Pascoe

Gießener Kräuter gegen Krankheiten

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Berlin -

Komplexmittel gehören zum Portfolio der meisten Homöopathie-Hersteller. Angefertigt wurden die ersten Zubereitungen in der Mellinghoff'sche Apotheke in Mülheim an der Ruhr, aus der später das Unternehmen Pascoe Naturmedizin hervorgegangen ist. Auch wenn die Firma heute zu den kleineren Anbietern zählt, investiert sie immer noch in die Forschung.

Der evangelische Pastor und Naturheilkundler Emanuel Felke gilt als Vater der homöopathischen Komplexmittel. Ab 1896 wurden seine Rezepturen in der Apotheke hergestellt, die Friedrich H. Pascoe zwei Jahre zuvor übernommen hatte. Gemeinsam entwickelten der Pfarrer und der Pharmazeut den Bereich der Komplexmittelhomöopathie.

1918 gründet Pascoe sein Unternehmen, 1930 übernimmt sein Sohn Fritz die Führung. Noch heute schaut dessen Frau Inge im Alter von 96 Jahren täglich im Büro vorbei. Seit 1983 leitet aber Jürgen F. Pascoe in dritter Generation gemeinsam mit seiner Frau Annette die Geschäfte.

Von den anfangs rund 5000 Produkten werden heute noch 200 vertrieben, darunter auch pflanzliche Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und hochdosierte Vitaminpräparate. Einer der Schwerpunkte von Pascoe liegt auf den Bereichen Psyche und Seele. „Aber wir haben eine breite Produktpalette für alle Anwendungsgebiete“, sagt Annette Pascoe.

Nach einem Einbruch von 13 Prozent auf rund 18 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2010 wächst Pascoe jetzt seit drei Jahren zweistellig. Rund 200 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen. Für die Zukunft ist eine neue Produktionsstätte geplant, der Baubeginn wird Anfang 2016 sein.

Pascoe exportiert in 30 Länder weltweit, in Toronto und Wien unterhält das Unternehmen eigene Niederlassungen. Rund 40 Prozent des Umsatzes werden im Ausland gemacht. Die Rohstoffe für die Naturmedizin kommen aus aller Welt, aber auch aus der Gießener Region: Dort arbeitet Pascoe mit einem Kräuterhof zusammen, wo zum Beispiel Lilie, Sonnenhut und Calendula angebaut werden. Produziert wird nur in Deutschland. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen mehrmals die deutsche olympische Nationalmannschaft als offizieller Lieferant mit Injektionen gegen Erkältungen und Schwellungen versorgt.

Die umsatzstärksten Produkte sind zurzeit Neurapas balance, das Passionsblumenpräparat Pascoflair zur Beruhigung sowie die Basentabs pH-balance Pascoe, Nahrungsergänzungsmittel mit basischen Mineralstoffen und Zink zur Entsäuerung. Gut verkauft sich auch die Lymphdiaral-Familie gegen Erkrankungen der Atemwege und zur Behandlung des lokalen Lymphsystems bei Infekten des Hals-Nasen-Rachenraumes.

Die Produktion des Schlafmittels Pascosedon, das 2011 vom Magazin Ökotest wegen der zu geringen Dosierung und wegen der Empfehlung für Kinder mit „mangelhaft“ bewertet wurde, lässt das Unternehmen auslaufen – Grund sei aber nicht das schlechte Abschneiden bei Ökotest, sondern die zu kurze Haltbarkeit des Präparats, so Pascoe.

Seit 1961 werden die Produkte in einer eigenen klinischen Abteilung erforscht. Zehn Ärzte und Apotheker arbeiten dort, rund 15 Prozent des Umsatzes fließen in placebokontrollierte, doppelblinde klinische Studien. Zusammengearbeitet wird dabei mit Kliniken, niedergelassenen Ärzten und Heilpraktikern, aber auch Universitäten im In- und Ausland. Ein Ziel ist es dabei, die Naturmedizin als gleichberechtigten Partner der Schulmedizin zu etablieren.

Pascorbin etwa, eine Injektionslösung mit 7,5 Gramm Vitamin C, wurde an Patienten in der Strahlen- und Chemotherapie getestet. Das Ergebnis: Die Probanden hatten mehr Appetit und vertrugen die Behandlung insgesamt besser als die Kontrollgruppe.

Auch Pascoflair, ein Präparat mit Passionsblumenextrakt, wurde einer klinischen Prüfung unterzogen. „Das Präparat beruhigt, wirkt aber nicht sedierend und kann damit zum Beispiel gut gegen Prüfungsangst eingesetzt werden“, sagt Dr. Gabriele Weiß, Bereichsleiterin Forschung und Entwicklung, mit Verweis auf die entsprechende Untersuchung.

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