Hautarzt-Start-up

Beiersdorf steigt bei Beratungs-App ein

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Berlin -

Videosprechstunden haben in der Pandemie zugenommen. In den digitalen Kontakten sieht auch der Kosmetikkonzern Beiersdorf Potenzial und investiert in die Hautberatungs-App Dermanostic.

Beiersdorf steigt über seine Beteiligungssparte Oscar&Paul in das Düsseldorfer Start-up Dermanostic ein. Bereits im Herbst verschenkte der Eucerin-Hersteller einen 10 Euro-Gutschein für ein Kennenlernen der Hautarzt-App. Kund:innen werden bereits über die Produktseite von Eucerin zu Dermanostic vermittelt. Das Angebot sei gut angenommen worden, sagt Dr. Ole Martin, Geschäftsführer und Mitgründer von Dermanostic.

Die Apothekenmarke und die App passen, laut Oscar&Paul-Chef Ascan Voswinckel, gut zusammen: „Wir glauben an das große Potenzial von ‚Digital Health‘ und Teledermatologie – gerade in der jüngeren Zielgruppe. Digitale Besuche bei Dermatolog:innen bieten unseren Verbraucher:innen einen großen Mehrwert, denn sie ermöglichen eine schnelle, unkomplizierte, kostengünstige und professionelle Beratung für ihre Hautindikation.“ Gerade bei leichteren Fällen könne das 2019 unter anderem von Ärzt:innen gegründete Start-up den Besuch in einer dermatologischen Praxis komplett ersetzen und schnelle Lösungen für individuelle Hautprobleme liefern, beispielsweise durch den Versand eines benötigten Rezepts per Post oder digital über Online-Apotheken.

So funktioniert die App

Das Unternehmen stellt den direkten Kontakt zu Mediziner:innen her. Ein Hautarzt kann per App konsultieret werden. Alle behandelnden Ärzte sind demnach in Deutschland zugelassene Fachärzte für Dermatologie. Bei dem Angebot handele es sich um eine „Ergänzungsleistung zum persönlichen Arztbesuch“. Studien zeigten, dass die meisten Hauterkrankungen sogenannte Blickdiagnosen seien. Eine Ärzt:in könne mit wenigen Fragen und einem kurzen Blick auf die Hautveränderung bereits eine Diagnose stellen. Pro Fall werden 25 Euro fällig. Die meisten privaten Krankenkassen übernehmen Dermnaostic zufolge die Kosten, mit den gesetzlichen Krankenkassen sei man in Gesprächen. Mit dem Smartphone soll die betroffene Hautstelle fotografiert und verschickt werden.

Eine hautärztliche Diagnose soll innerhalb von 24 Stunden inklusive – wenn notwendig – Rezept vorliegen. Die Verordnung werde wahlweise per Post nach Hause oder per Fax an eine Wunschapotheke geschickt. „Im Falle des Fax-Versandes an die Apotheke schicken wir für Sie das Originalrezept postalisch an die Apotheke. In der Regel erhalten Sie somit das verschreibungspflichtige Medikament am nächsten Tag“, heißt es.

Beiersdorf-Derma-Chef Cornelius Becker betont, dass die Zusammenarbeit mit Dermanostic ein relevanter Aspekt der Digitalisierungsstrategie sei. „Besonders in Zeiten von Covid-19 müssen wir digitale Wege finden, um unseren Konsument:innen trotz physischer Distanz die passende Beratung zur Lösung ihrer Hautprobleme zu bieten. Durch den engen Austausch mit den Expert:innen von Dermanostic können wir voneinander lernen und somit noch besser digitale Nähe zu unseren Verbraucher:innen schaffen.“

Telemedizin gefragt

Immer mehr Ärzt:innen bieten den Videosprechstunden nach Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) an. Im zweiten Quartal 2020 waren es mit rund 31.400 fast doppelt so viele Mediziner:innen wie im Vorquartal, wo bereits ein enormer Anstieg registriert worden sei. Im vierten Quartal 2019 waren es bundesweit lediglich 168. Während es 2019 bundesweit knapp 3000 digitale Kontakte gegeben hat, waren es im ersten Halbjahr 2020 fast 1,4 Millionen. Das Plus resultiert auch daraus, dass die Vorgaben für die Videosprechstunden Corona-bedingt gelockert wurden und etwa auch Erstkontakte erlaubt sind.

Die Oscar&Paul Beiersdorf Venture Capital Unit investierte unter anderem im Mai 2021 in die personalisierte Hautpflege Routinely. Die Marke setzt auf eine modulare Hautpflege-Routine, die basierend auf einem Online-Fragebogen und einer App die dynamische Beschaffenheit der Haut berücksichtigt. Weitere Beteiligungen sind die Firma Salvalco aus Großbritannien, Lycl aus Südkorea und S-Biomedic aus Belgien.

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