Arzneimittel auf Plattformen

Apotheker legen sich mit Techkonzernen an

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Berlin -

Bei Ebay, Facebook und Google treiben illegale Arzneimittelverkäufe ihre Blüten. Die Betreiber der Plattformen kommen oft gar nicht nach, und sie wollen es wohl auch gar nicht. Doch jetzt nehmen Apothekerinnen und Apotheker die Techkonzerne in die Pflicht – und es gibt erste Erfolge.

An die Plattformen heranzukommen, auf denen illegal mit Medikamenten gehandelt wird, ist für die Behörden oft schwierig – und für Apothekerinnen und Apotheker, die Missstände entdecken, eine ziemlich aussichtslose Sache. So sitzen die europäischen Betreibergesellschaften in der Regel im Ausland, Amazon in Luxemburg, Google, Meta und Ebay in Irland. Telefonnummern gibt es nicht, Mails können nur an allgemeine Postfächer geschickt werden. Von dort kommen in der Regel irgendwann vorformulierte Standardantworten zurück.

Doch das hält die beiden umtriebigsten Apothekerorganisationen nicht davon ab, jetzt trotzdem rigoros auf die IT-Riesen zuzugehen. Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) hat Anfang Mai beim Landgericht Hamburg (LG) Klage gegen Google eingereicht, wie Justiziarin Dr. Bettina Mecking bei der Kammerversammlung in Neuss berichtete. „Keine Angst vor großen Tieren“, lautete ihr Kommentar dazu.

Die Freie Apothekerschaft (FA) wiederum hat sich mit Meta angelegt. Man habe mit Nachdruck auf den Konzern, aber auch die Bundesnetzagentur (BNetzA) eingewirkt und so immerhin die Löschung der Gruppe „Medikamentenflohmarkt“ erwirkt, berichteten die Rechtsanwälte von der Kanzlei Brock Müller Ziegenbein bei der Mitgliederversammlung der Vereins Ende Mai in Frankfurt.

Und auch in Sachen Ebay könnte es demnächst Bewegung geben. Schon seit Jahren melden Mitglieder rechtswidrige Angebote beim Konzern, doch das Löschen dauere auch heute noch häufig zu lange. Daher habe es seit Anfang des Jahres mehrere Videokonferenzen mit Vertretern des Konzerns gegeben; im Ergebnis habe man dort den illegalen Versand von Medikamenten als strukturelles Problem anerkannt.

Um künftig schneller reagieren zu können, hat die Freie Apothekerschaft nun bei der BNetzA einen Antrag gestellt, im Zusammenhang mit dem rechtswidrigen Verkauf von Arzneimitteln in sozialen Netzwerke als Trusted Flagger aufzutreten. Diesen Status erhalten zertifizierte Organisationen, die im Rahmen des Digital Services Act (DSA) der EU als Meldeinstanz für illegale Online-Inhalte fungieren. Diese Organisationen haben eine besondere Expertise in der Erkennung illegalen Inhalten, die sie dann an Online-Plattformen melden.“

Laut Reinhard Rokitta vom Vorstand der Freien Apothekerschaft gibt es bis zum 31. Mai folgende Statistik:

  • Ebay: 1310 Angebote – 985 apothekenpflichtig, 325 rezeptpflichtig
  • Kleinanzeigen: 1765 Angebote – 990 apothekenpflichtig, 775 rezeptpflichtig

„Die Kanzlei wird auch zu Kleinanzeigen Kontakt aufnehmen, da hier die Angebote sich häufen. Diese Sparte gehört ja nicht mehr zu Ebay“, so Rokitta.

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