Generikakonzerne

Wegen Apothekern: Platzt die Stada-Übernahme?

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Berlin -

Die Übernahme von Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven gestaltet sich nach Informationen aus Finanzkreisen äußerst zäh. Inzwischen fürchteten die Investoren, dass der geplante Kauf am Ende noch platzen könnte, erfuhr die Finanznachrichtenagentur dpa-AFX aus mit der Transaktion vertrauten Kreisen. „Es wird knapp“, hieß es dort.

Gemäß den letzten Angaben der Erwerbsgesellschaft der Investoren, Nidda Healthcare Holding, wurden bis heute, 1. Juni, knapp 9,6 Prozent der Stada-Stimmrechtsanteile angedient. Eine erste Frist läuft am 8. Juni um Mitternacht aus; sie kann in der Regel aber noch um weitere zwei Wochen verlängert werden. Die Finanzinvestoren haben als Ziel für eine erfolgreiche Übernahme ausgegeben, dass 75 Prozent der Anteile angedient werden müssen. Die Aktionäre sollen 66 Euro je Papier erhalten. „Stand heute ist keineswegs sicher, dass die 75 Prozent erreicht werden“, hieß es in den Kreisen.

Grundsätzlich ist es zwar bei Übernahmeprozessen nicht unüblich, dass Anleger ihre Anteile erst sehr spät dem interessierten Käufer andienen – doch im Falle Stada erweist sich laut den Informationen der hohe Anteil an Privatinvestoren als Problem. Diese halten früheren Angaben zufolge rund 27 Prozent an Stada, davon soll ein großer Teil an traditionsbewusste Apotheker und Ärzte entfallen. Die restlichen 73 Prozent sind institutionelle Anleger.

Eine zusätzliche Hürde stellen den Informationen zufolge aber auch Indexfonds dar, die rund 10 Prozent der Stada-Anteile auf sich vereinigen sollen und wegen der Zugehörigkeit des Unternehmens zum M-Dax zunächst weiter an diesen festhalten würden. „Bei den Indexfonds gibt es technische Hürden für die Annahme eines Übernahmeangebots, die nicht einfach auszuräumen sind“, hieß es in den Kreisen. Dies könnte sich möglicherweise ändern, sollten mit Ablauf der ersten Übernahmefrist doch noch 75 Prozent erreicht werden. Die Investoren hoffen dann auf eine schnelle Entscheidung der Deutschen Börse über den M-Dax-Rauswurf für Stada.

Um die Kleinanleger vom Verkauf zu überzeugen, hatte die Stada eine Kampagne aufgelegt. Neben Aktionärsbriefen waren PR-Maßnahmen in Anlegermagazinen geplant. Auch depotführende Banken sowie Aktionärsvereinigungen sollten gezielt angesprochen werden.

Insgesamt hat die Stada 32.000 Aktionäre, 42 Prozent davon kommen aus Deutschland. 1970 war aus der ursprünglichen Genossenschaft eine Aktiengesellschaft geworden; die Anteilsscheine wurden aber ausschließlich an Apotheker ausgegeben. 1998 folgte der Gang an die Börse – Vorzugsaktien wurden ausgegeben, um Geld einzusammeln. Nur drei Jahre später wurde die Stada im Börsenindex M-Dax aufgenommen. 11 Prozent der Anleger waren zuletzt noch Apotheker und Ärzte. Im vergangenen Jahr hatten die Investoren die Apotheker und Ärzte komplett aus dem Stada-Aufsichtsrat verdrängt.

Konzernchef Dr. Matthias Wiedenfels hofft, unter den neuen Eigentümern schneller wachsen zu können. Bisher seien die Mittel für Zukäufe auf maximal 350 Millionen Euro jährlich begrenzt. „Mit Bain und Cinven könnten wir die internationale Expansion vorantreiben und verstärkt Märkte anschauen, wo wir noch nicht vertreten sind.“ Dazu zählten Asien und Lateinamerika. In Bad Vilbel ist man vor allem auf die Zusagen der Investoren stolz. Laut Wiedenfels handelt es sich um „eine der besten Investorenvereinbarungen, die in den vergangenen Jahren in Deutschland geschlossen wurde“. Wesentliche Standorte von Stada weltweit seien gesichert und betriebsbedingte Kündigungen bis 2020 so weit wie möglich ausgeschlossen.

Das letzte Mal, dass ein ähnlicher Deal im Pharmamarkt platzte, war Anfang 2014. Damals wollte McKesson Celesio übernehmen und ebenfalls mindestens eine Dreiviertelmehrheit einsammeln. Das Ziel lag zum Greifen nahe: 72,33 Prozent der Anteile hatte McKesson eingesammelt; betrachtet man nur die seinerzeit tatsächlich gehandelten Aktien, hätte McKesson sogar 85,56 Prozent im Sack gehabt und den Deal damit durchgebracht.

Verwässert wurde die Quote aber durch zwei Wandelanleihen. Inhaber solcher Schuldscheine können am Ende der Laufzeit entscheiden, ob sie sich bar oder in Aktien auszahlen lassen. Daher mussten deren potenzielle Stimmrechte bei der Auszählung berücksichtigt werden. Das Paket von Großaktionär Haniel beispielsweise war damit nicht 50, sondern nur 42 Prozent wert.

Da bei einer Übernahme für die Schuldscheine – anders als für die Aktien – individuelle Preise vereinbart werden können, hätte McKesson damit rechnen können, von Spekulanten zur Kasse gebeten zu werden. So kam es dann auch: Weniger als jede zweite Anleihe wurde McKesson angedient; umgerechnet in Aktien waren dies jene Stimmrechte, die McKesson am Ende zum Glück fehlten. Dass McKesson derart unbedarft in das Milliardengeschäft ging, hatte wohl niemand erwartet. Im zweiten Anlauf klappte es dann.

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