Telemedizin-Anbieter schickt Rezepte

Dermanostic: So funktioniert die Kooperation mit Apotheken

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Berlin -

Das Unternehmen Dermanostic sucht Partnerapotheken. Der Telemedizin-Anbieter ist auf Dermatologie spezialisiert und will die Zusammenarbeit mit Vor-Ort-Apotheken stärken. Im APOTHEKE ADHOC Webinar erklärte Mitgründerin und Hautärztin Dr. Alice Martin, wie die Rezeptrücksprache läuft, wie die beste OTC-Behandlung aussieht und warum Apotheken mit dem Düsseldorfer Unternehmen kooperieren sollten. Das komplette Video gibt es ab sofort im On-demand-Bereich von APOTHEKE ADHOC Webinar.

Der Telemedizin-Anbieter aus dem Bereich Dermatologie will ein virtueller Verordner für Vor-Ort-Apotheken sein. Alle Apotheken, die bei Google angemeldet sind, seien bei Dermanostic gelistet. Martin will Vorbehalte abbauen und erklärte im Live-Webinar von APOTHEKE ADHOC am vergangenen Montag das Geschäftsmodell. Dabei gab es großes Interesse und zahlreiche praxisrelevante Fragen von Zuschauer:innen, die Martin beantwortete.

Antworten auf offene Fragen

Gefragt wurde unter anderem, ob die Hautärzt:innen bei Dermanostic auch „echte Menschen“ sähen und einen Praxisalltag hätten. „Ja, unsere Hautfachärzt:innen sind spezialisiert auf Teledermatologie (mit hausinterner Prüfung und Schulung) und praktizieren auch klinisch“, sagt Martin. Für das Unternehmen arbeiten aktuell zwölf Hautärzt:innen, die auf Telemedizin spezialisiert sind. Jede Mediziner:in könne unter anderem wegen der sogenannten Blickdiagnose zwischen 200 und 250 Patient:innen pro Tag behandeln.

Die Patient:innen müssten drei Fotos der betroffenen Stelle hinterlegen und zuvor bis zu 15 Fragen beantworten, die über die App zugesendet werden. „Die Fragen bestehen aus klassischen Anamnesefragen wie Schmerzen, Juckreiz, Vormedikation oder Vorerkrankungen.“ Wenn ärztlich eine rezeptpflichtige Therapie verordnet werde, würden über Dermanostic entsprechende Privatrezepte für die Apotheke erstellt. Ein Vorteil für Partnerapotheken sei, dass die Kundschaft von Dermanostic durch Nutzung eines von der Apotheke ausgehändigten Gutscheincodes an diese Apotheke in der Vorauswahl der Rezeptzustellung verwiesen werde.

Bisher zeige sich bei der Zusammenarbeit mit den stationären Apotheken, dass die Rückmeldungen positiv seien: „Die Patient:innen sind sehr glücklich über die schnelle Behandlung und darüber, dass sie vor Ort direkt die persönliche Beratung in der Apotheke zusätzlich erhalten.“ Wenn es Rückfragen zur Verordnung gebe, könne sich die Apotheke telefonisch oder per E-Mail melden. „Unsere Patient:innen können uns aber auch per App direkt kontaktieren“, so Martin. 70 Prozent der Verordnungen landeten direkt in der Apotheke vor Ort.

Kosmetikempfehlung auf Rezept

Auch Dermokosmetik werde verschrieben. „Wir empfehlen passend zum Hauttypen eine konkrete dermokosmetische Apothekenpflege mit Produktnennung. Diese erfolgt nach der jeweiligen Expertise des behandelnden Arztes/Ärztin und ist komplett unabhängig.“ Für die OTC-Behandlung von Akne empfiehlt die Hautärztin, zunächst auf Spurensuche zu gehen. „Es gibt leider nicht ‚die beste Behandlung‘, da die Akne auf Grundlager einer trockenen, aber auch fettigen Haut entstehen kann und auch die Akne unterschiedliche Manifestationen besitzt.“

Die häufigsten Diagnosen seien Akne, Neurodermitis, Pilzinfektionen, Urikatia, bakterielle Infektionen, Herpes sowie Gürtelrose. Bislang seien über 500 verschiedene Diagnosen bei über 70.000 Patient:innen gestellt worden. Wenn beispielsweise ein Foto eines Nagelpilzes eingehe, erfolge je nach Ausprägung ein Stufenschema: Zuerst lokale Therapie mit Lack, Antimykotikum topisch und bei ausgeprägten Fällen mit Befall mehrerer Nägel eine systemische Therapie, sofern vorher eine Blutentnahme erfolgt ist und vorliegt.

Grenzen der Telemedizin

Martin betont, dass Dermanostic „im Sinne der guten Medizin keine Rezepte verordnet, die medizinisch nicht indiziert“ seien. Jedes Rezept könne von den Hautärzt:innen begründet werden. „Wir stellen keine Rezepte auf Wunsch aus ohne rechtfertigende Indikation“. Es gebe auch Fälle, etwa bei einem anaphylaktischen Schock oder einem Exanthem, bei denen die Verwendung der App nicht empfehlenswert sei. Auch bei Hautkrebs oder weiterführenden Untersuchungen werde an eine Praxis vor Ort verwiesen. „In 92 Prozent der Fälle können wir die gesamte Behandlung digital durchführen. In 8 Prozent der Fälle kümmern wir uns gemeinsam mit den Patient:innen um einen Termin vor Ort.“

Das Risiko für Fehldiagnosen liege bei Dermanostic unter 1 Prozent, da eine medizinische Nachsorge gemacht werde. Zudem gebe es fachliches Expertengremium, bestehend aus Oberärzt:innen und Professor:innen für komplizierte Fragestellungen. Martin betonte auch, dass für die Haftung Dermanostic zuständig sei, wie in jeder Praxis. Die Patientendaten lägen digital vor und der Datenschutz sei seit April TÜV-zertifiziert.

Im Preis von 25 Euro für eine komplette Behandlung seien auch Patient:innennachfragen und Verlaufskontrollen beziehungsweise Telefonate abgedeckt. Auf die Frage, warum die Kosten im Vergleich zu anderen Telematik-Anbietern günstiger seien, sagt Martin: „Wir möchten, dass sich insbesondere nicht Privatversicherte die Behandlung leisten können und gehen aus ärztlicher Sicht nicht mit einem profitablen Preismodell heran, da der Mehrwert für die Patient:innen im Vordergrund steht.“

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