USA

Apotheker fordern „Versorgerstatus“

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Berlin -

In den USA dürfen Apotheker weit mehr, als Medikamente abzugeben: Sie können unter anderem impfen, eigenständig Medikamentenbehandlungen entwickeln und Medikationspläne erstellen. Diese Leistungen werden aber von der bundesstaatlichen Krankenversicherung Medicare bisher nicht abgedeckt. Denn dafür müsste der Heilberufler „Provider-Status“ haben – übersetzt Versorgerstatus. Den haben Apotheker bislang nicht. Die American Pharmacist's Association (APhA) will das ändern.

„Provider“ sind nach geltendem Gesetz, dem Social Security Act, bislang nur Ärzte, Arzthelfer, Krankenpfleger und Psychologen. Sie können ihre Gesundheitsdienste am Patienten über die Versicherung Medicare abrechnen. Medicare ist Rentnern und Behinderten zugänglich; Angestellte sind über ihren Arbeitgeber krankenversichert. Aktuell sind etwa 50 Millionen Menschen über Medicare versichert. Die APhA rechnet damit, dass 2025 aufgrund der alternden Gesellschaft etwa 80 Millionen der Versicherung angehören werden.

Apotheker gelten laut einer APhA-Sprecherin bislang nicht als Provider, weil ihr Beruf traditionell ausschließlich darauf beschränkt war, die sichere Abgabe von Medikamenten zu garantieren. Das könne auch bereits über Medicare abgegolten werden, falle allerdings unter den Zusatztarif „Part D“. Doch das Gesundheitssystem habe sich weiterentwickelt: Daher würden Apotheker inzwischen mehr Gesundheitsleistungen anbieten, die unter „Part B“ fielen und für deren Abdeckung aber Provider-Status nötig sei, heißt es von der APhA weiter.

In 48 der 50 Staaten dürfen Apotheker bislang nach Absprache mit Ärzten mehr leisten, als Medikamente abzugeben. So können Apotheker in diesen Staaten die Medikamentenbehandlung eines Patienten eigenständig beginnen sowie seine Medikamente anpassen oder absetzen. Sie können auch Labortests anordnen, um Medikamente und damit möglicherweise verbundene Nebenwirkungen zu prüfen.

Gleiches gilt für weitere Services: Dazu zählen das Management chronischer Krankheiten, wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen. Apotheker in den USA klären die Betroffenen über diese Krankheiten auf und optimieren die Medikation der Patienten, beispielsweise indem sie Medikationspläne erstellen.

Darüber hinaus bieten Apotheker in den USA auch Impfungen an und messen den Blutdruck oder Cholesterinwerte. Zudem können sie zu vorbeugenden Gesundheitsmaßnahmen beraten, also wenn Kunden mit dem Rauchen aufhören oder ihr Gewicht reduzieren wollen. Auch wenn Patienten ihren behandelnden Arzt wechseln oder aus dem Krankenhaus entlassen werden, können ihnen Apotheker zur Seite stehen, indem sie Informationen zwischen den Behandelnden übermitteln und die Medikation überwachen.

Doch obwohl Apotheker diese Leistungen erbringen dürfen, fehlt laut APhA oftmals ein passendes Vergütungsmodell innerhalb Medicare: Patienten, die diese Gesundheitsmaßnahmen von ihrem Apotheker und nicht einem ausgewiesenen Provider beanspruchen, müssen dafür bisher privat aufkommen.

APhA argumentiert, dass deutlich mehr Apotheker diese zusätzlichen Leistungen übernehmen könnten, wenn auch sie als Provider anerkannt und über Medicare dafür vergütet würden. In 38 Staaten gelten Apotheker bereits vor Medicare als Provider; aber sie müssen auch in den Staatsgesetzen diesen Status erhalten. In sieben Staaten gibt es derzeit Gesetzentwürfe, die Apothekern den gesetzlichen Provider-Status übertragen wollen. Nur in zehn Staaten existieren derzeit bereits Vergütungsmodelle innerhalb von Medicare für die Gesundheitsleistungen von Apothekern, die über die reine Medikamentenabgabe hinausgehen.

Der APhA fordert den Provider-Status für Apotheker, damit Patienten alle von ihnen gebotenen Dienste im Rahmen ihrer Versicherung in Anspruch nehmen können. Das solle einer medizinischen Unterversorgung entgegenwirken, denn in den USA würden Pflegekräfte und Ärzte knapp; andere Heilberufler wie die Apotheker könnten die entstehenden Lücken füllen, begründet die APhA-Sprecherin den Vorstoß.

Der Verband führt auch Kostengründe an: Für die Behandlung der Folgen falsch oder nicht eingenommener Medikamente fielen jährlich 300 Milliarden US-Dollar an. Hinzu kommen laut APhA Kosten für Krankenhausaufenthalte in Höhe von jährlich etwa 100 Milliarden Dollar. Apotheker könnten mit ihrem Fachwissen Patienten bei der korrekten Einnahme ihrer Medikamente unterstützen und so dem Gesundheitssystem Kosten sparen.

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