Interview zum Aufbau seines OTC-Versands

dm-Chef Werner kauft in der Apotheke

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Berlin -

Erst werden erste Details kurz vor Weihnachten in der FAZ lanciert, dann kommt im neuen Jahr die Bestätigung von dm-Chef Christoph Werner selbst. Die Drogeriekette will in diesem Jahr über ein Versandlager in Tschechien in den Versand mit OTC-Arzneimitteln einsteigen und Werner selbst sorgt für weitere Aufmerksamkeit. Äußerte er sich zuletzt medienwirksam über den umstrittenen Karenztag und seine eigene Firmenpolitik in Sachen Gesundheit, hofft er in einem neuen Bericht auf große Veränderungen im Arzneimittelmarkt. Er selbst nutzt die Apotheke vor Ort für Akutfälle, während seine Frau die Großbestellungen bei den Versendern übernimmt.

Dem Magazin „Business Insider“ gab der dm-Chef nun ein Interview, in dem er seine Pläne zum OTC-Versand weiter ausführt. Kundenbefragungen hätten gezeigt, dass ein OTC-Sortiment das Portfolio von dm sehr gut ergänzen würde. Der entsprechende Schritt sei auch ganz im Sinne des Vaters und Unternehmensgründers Götz Werner, ist sich der dm-Chef sicher. Dieser habe schließlich während seiner Zeit schon vieles in diese Richtung versucht, die technischen Gegebenheiten und das Kaufverhalten waren aber noch nicht so weit, weiß Werner heute.

Die neue Geschäftsidee sei die logische Konsequenz aus dem veränderten Kundenverhalten, online und vor Ort zu kaufen. Die Chance dürfe nun nicht verpasst werden, so der Drogerie-Chef. „Andernfalls würde dm langfristig an Relevanz für die Kundinnen und Kunden verlieren.“ Hier spiele auch das Apothekensterben eine Rolle: „Die stationäre Handelsstruktur, die wir heute für Medikamente haben, kommt aus einer analogen Zeit. Damals gab es Supermärkte, Verbrauchermärkte, Discounter, Drogerien, Apotheken und Reformhäuser. Doch diese Grenzen verschwimmen jetzt in den Köpfen der Verbraucher – eben auch, weil es Unternehmen wie die Shop Apotheke gibt.“

Keine Angst vor großen Versendern

Finden und kaufen sollen die Kund:innen die OTC-Produkte dann künftig über die eigene App oder den Webshop, denn in die Regale dürfe er die Arzneimittel nicht stellen, so Werner zum Wirtschaftsmagazin. Damit unterscheide er sich wenig von großen Versendern, wie Shop Apotheke oder DocMorris, gibt „Business Insider“ zu bedenken. Doch Werner meint, mithalten zu können – es sei „eine Frage der Leistungsfähigkeit“. Immerhin habe er die Kund:innen bereits auf seinen Plattformen und auch die Versandlogistik bestehe bereits.

Aufweichungen des Arzneimittelmarktes hält Werner für wahrscheinlich: „Einfach schon aus der Notwendigkeit einer Reform, nachdem es immer weniger Apotheken gibt. Apotheker gehen in den Ruhestand und immer weniger Menschen entscheiden sich für diesen Beruf. Zeitgleich sehen wir, dass die Gesundheitskosten steigen. Es wird sich etwas verändern müssen. Daher ist es durchaus denkbar, dass für eine verlässliche Versorgung der Bevölkerung Gesundheitsprodukte künftig in Deutschland anders angeboten werden.“

Werner selbst brauche spontan selten Arzneimittel, kaufe sich aber beispielsweise Schmerzmittel dann selbst in der Apotheke vor Ort. Und Versender „gerade wenn es mal größere Bestellungen sind. Aber in der Regel kümmert sich meine Frau darum“, schließt das Interview.

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