Pharmahandelskonzerne

Celesio vor der Zerschlagung?

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Berlin -

Überraschende Wende bei Celesio: Dem Stuttgarter Pharmahändler droht möglicherweise die Zerschlagung. Wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX berichtet, ist der US-Konzern McKesson nur am Großhandelsgeschäft interessiert. Die Idee einer Aufspaltung hat mehr für sich, als auf den ersten Blick zu erwarten wäre.

McKesson könnte ausschließlich das Großhandelsgeschäft von Celesio übernehmen, berichtet dpa-AFX unter Berufung auf Unternehmenskreise. Damit liege eine neue Variante auf dem Tisch. Vor zwei Wochen hatte das Wall Street Journal Deutschland berichtet, dass McKesson dem Mischkonzern Haniel dessen Mehrheitsanteil von gut 50 Prozent für 22,50 Euro abkaufen könnte. Weil dadurch ein Pflichtangebot für die Minderheitsaktionäre fällig gewesen wäre, sank der Aktienkurs nach Bekanntwerden der heutigen Meldung.

Dabei spricht einiges dafür, dass McKesson sich mit dem Teil von Celesio begnügen könnte, der zum eigenen Geschäftsmodell passt. Die Amerikaner sind ausschließlich als Großhändler aktiv und haben – wie die beiden großen Mitbewerber auch – keine eigenen Apothekenketten. Echten Nutzen brächte die Übernahme in Europa nur dann, wenn sie auch auf dem Heimatmarkt Wirkung entfalten würde.

So wäre es eigentlich nicht erstaunlich, wenn McKesson einen Partner dabei hätte. Schon im Juni hatten Manager Magazin und Börsen-Zeitung über Gespräche von Celesio mit CVS/Caremark berichtet. Davon war zwar zuletzt nicht mehr die Rede, doch der Konzern wäre der perfekte Dritte im Bunde: Zu CVS gehören rund 7500 Apotheken, Caremark betreut als Pharmacy Benefit Manager die Tarife für 85 Millionen Versicherte und ist damit die Nummer 2 am Markt.

Ein Zusammenschluss der beiden Giganten über die europäische Bande könnte zu einer – für Beobachter längst überfälligen – Annäherung der Handelsstufen auf dem Heimatmarkt führen – bis hin zu einer Fusion zu einem späteren Zeitpunkt. Boots/Walgreens/AmerisourceBergen machen gerade vor, wie so etwas gehen kann. Angenehmer Nebeneffekt: Die Milliardeninvestition in Europa ließe sich auf zwei Schultern verteilen.

Auch wenn man bei Celesio zuletzt daran gearbeitet hat, die Grenzen zwischen den beiden Sparten Groß- und Einzelhandel aufzulösen: Im Prinzip ist alles bestens für eine Aufspaltung vorbereitet: Was nach dem großen Ausverkauf noch übrig ist, gehört entweder zum Kerngeschäft oder könnte gut ins Konzept der Amerikaner passen – wie die Wundzentren der Gehe-Tochter gvw, die an MinuteClinic, die Praxiskette von CVS, erinnern. Der Name des neuen Apothekenkonzepts – Lloyds – klingt ohnehin eher wie eine Einladung an englischsprachige Investoren als an deutsche Verbraucher.

Sogar für Phoenix blieben nach diesem Szenario noch passende Partner übrig: die Apothekenkette Rite Aid und der Großhändler Cardinal Health. Andererseits: Gerade weil es so perfekt passt, könnte es wieder einmal nicht mehr das übliche Börsengeflüster sein.

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