Tschechien

Gehe und Lloyds statt Schlecker

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Berlin -

Aus der Übernahme von Schlecker ist nichts geworden, stattdessen kauft der tschechisch-slowakisch-zypriotische Finanzinvestor Penta jetzt das tschechische Geschäft von Celesio. Für insgesamt 84,5 Millionen Euro wechseln der Großhandel Gehe und die 55 Lloyds-Apotheken den Besitzer. Allerdings mussten in Stuttgart vorab noch einmal 8 Millionen Euro auf den Großhandel abgeschrieben werden.

Celesio hatte die heute unter Lloyds firmierenden Apotheken im Jahr 2000 gekauft; die drittgrößte Kette Tschechiens war 1993 gegründet worden und setzte zuletzt 56 Millionen Euro um. Gehe ist mit einem Umsatz von 420 Millionen Euro und einem Marktanteil von 17 Prozent die Nummer 4.

Das Interesse von Penta kommt nicht von ungefähr. Mit mehr als 200 Apotheken ist der Investor in Tschechien Marktführer; als Großhändler lieferte bislang Gehe. 2004 hatten sich die Slowaken zunächst bei Česká lékárna eingekauft. Die Kette war durch einen ehemaligen Gehe-Manager in Tschechien gegründet worden. Ein Jahr später übernahm Penta die Kaufland-Apotheken in Tschechien und Polen. Verkäufer war die Firma BRL Center, die auch in Deutschland die Hände auf zahlreichen Kaufland-Standorten hält.

In Tschechien, der Slowakei und Polen betreibt das Private-equity-Unternehmen insgesamt mehr als 450 Apotheken, vielen davon in Kaufland-Märkten und Einkaufszentren. Die gemeinsame Marke „Dr. Max“ und aggressive Rabattaktionen und Rx-Boni sollen Kunden bringen.

In Tschechien ist nach der Übernahme circa jede zehnte Apotheke in der Hand von Penta. Folgen dürfte der Zukauf auch für den Großhandelsmarkt haben: Phoenix ist mit Abstand Marktführer und betreibt ebenfalls eine eigene Apothekenkette. Dagegen sind Alliance Healthcare und die Genossenschaft Pharmos, an der ebenfalls Phoenix beteiligt ist, auf die unabhängigen Apotheken als Kunden angewiesen.

Der Gesamtumsatz von Dr. Max in den drei Ländern lag 2010 bei 440 Millionen Euro, der operative Gewinn bei 20 Millionen Euro. Seit 2006 treten die Apotheken in allen drei Ländern unter der gemeinsamen Marke auf; nach den Plänen von Penta sollen jährlich 75 neue Filialen eröffnen.

Penta mit Hauptquartier in Prag und Verwaltungssitz in Zypern hat seine Wurzeln in der Slowakei. In den 1990er Jahren startete die Firma als Wertpapierhändler, hat sich aber seitdem zu einer internationalen Investment- und Immobiliengruppe entwickelt. Auch Ärztezentren und Krankenversicherungen gehören zum Portfolio. Außerdem verdiente Penta unter anderem beim Ausbau des Flughafens in Prag. 2011 erwirtschafteten die Beteiligungen einen Gesamtumsatz von 1,7 Milliarden Euro.

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