Merckle-Imperium

Rettung oder Zerschlagung?

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Nach dem Tod von Adolf Merckle geht plötzlich alles sehr schnell: Der Verkauf von Ratiopharm, dem historischen Herzstück des Imperiums, ist beschlossene Sache. Auch die Mehrheitsbeteiligung an Heidelberg Cement dürfte angesichts der hohen Ansprüche der Banken kaum zu halten sein. Medien spekulieren sogar schon über Verkaufspläne für den Pharmagroßhändler Phoenix. Die sukzessive Zerschlagung von Merckles Lebenswerk scheint ausgemacht zu sein.

Offiziell heißt der nach langem Ringen eingeleitete Prozess noch immer „Rettungspaket“. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG soll in den nächsten drei Monaten ein Gutachten erstellen, auf dessen Basis ein langfristiger Sanierungsplan für die Merckle-Unternehmen beschlossen werden soll.

Doch die „Sanierung“ soll ohne die Familie stattfinden. Gemeinsam mit den Managern übernehmen die Banken die Kontrolle. Mit der Abberufung von Ludwig Merckle haben die Gläubiger eine der bedeutendsten Unternehmerfamilien Deutschlands faktisch entmachtet. In den vergangenen Jahren war der Wirtschaftsinformatiker durch seinen Vater zu einem der Unternehmenslenker und möglichen Nachfolger aufgebaut worden. Als weitere Vertraute Merckles gelten der ehemalige Phoenix-Chef Bernd Scheifele, heute Vorstandschef bei Heidelberg Cement, sowie Finanzchefin Susanne Frieß.

Eine beispiellose Erfolgsgeschichte geht dramatisch zu Ende: Merckle soll die Einigung mit den Banken noch am Montag selbst unterschrieben haben. Der Unternehmer soll sich lange gegen den Verkauf von Ratiopharm gesträubt haben; aus Finanzkreisen wurden parallel vermeintliche Verhandlungserfolge gestreut. In Wirklichkeit könnte es bis zuletzt unüberbrückbare Gegensätze gegeben haben.

In der „Welt“ fragt tatsächlich einer der an den Verhandlungen beteiligten Bänker nach dem Zweck des Selbstmordes. Die Antwort wird er in den offenen Posten nicht finden.

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