McKesson/Elliott

Der heiße Kampf um Celesio

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Berlin -

Bis zuletzt war im Übernahmekrimi um Celesio alles offen. Erst wenige Stunden vor Ablauf der Angebotsfrist wurden sich McKesson, Haniel und Elliott handelseinig. Noch werden die Stimmen ausgezählt, vermutlich am Montagnachmittag wird klar sein, ob der Deal unter Dach und Fach ist. Der Poker war ein Lehrstück, mit welchen Bandagen in der Finanzwelt gekämpft wird.

Als McKesson Ende Oktober den Vertrag mit Haniel unterzeichnete, musste sich der US-Großhändler gewissermaßen mit gebunden Händen den Hyänen am Kapitalmarkt ausliefern. Das 50-prozentige Paket des Duisburger Familienclans hatten die Amerikaner zwar sicher. Um aber ein Unternehmen per Gewinnabführungsvertrag in den eigenen Konzern eingliedern zu können, braucht es eine Dreiviertelmehrheit.

So hatte McKesson keine andere Wahl, als sich mit seinem Angebot in den Wind zu stellen: Hätte der Großhändler damit begonnen, Aktien am Kapitalmarkt einzusammeln, hätte er spätestens beim Nehmen der Schwelle von 10 Prozent verraten müssen, was er mit Celesio vorhat. Spätestens dann hätten Elliott & Co. Lunte gerochen. Seriös gewirkt hätte das Ganze auch nicht.

Eine Bank hätte McKesson auch nicht beauftragen können – an der Börse geht es darum, wem die Anteile schlussendlich zuzurechnen sind. Auch eine Vereinbarung mit Haniel hätte es noch nicht geben dürfen: Denn beim Erreichen von 30 Prozent wird immer ein Übernahmeangebot fällig.

So musste McKesson also alle Regeln des Anlegerschutzes beachten – nicht aber Elliott: Noch bevor das Angebot des Großhändlers durch die Finanzaufsicht freigegeben war, hatte der Hedgefonds schon zugeschlagen. Theoretisch hätte McKesson dann noch Aktien an der Börse einsammeln können – nur über 23 Euro hätte der Konzern nicht gehen dürfen. Sonst hätten alle Anleger einen Nachschlag verlangen können.

Für Elliott stand indes genauso viel auf dem Spiel wie für Haniel, McKesson oder Celesio: Wäre der Deal geplatzt, wäre der Hedgefonds vermutlich auf den Aktien und Anleihen sitzen geblieben. Der Börsenkurs wäre aber womöglich nicht nur auf 16 Euro, sondern noch weiter abgestürzt. Denn angesichts des dann reduzierten Freefloats, also des geringeren Anteils der Kleinaktionäre, hätte dem Stuttgarter Konzern der Rausschmiss aus dem MDAX gedroht.

Abgesehen davon hätte vermutlich die gesamte Finanzbranche den von Problemen gezeichneten europäischen Großhändler auf absehbare Zeit abgeschrieben.

So waren es auch nicht jene 50 Cent beziehungsweise 2 Prozent, die McKesson schlussendlich obendrauf gelegt hat, für die Elliott-Chef Paul E. Singer einen Milliardenbetrag riskiert hat. Während für die Aktien nämlich jeder Inhaber dasselbe bekommen muss, kann der Preis für die Wandelanleihen frei verhandelt werden.

Hier hat Singer vermutlich Kasse gemacht – weswegen der tatsächliche Preis für die Übernahme von Celesio vorerst unbekannt bleibt. McKesson wiederum hat sich den Vorbehalt in die Vereinbarung geschrieben, dem Hedgefonds die teuren Anleihen nur dann abzunehmen, wenn drei Viertel der preiswerten Aktien tatsächlich den Besitzer wechseln.

Jetzt sitzen McKesson, Haniel und Elliott tatsächlich, wie vor Weihnachten in verkleideter Drohung heraufbeschworen, in einem Boot. Geht alles wie geplant über die Bühne, gewinnen Elliott, Haniel und die Kleinaktionäre. Aber vielleicht hatte McKesson den Krimi und die damit verbundenen Kosten ohnehin eingeplant.

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