Nikotinersatztherapie

Linda erinnert Raucher an Pfizer

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Wenn es um neue Geschäftsmodelle und Vertragsangelegenheiten geht, ist Linda eine der Apothekenkooperationen mit der höchsten Taktzahl. Ab sofort kooperiert die MVDA-Tochter mit dem Pharmakonzern Pfizer. Im Rahmen eines Raucherentwöhnungsprogramms sollen die Apothekenmitarbeiter ihre Kunden an die Einnahme von Champix (Vareniclin) erinnern. Dafür gibt es Geld - und Erfahrungen, die Linda künftig auch für andere Indikationsbereiche und Kunden nutzen will.

Aktuell werden die Mitglieder über die Zusammenarbeit informiert; bis Ende Juli sollen alle Apotheken, die mitmachen wollen, geschult und mit Infomaterial versorgt werden. Im Linda-Magazin wird die Aktion bereits beworben, weitere PR-Maßnahmen sollen folgen. Produktwerbung wird dabei laut Linda explizit nicht gemacht.

Raucher, die mit der Hilfe von Champix von ihrer Sucht loskommen wollen und das Produkt vom Arzt verschrieben bekommen, werden während der zwölfwöchigen Therapie bis zu vier Mal von Mitarbeitern ihrer Linda-Apotheke angerufen. Dabei wird abgefragt, ob das Medikament entsprechend eingenommen wurde, und an das Abholen und Einlösen des Folgerezeptes erinnert. So sollen die angehenden Nichtraucher motiviert und Abbrüche der Therapie - sofern kein medizinischer Grund vorliegt - verhindert werden.

Die Apotheken bekommen von Linda eine gestaffelte, erfolgsorientierte Vergütung; bis zu 50 Euro können pro Champix-Nutzer abgerechnet werden. Außerdem wird das Primary-Care-Sortiment von Pfizer mit exklusiven Preisvorteilen in das Linda-Bestellsystem aufgenommen.


Bei der Kooperation erwartet man aus der Zusammenarbeit mit Pfizer einen „äußerst interessanten Nebeneffekt“: Der so in den Apotheken „geübte“ Mechanismus könne, auf zumindest im Ansatz vergleichbare Weise, auch auf andere Indikationsgebiete und die jeweilige Arzneimitteltherapie übertragen werden, erklärt eine Linda-Sprecherin.

Dabei kommen nicht nur Hersteller, sondern auch Kostenträger der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung als Kunden in Betracht. Auf diese Weise sollen unnötige Therapieabbrüche vermieden, die Lebenssituation der Patienten verbessert und Folgekosten vermieden werden. Seit einigen Monaten bildet Linda bereits so genannte Patienten-Coaches für Diabetes aus. Sobald ein flächendeckendes Expertennetz steht, will die Kooperation Krankenkassen mit ins Boot holen.

Für Pfizer könnte sich eine bessere Champix-Compliance direkt im Abverkauf niederschlagen: Wie das Konkurrenzprodukt Zyban (Bupropion) aus dem Hause GlaxoSmithKline ist Champix rezeptpflichtig, aber nicht erstattungsfähig. Seit der Zulassung vor fünf Jahren kämpft Pfizer darum, dass das derzeit als Lifestyle-Arzneimittel klassifizierte Produkt in den Leistungskatalog der Kassen aufgenommen wird. Vor einem Jahr hatte der Dusiburger Gesundheitsökonom Professor Dr. Jürgen Wasem in einer von Pfizer finanzierten Studie vorgerechnet, dass Krankenkassen mit der medikamentösen Entwöhnung von Rauchern mehr als 1000 Euro pro Patient sparen könnten.

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