit entfernt, sie liegt weit, weit darunter. Die Nettomarge des Großhandels wird durch die Lieferantenskonti nur geringfügig erhöht. Da schwirren Vorstellungen in der Welt herum, die nicht stimmen.“

Es gebe, anders als behauptet, auch keine Dominanz von ausländischen Konzernen auf dem deutschen Großhandelsmarkt. Über zwei Drittel des Marktes seien in der Hand von deutschen Anbietern. Trümper: „Von einer Marktbeherrschung durch ‚milliardenschwere ausländische Konzerne‘ kann also keine Rede sein. Es findet auch keine ‚Verschiebung von Gewinnen ins Ausland‘ statt. Das sind Fake-News. Wer darüber hinaus auch noch behauptet, dass der Phagro die Menschen für dumm verkauft, dem kann ich nur erwidern, er möge besser vor der eigenen Tür kehren.“

Daher sei es wichtig, über Fakten zu reden: „Die wirtschaftliche Lage des Großhandels wird objektiv vom Institut für Handelsforschung (IHF) in Köln erhoben. An diesen Aussagen zweifelt niemand. Danach betrug im Jahr 2017 die Gesamtmarge des Großhandels 4,4 Prozent. Diese Marge sinkt seit Jahren kontinuierlich wegen der Zunahme der Hochpreisartikel im Arzneimittelmarkt und der für den Großhandel geltenden Margenkappung“, so der Phagro-Chef. Auf der anderen Seite stiegen die Kosten des Großhandels weiter, insbesondere bedingt durch die EU-GDP-Richtlinie und die EU-Fälschungsschutzrichtlinie. Derzeit verbleibe für den Großhandel allenfalls eine schwarze Null. Trümper: „Diese Zahl muss man Kritikern entgegenhalten, die meinen, es gebe beim Großhandel riesige schwarze Kassen. Das stimmt nicht.“

Der Phagro-Chef zeigte sich zuversichtlich, im aktuell im Bundestag zur Beratung anstehenden Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) noch eine Klarstellung zur Skonti und Rabatten zu erreichen: „Wir haben jetzt ein demokratisch-parlamentarisches Verfahren. Dort können und werden die Fakten diskutiert. Aufgabe des Parlaments ist es ja, die Gesetzgebung zu überwachen und entsprechenden Korrekturen vorzunehmen. Wir gehen davon aus, dass die Gesundheitspolitiker das erkennen und für eine Klarstellung der Skonti und Rabattfrage im Sinne einer rechtssicheren Lösung sorgen.“

Der Phagro fordert, dass Rabatte und Skonti für Apotheken maximal in Höhe des 3,15 prozentigen variablen Großhandelszuschlages gewährt werden dürfen. Im Gesetzentwurf findet sich dazu aber keine eindeutige Formulierung. „Die Bewusstseinsänderungen finden meistens erst kurz vor der letzten Abstimmung ab. Daher rechne ich damit, dass es noch weitere Diskussion in den Koalitionsfraktionen gibt. Das müssen wir abwarten“, so Trümper.

Ausdrücklich begrüßt der Phagro-Chef, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in seinem Eckpunktepapier zum Apothekenmarkt „unsere langjährige Forderung nach gleichen Lieferbedingungen für den Großhandel und für Versandapotheken aufgenommen hat“. Hier müssten „unbedingt gleiche Regularien zum Beispiel für die Temperaturführung gelten“. Die derzeit vorherrschenden Ungleichheiten im Markt seien absolut indiskutabel. Trümper: „Der Großhandel stellt sich jedem Wettbewerb im Markt. Wir sind Händler, aber bitte mit gleich langen Spießen. Es kann nicht sein, dass die EU mit den GDP-Guidelines für den Großhandel mit Arzneimitteln strenge Vorgaben mache, die aber für den Versandhandel nicht gelten sollen. Alle, die im Markt arbeiten, müssen nach denselben Regeln spielen. Daher freut es mich, dass Spahn dies aufgreifen will.“

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