Im Haniel-Reich geht das Stühlerücken weiter, diesmal offenbar wieder bei Celesio: Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet, räumt nach Konzernchef Dr. Fritz Oesterle Finanzvorstand Dr. Christian Holzherr seinen Posten. Er habe sich mit der neuen Celesio-Linie nicht anfreunden können, die einen direkten Durchgriff des Hauptaktionärs ermögliche, heißt es in dem Bericht. Spätestens Mitte November soll Holzherr demnach gehen. Celesio wollte die Personalie nicht kommentieren; einen offiziellen Beschluss gibt es daher offenbar nicht.
Holzherr war im Mai 2008 von EnBW zu Celesio gewechselt und hatte Dr. Felix Zimmermann abgelöst, der zur Haniel-Tochter Takkt abgezogen worden war. Sein Vertrag läuft eigentlich bis April 2013.
Vom „Team Oesterle“ ist damit im Vorstand nur noch Wolfgang Mähr übrig, der im Oktober 2006 von Gehe in den Vorstand des Mutterkonzerns geholt worden war und dort für den Bereich Großhandel verantwortlich ist. Mähr hatte nach dem Ausscheiden von Oesterle Ende Juni kommissarisch den Vorstandsvorsitz übernommen.
Der neue Vorstandschef Markus Pinger sowie Ketten-Vorstand Stephan Borchert hatten im August ihre Posten angetreten. Dr. Michael Lonsert, zuständig für Dienstleistungen für die Pharmaindustrie sowie für neue Geschäftsmodelle wie bis vor kurzem Medco Celesio ist seit einem Jahr im Führungsgremium.
Im April hatten sich Oesterle, Mähr, Holzherr und Lonsert offen gegen Aufsichtsratschef Professor Dr. Jürgen Kluge gestellt. In einem gemeinsamen Brief an Haniel warfen sie ihrem Chefkontrolleur Rufschädigung vor, der kurz zuvor in einem Interview seinem Ärger über vermeintliche Defizite bei Celesio öffentlich Luft gemacht hatte.
Der Haniel-Clan hält 54,6 Prozent an Celesio und gibt bei Entscheidungen nicht allzu viel auf die Meinung der Minderheitsaktionäre. Wie bei Metro gibt es auch bei Celesio deswegen regelmäßig Kritik: Bei der Hauptversammlung im Mai etwa hatte mehrere Anteilseigner lieber Kluge aus dem Amt gejagt und Oesterle behalten.
Anders als bei Metro sitzt Haniel bei Celesio aber fest im Sattel. Beim Düsseldorfer Handelskonzern (Cash&Carry, Kaufhof, MediaMarkt/Saturn, Real) hatte Kluge Anfang der Woche abtreten müssen, nachdem er Konzernchef Dr. Eckard Cordes gewissermaßen aus dem Amt gedrängt hatte. Bei Metro hält Haniel rund 34 Prozent der Anteile, kontrolliert aber über einen Pooling-Vertrag gemeinsam mit der Familie Schmidt-Ruthenbeck eine knappe Mehrheit.
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