Dass sich die Apothekenkooperation Linda mit ihrem Faible für Vertragsangelegenheiten auf Dauer nicht mit dem Hilfsmittelbereich zufrieden geben würde, war absehbar. Ob sie sich jetzt bei Arzneilieferverträgen und Retaxationen als ernst zu nehmende Konkurrenz zu den Verbänden profilieren kann, muss sich erst zeigen. Dass die MVDA-Apotheker und ihre Linda-Manager politisch mitreden wollen, könnte aber nicht nur für die Kooperation riskant sein: Denn Linda vertritt keine spezifischen Interessen – sondern nur eigene.
Linda steht seit dem Start der Dachmarke vor knapp acht Jahren für die Flucht des MVDA nach vorne. Nach außen Marke, nach innen Service, so lautet das Motto, nach dem die Macher in der Systemzentrale ihren Bausatz in beispielloser Schlagzahl erweitert haben. Zur jüngsten Auswahl gehören Diabetes-Coaching und Interaktions-Register, Champix-Vertrag und Rechenzentren-Ausschreibung und natürlich das umstrittene Pick-up-Konzept „Vorteil24“.
Bei allen Aktivitäten geht es darum, Alleinstellungsmerkmale für die Mitglieder zu schaffen – mal pekuniärer, mal perspektivischer Natur. Die Absicht, möglichst bald Selektivverträge mit Kassen zu schließen, ist dabei nicht nur unübersehbar, sondern auch konsequent: Schließlich geht es bei jeder Kooperation auch darum, Wettbewerber auszugrenzen.
Aus wirtschaftlicher Sicht ist der Alleingang also nachvollziehbar. Zumal sich nicht nur Linda durch das mitunter schleichende Tempo in der Standesvertretung ausgebremst fühlt. Die Frage ist, ob die Kooperation die Lücke, die sie mit ihrem Schritt in den Berufsstand reisst, auch ausfüllen kann. Denn eine „Interessenhomogenität“ ist auch bei Linda Illusion.
Wie ein Heilberuf – unter kräftiger Mithilfe von Politik und Kassen – gespalten werden kann, haben die Ärzte in den vergangenen Jahren erfahren müssen. Umso erstaunlicher ist die Selbstwahrnehmung bei Linda: Die Mitglieder müssen künftig nicht nur bei Phoenix bestellen und die Produkte der Industriepartner nach Planogramm in der Sichtwahl platzieren, sondern auch die politische Linie mit tragen. Wobei noch völlig unklar ist, wie die eigentlich aussehen und worin sie sich vom Rest des Berufsstandes unterscheiden soll.
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